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Erlebte Geschichte

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Zum 100. Geburtstag von Klaus Huber
Aufbrüche, Rückblicke, Zeitläufte
„Was Schönheit ist - das weiß i net.“
oder "Von der Herrschaft der Oberfläche"
Von Armin Köhler

Noch in seinem 20. Lebensjahr hat er ernsthaft erwogen, sich dem Studium des Waldbaues zuzuwenden. Mit einer Arbeit über „Spross und Knospe der Buch im Winterzustand“ versuchte er, Wachstums- und Verzweigungsgesetze abzuleiten. Gewachsen ist hingegen seither ein ansehnliches Werkverzeichnis, mit Werken, die nicht nur der „Musique pure“ zuzurechnen sind. Für Klaus Huber ist es vielmehr nicht mehr tragbar, sich auf eine hermetische Tonkunst zu beschränken, die „die konkreten Abhängigkeiten und Bedingtheiten unserer Existenz Tag für Tag registriert.“ Für ihn ist Komponieren „eine äußerst komplexe, kritische, seismographisch genaue Möglichkeit der Auseinandersetzung und Äußerung von Bewusstsein heute und jetzt.“ Deshalb zögert er auch nicht, seine Musik als „Bekenntnismusik“ zu bezeichnen. Darüber hinaus hat er sich permanent mit musiktheoretischen Fragen der Zeit reflektierend auseinander gesetzt und seit 1989 Formen der Mikrotonalität auf ganz eigene Weise kultiviert. Die Poetik des russischen Dichters Ossip Mandelstam wird in den 90er Jahren zu einem zentralen Orientierungspunkt von Klaus Huber. Neben dem Komponieren hat er sich aber immer auch um die Musikvermittlung gekümmert. So gründete er 1969 das Komponistenseminar in Boswil mit und seine Lehrtätigkeit an der Freiburger Musikhochschule zwischen 1973 und 1990 gilt mittlerweile als legendär. Immer wieder hat er sich auch verbal in den Kunstprozess eingemischt, zum Beispiel auch zu Fragen über die konflikthafte Dualität von Ich und Welt sowie das wechselvolle Verhältnis von Masse und Avantgarde.

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Autor/in
SWR