Die Edwardskrone: Eine Krönungskrone der britischen Monarchen
Zum letzten Mal war die Saint Edward’s Crown bei der Krönung von Elisabeth II. am 2. Juni 1953 im Einsatz. Es ist die Krone, die dem Monarchen im eigentlichen Krönungsakt auf den Kopf gesetzt wird. Zumindest den meisten: Königin Victoria und ihrem Sohn Edward VII. war die Goldkrone, die mehr als zwei Kilo wiegt, zu schwer. Sie ruhte bei ihren Krönungen auf dem Altar der Westminster Abbey.
Die originale Edwardskrone wurde im Mittelalter als Reliquie verehrt. Sie soll Eduard dem Bekenner, Englands König zwischen 1042 und 1066, gehört haben. Ab dem 12. Jahrhundert wurde Eduard als Heiliger verehrt, die Krönung mit seiner Krone bedeutete für seine Nachfolger sowohl göttliche Legitimation als auch eine direkte Verbindung zum großen König der Vergangenheit.
Die heilige Krone wurde im 17. Jahrhundert vernichtet. Karl I. versuchte, das britische Parlament zu entmachten und eine absolutistische Monarchie zu etablieren. Oliver Cromwell ließ den König daraufhin absetzen und wegen Hochverrats hinrichten. Kurzzeitig herrschte auf den britischen Inseln die Republik und die Kronjuwelen wurden eingeschmolzen. Die heutige Edwardskrone stammt aus dem Jahr 1661 und wurde für die Krönung von Karl II. neu gefertigt.
Der schottische Krönungsstein wurde aus Edinburgh eingeführt
Während der Krönung wird Charles III. auf dem Krönungsstuhl der britischen Könige Platz nehmen. Er wurde 1296 von König Eduard I. in Auftrag gegeben, um den schottischen Stone of Scone in das britische Thronzeremoniell zu integrieren. Alle Monarchinnen und Monarchen Englands und Großbritanniens seit dem 14. Jahrhunderts wurden auf ihm gekrönt.
Auf dem Stone of Scone sitzend wurden schon im frühen Mittelalter die schottischen Könige gekrönt. Eduard I. holte ihn nach London. Erst 1996, nach 700 Jahren, kehrte er auf Beschluss des britischen Parlaments ins Schloss von Edinburgh zurück. Für die Krönung von Charles III. wurde der Stein nach London gebracht, er kehrt aber nach der Feier wieder nach Schottland zurück.
Bis zu seiner Rückgabe befand ich der Stein in einem Hohlraum unter der Sitzfläche des Krönungsstuhls. Dieser erscheint überraschend schlicht, beachtet man seine hohe zeremonielle Bedeutung. Das war nicht immer so: Im Mittelalter zierten ihn kostbare Bemalungen, die nicht mehr erhalten sind. Heute erkennt man auf ihm stattdessen Initialen und andere Graffitis von Pilgern und Chorknaben, die sich im 18. und 19. Jahrhundert auf dem Stuhl verewigten.
Königskrönung in Großbritannien Die Musik der Krönung von Charles III.
Charles III. wird am 06. Mai in Westminster Abbey gekrönt. Hierfür wurden eine Reihe an Auftragskompositionen vergeben, aber auch traditionelle Musik wird erklingen.
Salbung mit gesegnetem Öl aus Jerusalem
Die Salbung des Monarchen gilt als heiligster Akt der Krönung. Es ist der einzige Teil, der für das Publikum nicht live im Fernsehen zu sehen sein wird. Der Erzbischof von Canterbury wird das Haupt, die Brust und die Hände des Königs mit heiligem Öl salben, das in Jerusalem hergestellt und durch den Patriarchen von Jerusalem gesegnet wurde.
Das Öl befindet sich in einer Ampulle aus purem Gold. Sie hat die Form eines Adlers in Erinnerung an eine Legende, nach der dem Heiligen Thomas von Canterburry (1118 – 1170) im Traum die Jungfrau Maria in Begleitung eines goldenen Adlers erschien. Die Mutter Gottes habe ihm verkündet, dass der Adler künftig alle Könige Englands krönen solle.
Der Löffel, mit dem der König gesalbt wird, ist das älteste Stück der Kronjuwelen und das einzige, dass in der Cromwell-Zeit der Einschmelzung entging. Er wird erstmals 1349 im Inventar der Schätze von Westminster Abbey erwähnt.
Symbole der weltlichen und geistlichen Macht: Reichsapfel und Zepter
Nach der Salbung werden dem König die zentralen Symbole seiner Macht überreicht. Die wichtigsten Gegenstände in diesem Teil der Zeremonie sind der Reichsapfel und das Kreuzeszepter.
Der Reichsapfel symbolisiert die Macht des christlichen Glaubens. Er wiegt mehr als ein Kilogramm und ist besetzt mit Smaragden, Rubinen, Saphiren, Diamanten und Perlen. Während der Zeremonie wird er dem König in die Hand gegeben, zur eigentlichen Krönung wird er auf dem Hochaltar der Westminster Abbey platziert.
Wie der Reichsapfel wird das Zepter seit 1661 bei jeder Krönung genutzt. Es symbolisiert die weltliche Herrschaft des Königs und geht in seiner Form auf einen Streitkolben zurück. Seit 1911 schmückt der Cullinan-I-Diamant das Zepter. Er ist der größte der neun großen Cullinan-Diamanten, die aus dem größten jemals gefundenen Rohdiamanten (3.106 Karat) geschliffen wurden. Auch die anderen Cullinan-Diamanten befinden sich im britischen Kronschatz.
Die Imperial State Crown wird Charles' reguläre Königskrone
Beim Auszug aus der Westminster Abbey wird König Charles die Imperial State Crown tragen. Es ist die Krone, die auch Königin Elisabeth II. bei zeremoniellen Anlässen wie der Parlamentseröffnung trug. Mit 1,06 Kilogramm ist sie nur halb so schwer wie die Edwardskrone.
Seit 1660 existierten zehn Fassungen der Krone, ihre heutige Form hat sie seit 1937. In der Imperial State Crown wurden einige der bedeutendsten Edelsteine des Kronschatzes verarbeitet: Im Zentrum des diamantbesetzten Kreuzes sitzt ein Saphir, der aus einem Ring des heiligen Eduards stammen soll. Die großen Steine der Frontseite sind der „Rubin des Schwarzen Prinzen“ aus dem 14. Jahrhundert, nach heutiger Definition eigentlich ein Spinell, und der zweitgrößte Cullinan-Diamant. Auch Perlen aus den Ohrgehängen von Elisabeth I. sind angeblich verarbeitet.
Charles III. trägt einen 200 Jahre alten Krönungsmantel
Auch die Gewänder des Königs sind historisch: Der Krönungsmantel wurde 1821 für die Krönung von König Georg IV. geschaffen. Auch Georg V., Georg VI. und Elisabeth II. trugen ihn bei ihren Krönungen.
Gewebt ist der Mantel aus Seide, Gold und Silber. Ihn zieren englische Rosen, schottische Disteln, irische Shamrock-Kleeblätter, Kronen, Adler und Fleur-de-Lys (französische Königslilie).
Darunter trägt Charles III. eine goldgewirkte Supertunika, die 1911 für die Krönung von Georg V. gefertigt wurde.
Camillas Krone kommt ohne problematischen Diamanten aus
Nach der Krönung von Charles III. folgt die Krönung von Königin Camilla. Diese erfolgt mit der Crown of Queen Mary. Die Krone, die in ihren schlanken, hochstrebenden Formen vom Jugendstil geprägt ist, wurde 1911 für die Krönung von Maria von Teck, der Frau Georgs V., geschaffen.
Ursprünglich strahlte im Zentrum der Krone der berühmte indische Koh-i-Noor-Diamant. Er ist mit knapp 109 Karat einer der größten Diamanten der Welt. Sein Verbleib im britischen Kronschatz steht seit Jahren in der Kritik, denn der Stein gelangte im Zuge der kolonialen Besetzung Indiens in britischen Besitz. Auf indischer Seite wird immer wieder seine Rückgabe gefordert. Für die Krönung von Camilla werden drei Steine des großen Cullinan-Diamanten in die Krone eingesetzt.