Spätestens Ende der 1950er wurde Heidelberg eine Jazz-Hochburg. Viele der US-Soldaten waren Musiker und spielten Blues und Jazz in den Kneipen der Stadt. Das „Jazz-Virus“ lebt bis heute weiter im vor 50 Jahren gegründeten Jazzclub Heidelberg.
Im Dezember 1973 gründeten ein paar Enthusiasten den Heidelberger Jazzclub, um lokale Bands zu fördern und internationale Jazz-Stars in die Stadt zu locken. Der feiert ab dem 19. Februar sein 50-jähriges Bestehen mit einem großen Jubiläumsprogramm.
1957 war Heidelberg Kulisse eines Schlagerfilms mit Jazz-Anklängen
Wie angesagt Jazzmusik in Heidelberg einmal war, belegt zum Beispiel auch der Schlagerfilm „Die große Chance“ von Hans Quest aus dem Jahr 1957, gedreht in Heidelberg, unter anderem mit Freddy Quinn und Walter Giller: Giller spielt darin den Maschinenbaustudenten Walter Gerber, der nachts im Heidelberger Jazzkeller mit seiner Trompete auftritt, sehr zum Missfallen seines Vaters.Der echte Jazzclub existierte damals noch gar nicht, der musste erst gegründet werden.
1970 ziehen die „Jazzer“ in den Keller Uni-Gebäudes in der Altstadt
Zeitsprung in frühen 1970er-Jahre: Mario Damolin studierte damals in Heidelberg eher lustlos vor sich hin – sein Fokus lag ganz klar beim Jazz. Damolin und seine Freunde spielen in einer Band, es fehlt jedoch ein Ort zum Auftreten. Die Universität gestattet den jungen „Jazzern“ schließlich, den Keller des Hauses „Buhl“ als Bühne zu nutzen.
Heidelberger Jazzbands stiften mit ihren Gagen das Grundkapital
Mario Damolin und seine Musiker-Freunde gründen dort ihren Jazzclub im Dezember 1973. Das Ziel: Jazzgruppen in Stadt und Region Auftrittsmöglichkeiten zu bieten. Die Heidelberger Jazzbands treten zunächst ohne Gage auf, um dem Club etwas Grundkapital zu verschaffen. Kurz darauf kommt dann die Stadt als finanzielle Unterstützerin mit ins Boot. Dafür stellt der Jazzclub im Auftrag der Stadt ab 1974 das Programm der jährlich stattfindenden „Heidelberger Jazztage“ zusammen – und kann dabei auch internationale Größen wie Schlagzeuger Art Blakely, Saxofonist Archy Shepp oder Kontrabassist Charles Mingus verpflichten.
Neubeginn 1984 nach langer Durststrecke
Ende der 1970er Jahre war der Heidelberger Jazzclub so gut wie tot. Der Grund: Für manche Gründer, die selbst Musik machten, war der Jazzclub ein Karriere-Sprungbrett - sie wurden Berufsmusiker. Anderen fehlte irgendwann die Zeit, den Club am Laufen zu halten. 1984 feierte der Heidelberger Jazzclub schließlich seine Wiederauferstehung dank einer neuen Generation von Jazz-Liebhabern.
Mehrfache Auszeichnung mit „Applaus-Preis“ der Kultur-Staatsministerin
Seitdem finden einmal im Monat Jazzclub-Konzerte statt, mittlerweile in den Räumen des „Deutsch-Amerikanischen Instituts“. Einen guten Ruf hat der Heidelberger Jazzclub nach wie vor: Fünf Mal hat er in den vergangenen Jahren den „Applaus-Preis“ der Kultur-Staatsministerin erhalten - als beste Spielstätte und für seine Konzertreihen. Ob es den Jazzclub noch in 10, 20 Jahren geben wird? Der 77 Jahre alte Mitgründer Mario Damolin, immer noch aktives Club-Mitglied, ist optimistisch und skeptisch zugleich:
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