Boris Blank, hauptverantwortlich für die Musik beim Schweizer Elektronik-Duos Yello, hat eine Soundlandschaft für die Therme von Architekt Mario Botta im schweizerischen Baden komponiert. Diese Musik ursprünglich eine Auftragsarbeit für die Sauna, ist auch jetzt auch als Album unter dem Titel „Resonance“ zu hören.
Faszinierend an Yello war schon immer, wie bei dem Schweizer Elektronik-Duo eine sehr bürgerliche Aura und eine Verweigerungshaltung zusammenkommen und sich dabei musikalischer Witz und persönliche Eleganz mischen. Dass Boris Blank, der Hauptverantwortliche für die Musik von Yello, nicht für seinen Witz engagiert wurde, als er den Auftrag bekam, Sounds für eine Schweizer Wellnesstherme zu komponieren, liegt erstmal auf der Hand.
Ist es eine gute Idee, Ambient Music einer Therme auf ein Album zu pressen?
Ist es eine gute Idee, Musik, die für bestimmte Räume und einen bestimmten Zweck komponiert wurde, für den Hausgebrauch zu veröffentlichen? Entwickelt wurde die Musik auf Boris Blanks Soloalbum „Resonance“, um als 3D-Soundlandschaft den „Kosmos“ zu beschallen, einen speziellen Entspannungsbereich in der „Fortyseven Wellness Therme“ im schweizerischen Baden. Entworfen wurde sie vom Stararchitekten Mario Botta.
Wellenrauschen, Möwenschreien, Schiffsirenen
Der Track „Respiro di Mare“, „Atem des Meeres“, beginnt mit Wellenrauschen, Möwenschreien und einem Schiffstuten. Noch plakativer hätte man es nun wirklich nicht hinbekommen. Im Stück „North Of Eden“ sind es Vogelgezwitscher und das Plätschern eines Baches, bevor die sanften elektronischen Klänge wie ein feiner Nebel aus Raumspray einsetzen.
Wellnessmusik für die Sauna mit allen Klischees
Was erwartet man denn auch, es geht hier schließlich um Wellness. Musik, die beim Besuch der Farbsauna irgendwo im Hintergrund aus den Lautsprechern wabert und einem signalisiert dass jetzt nichts, aber auch wirklich gar nichts mehr von einem verlangt wird als sich zu entspannen. Dafür muss man halt auch die Musik aufs niedrigste Niveau herunterdimmen. Herkömmlicherweise geschieht das mit Naturklängen, mit irgendwie „sphärischen“ Sounds, mit kurzen Gesangeinsätzen gehauchter Frauenstimmen, die wie ein Nebel herein- und gleich wieder herauswehen. So auch bei Boris Blank. Okay, die Panflöte hat er weggelassen.
Boris Blank gibt an, Kitsch vermeiden zu wollen – wirklich?
Boris Blank sollte Musik produzieren, die das Label „unaufdringlich“ und „entspannend“ erfüllt. Herausgekommen sind am Ende so hochtrabende Titel wie „Elements Of Life“, „Time Bridges“, „Angel Base“ oder „North Of Eden“ – Musik, die einen eher an die New–Age–Playlist auf Spotify erinnert. Dabei habe Blank bei der Produktion versucht, „Kitsch zu vermeiden“ und „es nicht zu süßlich klingen zu lassen“, so der Presstext im Begleitheft. Herausgekommen aber ist eine etwas enttäuschende Platte, die dann eben doch nur in einer Wellness-Therme gehört werden sollte.