Donaueschinger Musiktage 2007 | Werkbeschreibung

Werke des Jahres 2007: "Eintauchen – Auftauchen"

Stand
Autor/in
Erwin Stache

Die Einflussnahme auf den Raum ist ein wesentlicher Punkt meiner Installationen. Die auf einem der Teiche im Schlosspark schwimmenden roboterartigen Maschinengebilde sind technische Objekte, die eigentlich Fremdkörper in der natürlichen Umgebung sind. Trotzdem sollen sie sich mit den Gegebenheiten arrangieren. Die Objekte tauchen Metallröhren ins Wasser ein, wodurch die Tonhöhe verändert wird. Sie sind dem Wind und Regen und allen Wasserschwankungen ausgesetzt. Damit ist das präzise Steuern der Töne kaum möglich, und es ergeben sich kompositorische Unschärfen, die den Maschinen eine gewisse Lebendigkeit verleihen. Interessant für mich ist immer wieder die Frage: Was passiert mit den scheinbar zufällig erzeugten Tönen eines Windspiels oder den Stimmen der Vögel oder den Geräuschen einer Stadtkulisse, wenn wir bewusst zuhören, die Töne, Klänge, Geräusche und Pausen in unserem Kopf in Beziehung setzen und analysieren? Eine Klanginstallation bietet immer wieder eine gute Möglichkeit, diese Frage zu stellen, indem sie völlig unabhängig vom Zuhörer und unabhängig davon, ob überhaupt jemand da ist, akustische Signale aussendet. In diesem Sinne spielen die Objekte einerseits ähnlich einem Windspiel scheinbar zufällig Töne und verändern diese. Andererseits kommt es zu gewissen "Absprachen". Die Klangobjekte koordinieren sich, spielen sich als Frage und Antwort die Töne zu, reagieren nach vorgefertigten Mustern. Greift das Publikum ein, werden klare Bewegungs- und Tonabläufe zelebriert, die akustischen Kräfte quasi gebündelt, die sich dann später nach und nach wieder auflösen.

Durch die Anordnung zweier Röhren an einem auf- und ab schwingenden Arm, wird die Tonerzeugung auch optisch als eine Art Geste hervorgehoben. Viele meiner Instrumente sind so gebaut, dass die Bewegung, die letztendlich für das akustische Ergebnis verantwortlich ist, auch eine interessante Aktion darstellt. Im Gegensatz zu einer szenischen Ausgangssituation, wo eine bestimmte Haltung, ein schauspielerischer Moment gezeigt werden soll, interessieren mich vor allem die Situationen, die unweigerlich beim Erzeugen von Tönen entstehen. Die Gestik beim Spielen meiner Instrumente und die manchmal komisch anmutenden Bewegungsabläufe der Installationen sind beabsichtigt und geben dem Ganzen eine leicht humoristische Komponente, die durch den verfremdeten Einsatz von Alltagsgegenständen verstärkt wird. Es ist eine bestimmte Sichtweise, die die alltäglichen Dinge losgelöst von ihrer eigentlichen Bestimmung betrachtet. Geräte, Maschinen, Objekte werden vor ihrer ersten Benutzung auseinander gebaut, um sie gründlich zu untersuchen. Baumarktutensilien werden oft nie ihrem eigentlichen Bestimmungszweck zugeführt. Eine Sichtweise, an die man sich gewöhnen kann.

Stand
Autor/in
Erwin Stache