Donaueschinger Musiktage 2002 | Bericht

Bericht über "Mundrundum" von Jaap Blonk

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Der Mund von Jaap Blonk, dem Stimm-Interpreten und Lautdichter und -komponisten aus Amsterdam, ist in "Mundrundum" die einzige Klangquelle. Blonk arbeitet mit Quadrophonie und sechs Mikrofonen, um im Raum an unterschiedlichen Stellen und aus unterschiedlichen Richtungen Klänge und Klangqualitäten zu erzeugen. Damit überträgt Blonk seine subjektive Klang- und Körpererfahrung bei der Lautinterpretation – er selbst spürt die Laute aus der Nase, aus den Mundwinkeln, aus der Speiseröhre, überall – auf den Raum.

In "Mundrundum" verzichtet Blonk auf Laute, die aus Sprache entwickelt wurden und nutzt ausschließlich Körperklänge. Im Laufe des Stücks integriert er allerdings Passagen, die eher sprachlich gedacht sind, zum Beispiel als Anrede des Publikums. Auch hier verwendet er keine Wörter aus Sprache, sondern die von ihm "retroprosiv" genannte Sprache, wobei Konsonanten injektiv einatmend und Vokale ausatmend gesprochen werden.

Die Dramaturgie von "Mundrundum" basiert, so Blonk, auf "Steigerung und Verinnerlichung. So dass ich am Ende in meiner eigenen Welt war, und da auch die Steigerung und Übersteigerung der menschlichen Klänge versucht habe."

In Lautpoesie sieht Jaap Blonk die Schnittmenge von Poesie und Musik. Als Lautpoet genießt er die Freiheit, musikalische und literarische Prinzipien auch im selben Stück verwenden zu können.

Festivaljahrgänge
Donaueschinger Musiktage 2002
Themen in diesem Beitrag
Jaap Blonk, Mundrundum
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Autor/in
SWR