Bertram Engel, Drummer von Udo Lindenberg und Peter Maffay, gilt als einer der besten Schlagzeuger Deutschlands. In seiner neuen Autobiografie wirft er einen schonungslosen Blick hinter die Kulissen des Rock’n’Roll-Business. „Wir haben alle nicht im Weihwasser gebadet“, sagt Engel in SWR Kultur, „aber seit 25 Jahren sind wir clean“.
Seit fast 50 Jahren schwingt der Komponist, Produzent und Sänger Bertram Engel den Drumstick für Udo Lindenberg und Peter Maffay. Nun ist der Schlagzeuger, der als einer der besten in Deutschland gilt und auch mit Marius Müller-Westernhagen, Joe Cocker, Eric Burdon oder Bruce Springsteen auf der Bühne stand, unter die Buchautoren gegangen.
In seiner Autobiografie „Mit alten Männern spiel' ich nicht“ plaudert er aus dem Nähkästchen des deutschen Rock’n’Roll-Business.
Der Rock’n’Roll hält jung
Der Buchtitel sei eine Metapher, sagt Bertram Engel in SWR Kultur. Auch wenn er selbst mittlerweile alt sei, halte der Rock’n’Roll ihn jung.
Den Satz „Mit alten Männern spiele ich nicht“ habe er vor rund 40 Jahren Peter Maffay hingeschleudert, nachdem dieser ihn als Drummer für seine Band engagiert hatte. Seiner Karriere habe das nicht geschadet, im Gegenteil: Maffay habe das nachhaltig beeindruckt, erzählt Engel.
Mit 18 Jahren vor 70.000 Leuten
In seiner Autobiografie schildert Engel die aufregendsten Erlebnisse seiner fast fünfzigjährigen Karriere. Zum Beispiel der erste große Auftritt mit Udo Lindenberg auf dem Nürnberger Zeppelinplatz vor 70.000 Leuten. Da war er gerade mal 18 Jahre alt.
„Da habe ich mir schon ziemlich in die Hose gemacht“, sagt Bertram Engel. Udo sei betrunken gewesen, die Stimme kaputt. „Da dachte ich: Mit diesem Mann werde ich nicht alt. Aber die Geschichte sollte anders kommen – denn ich spiele mit ihm ja immer noch.“
Mit Peter Maffay habe er in Afghanistan für die Blaumhelme gespielt und nachts die Schüsse der Taliban gehört. Ein anderes unvergessliches Erlebnis: das Konzert im Palast der Republik mit Udo Lindenberg.
„Seit 25 Jahren sind wir alle clean“
Das Rocker-Leben mit Drogen und Alkohol gehöre allerdings der Vergangenheit an, sagt Bertram Engel: „Seit 25 Jahren sind wir alle clean.“
Sie seien damals unfassbar viel unterwegs gewesen. Stress und Übermüdung hätten zu einem ungesunden Lebensstil geführt. „Wir haben alle nicht im Weihwasser gebadet“, so Engel.
Mit Udo Lindenberg in der DDR
24.6. und 9.9.1987 Udo Lindenberg trifft Erich Honecker
24.6./9.9.1987 | Jahrelang bemüht sich Udo Lindenberg um einen Auftritt in der DDR. Im Frühjahr 1983 lässt er seinen Frust raus im Stück Sonderzug nach Pankow, indem er den Oberindianer Honni – gemeint war der DDR-Staatsratsvorsitzende Erich Honecker auffordert, sich doch mal locker zu machen. Im Oktober 1983 darf er dann tatsächlich spielen, aber nur vor ausgewähltem Publikum aus Funktionären und regimetreuen FDJlern. Das reicht Lindenberg nicht, er will vor richtigen Fans spielen. Er versucht es weiter. Im Juni 1987 schickt er Honecker als Geschenk eine Lederjacke. Honecker bedankt sich dafür und schickt seinerseits eine Schalmei an Udo Lindenberg. Der wiederum äußert sich dazu am 24.6. in einem Interview mit dem Südwestfunk. Keine drei Monate später, am 9. September 1987 treffen sich die beiden schließlich anlässlich einer Reise Honeckers in die Bundesrepublik vor dem Engelshaus in Wuppertal. Umringt von einer Riesenmenge an Schaulustigen, unter ihnen SDR-Reporter Ralph Martin.
Doch die Hoffnung war verführt – erst nach dem Fall der Mauer 1990 kann Udo Lindenberg in der DDR auf Tournee gehen.