Die Prozession
Die Krönung selbst beginnt um 11.00 Uhr Ortszeit in London (12:00 Uhr in Deutschland) in der Londoner Westminster Abbey. Seit der Krönung von Wilhelm dem Eroberer im Jahr 1066 werden alle Königinnen und Könige Englands und Großbritanniens in dieser Kirche gekrönt.
Zu Beginn ziehen zunächst Repräsentanten verschiedenster Religionen in die Kirche ein. Direkt dahinter folgen Flaggenträger aller Nationen, deren Staatsoperhaupt Charles III. ist – fünfzehn Nationen insgesamt.
Als letzte ziehen die Chöre ein. Die Musikalische Leitung der Zeremonie übernimmt Andrew Nethsingha, seit Januar Organist und Leiter der Chöre von Westminster Abbey.
Ganz nach Tradition: Beginn mit Kyrie
Die Church of England hat ein Programm online gestellt, das den genauen Ablauf der Liturgie festhält.
Der Prozession schließen sich die Begrüßungen und ein stilles Gebet an. Das erste Lied ist der Bittruf „Kyrie Eleison“ („Herr, erbarme dich“), komponiert vom walisischen Komponisten Paul Mealor (geb. 1975). Bemerkenswert ist, dass es auch auf walisisch gesungen wird – von Sir Bryn Terfel und dem Chor von Westminster Abbey.
Im Anschluss folgt das erste zentrale Element der Königstradition: Die Anerkennung des Königs. Der Erzbischof von Canterbury und Vertreter der großen Ritterorden präsentieren den König in alle Himmelsrichtungen.
Der neue König Charles III. leistet einen feierlichen Eid auf die Bibel. Dieser wird, wie gesetzlich vorgeschrieben, vom Erzbischof von Canterbury abgenommen. Im Anschluss erklingt ein Lobgesang von William Byrd: „Prevent Us, O Lord“. Anschließend spricht Charles III. ein persönliches Gebet.
Traditionelle und neue Kompositionen
Das „Gloria“ ist ebenfalls von William Byrd. Es stammt aus seiner „Mass for Four Voices“. Auf ein gemeinsames Gebet für den neuen König hält der britische Premierminister Rishi Sunak eine Lesung aus dem Brief des Paulus an die Kolosser.
Neu für die Krönung komponiert wurde das „Halleluja“ (Englisch: „Alleluia“) von Debbie Wiseman. Das Stück umrahmt eine Lesung aus dem Lukas-Evangelium. Beide Teile des Halleluja basieren auf Textpassagen aus Psalm 47: „O Clap your Hands“ und „O Sing Praises“.
Die Predigt wird anschließend von Erzbischof von Canterbury Justin Welby gehalten. Sie geht über in den gregorianischen Gesang „Veni, Creator“ („Komm, Schöpfer“). Es folgt ein Dankgebet für das Heilige Öl, mit dem die Salbung des Monarchen vollzogen wird.
Salbung und Präsentation der Krönungsinsignien
Während der Salbung, die von den Blicken des Publikums abgeschirmt wird, erklingt ein Stück, das den meisten bekannt sein wird: Georg Friedrich Händels „Zadok the Priest“ wird gesungen. Der Stuhl auf dem Charles III. sitzt, ist schon seit dem 13. Jahrhundert Teil der Krönungen in England. Er wurde von Edward I. in Auftrag gegeben und hält den Stein von Scone, welcher seit 1996 in Edinburgh Castle seinen Platz hat, nun aber für die Krönung nach London gebracht wurde.
Es folgt die Präsentation der Krönungsregalien. Dabei ist der Psalm 72, der Krönungspsalm der Könige von Juda, zu hören. Nicht auf Englisch oder Latein, sondern auf Griechisch. Hierzu wurde für die Krönung ein griechischer Chor eingeladen, um die Wurzeln des Königs hervorzuheben: Sein Vater, Prinz Philipp, war Prinz von Griechenland und Dänemark.
Königskrönung in Großbritannien Diese Kronjuwelen spielen bei der Krönung von Charles III. eine zentrale Rolle
Am 6. Mai vollzieht die britische Monarchie mit der Königskrönung von Charles III. ein jahrhundertealtes Zeremoniell, das kein anderes Königshaus Europas in dieser Form mehr zelebriert. Eine zentrale Rolle in dieser Tradition spielen verschiedene Krönungsinsignien aus den britischen Kronjuwelen, die alle eine Geschichte der britischen Monarchie erzählen. Wir haben die wichtigsten zusammengestellt.
Der Höhepunkt: Die Krönung
Der Höhepunkt der Feierlichkeiten ist natürlich die Krönung selbst. Hierbei setzt der Erzbischof von Canterbury Charles III. die Edwardskrone auf. Der Erzbischof proklamiert „God Save the King“ („Gott schütze den König“), was die Gemeinde schließlich wiederholt. Danach erklingt die „Wiener Philharmoniker Fanfare“ von Richard Strauss.
Für zwei Minuten läuten die Glocken von Westminster Abbey, darauf folgen Salutschüsse in ganz Großbritannien, Gibraltar, Bermuda und auf britischen Schiffen auf See. Der neue König wird gesegnet durch Vertreter der christlichen Kirchen.
Teilen sich ein Jubiläum: Weelkes und Byrd
Nach einem Segen folgt eine Hymne von Thomas Weelkes, der genau wie William Byrd, dessen Musik bereits erklang, im Jahr 1623 starb, also vor genau 400 Jahren. Im Anschluss wird Charles III. inthronisiert, es folgen Huldigungen durch die Kirche von England, die königliche Familie in Person des Kronprinzen William und das Volkes.
Vor der Krönung der Königsgemahlin Camilla wird die Hymne „Confortare“ von Sir Walford Davies gesungen, ursprünglich für die Krönung von König George VI. im Jahr 1937 geschrieben.
Krönung der „Queen Consort (Königsgemahlin)“
Die Krönung von Camilla gestaltet sich ähnlich wie die von Charles III. Sie wird ebenfalls gesalbt und ihr werden die Krönungsinsignien der Königin überreicht. Die eigentliche Krönung erfolgt mit der Queen Mary's Crown, dann wird Camilla inthronisiert.
Während der Inthronisierung wir eine Auftragskomposition von Musical-Gigant Andrew Lloyd Webber gesungen: „Make a Joyful Noise“.
Musik zum Abendmahl und Vaterunser
Es folgt das Gabengebet zur Musik von Henry Purcells Hymne „O God Thou Art My God“, dessen Endmusik „Westminster Abbeyׅ“ betitelt ist.
Nach Gebeten zur Eucharistie wird das Sanctus gesungen, eine Auftragskomposition von Roxanna Panufnik. Das Abendmahlsgebet wird fortgesetzt und das Vaterunser folgt.
Danach erklingt das „Agnus Dei“ in einer Komposition von Tarik O'Regan. Ihm folgen das Gebet zur Heiligen Kommunion und der Abschließende Segen. Auch das Amen nach der Kommunion wird musikalische unterstützt, mit einem Stück aus der Feder von Orlando Gibbons.
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Lobgesang und Hymne
Musikalisch beschließt die Hymne „The King Shall Rejoice“ von William Boyce den Krönungsgottesdienst. Sie wurde ursprünglich 1761 für die Krönung von George III. komponiert.
Im Anschluss erklingt eine Komposition von Sir William Walton, das Krönungs-Te Deum.
Abschluss und Auszug
Der gesangliche Abschluss ist die Nationalhymne von Großbritannien, „God Save the King“, arrangiert von in einem Arrangement des britischen Komponisten Gordon Jacob (1895 - 1984).
Bei dem Auszug aus Westminster Abbey erklingen schließlich Sir Edward Elgars „Pomp & Circumstance March Nr. 4“ in einem Arrangement von Iain Farrington und Sir Hubert Parrys „March from the Birds“, bearbeitet von John Rutter.