In der Baar-Sporthalle ist es laut am Freitag Vormittag. Techniker bereiten die Generalprobe des Sinfonieorchesters vor, sind damit beschäftigt, Mikrofone zu stellen: überall wird fleißig gearbeitet. Mitten in diesem Trubel soll Helmut Oehring den Musikstudenten Rede und Antwort stehen. Es geht um sein Stück "Goya I – Yo lo vi", das auch Teil des feierlichen Eröffnungskonzerts ist.
Helmut Oehring ist erkältet und kann nicht laut sprechen. Wie früher im Kasperletheater sitzen etwa 200 Musikstudenten um ihn herum. Die meisten ertragen sehr geduldig, dass sie so gut wie nichts verstehen können. Dann kommt endlich die langersehnte Verstärkeranlage.
"Musik ist wie kein anderes Medium in der Lage, die Menschen zu erreichen – sie krabbelt über das Rückenmark ins Gehirn – und auch ins Herz".
In diesem Sinne will sich der Komponist mit seiner Musik Themen widmen und Sensibilität erzeugen. Beim diesjährigen Donaueschinger Projekt interessiert Oehring der spanische Maler und Grafiker Francisco de Goya. Dessen Bilderzyklus "Die Schrecken des Krieges" zeigt schonungslos wahrhaftig Schrecken, Elend und Grauen.
"Für mich ist der Zyklus eine Reihe von Filmstills, und die Musik, die ich geschrieben habe, ist sozusagen die Filmmusik dazu." Oehring geht noch weiter: Sein Stück komme aus dem Jetzt, die Thematik sei für ihn von brennender Aktualität. Er verwendet Zitate von Beethoven, verpflanzt sie in ein neues Umfeld. Sie symbolisieren für ihn Fremde und auch Flucht, weitere Themen, die Oehring beschäftigen.
Dann ist es soweit – die riesigen Aufbauten des Orchesters sind abgeschlossen, die Generalprobe beginnt. Und 200 wissbegierige und neugierige Studenten sind gespannt, wie sie das Grauen, das Oehring beschreibt, musikalisch erreichen wird.
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- Workshop für Kunst- und Musikstudenten mit Künstlern des Festivals, Helmut Oehring, GOYA I - Yo lo vi für Orchester für Orchester unter Verwendung einiger Zitate von Beethoven
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