O Täler weit, o Höhen
1.O Täler weit, o Höhen,
o schöner, grüner Wald,
du meiner Lust und Wehen
andächt’ger Aufenthalt.
Da draußen, stets betrogen,
saust die geschäft’ge Welt;
|: schlag noch einmal die Bogen
um mich, du grünes Zelt. :|
2. Wenn es beginnt zu tagen,
die Erde dampft und blinkt,
die Vögel lustig schlagen,
dass dir dein Herz erklingt:
Da mag vergehn, verwehen
das trübe Erdenleid,
|: da sollst du auferstehen
in junger Herrlichkeit. :|
3. Im Walde steht geschrieben
ein stilles, ernstes Wort
vom rechten Tun und Lieben
und was des Menschen Hort.
Ich habe treu gelesen
die Worte schlicht und wahr.
|: und durch mein ganzes Wesen
ward’s unaussprechlich klar. :|
4. Bald werd ich dich verlassen,
fremd in der Fremde gehn,
auf bunt bewegten Gassen
des Lebens Schauspiel sehn;
und mitten in dem Leben
wird deines Ernsts Gewalt
|: mich Einsamen erheben,
so wird mein Herz nicht alt. :|
Melodie: Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847), „Sechs Lieder im Freien zu singen für vierstimmigen gemischten Chor“ op. 59 Nr. 3 („Abschied vom Walde“), 1843
Text: Joseph von Eichendorff (1788–1857), 1810
Vom Kammerchor Stuttgart für das Liederprojekt gesungen.