Ein kritischer Beobachter
Rowohlt-Berlin-Verleger Gunnar Schmidt, der auch der Lektor von Delius war, erklärte, dieser habe „als Zeitgenosse geschrieben, als wacher Beobachter, aus dem Fluss der Dinge heraus – dicht an der Gegenwart, dicht am Leben.“
Der Schriftsteller Friedrich Christian Delius im Gespräch (SWR2 Zeitgenossen 2017)
Delius war 2011 mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet worden, dem angesehensten deutschen Literaturpreis. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung begründete dies damals damit, dass Delius als „kritischer, findiger und erfinderischer Beobachter“ in seinen Romanen und Erzählungen die Geschichte der deutschen Bewusstseinslagen im 20. Jahrhundert erzählt habe – „von der Vorgeschichte der NS-Zeit über die Zeit der Teilung bis in die unmittelbare Gegenwart“.
Polarisierend und nah am Zeitgeschehen
Delius kam im Februar 1943 in Rom zur Welt und wuchs in Hessen auf. Mit 18 Jahren veröffentlichte er erste Gedichte, mit 21 Jahren stieß er zur Gruppe 47, der bekanntesten westdeutschen Vereinigung von Schriftstellern. Die Romane und Erzählungen von Delius wurden in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt.
Immer wieder eckte Delius mit seinen Veröffentlichungen auch an. So zog der Siemens-Konzern gegen seine 1972 erschienene Dokumentarsatire „Unsere Siemens-Welt“ vor Gericht.
Der Schriftsteller verarbeitete mit seinen Titeln immer wieder aktuelle Geschehen. So etwa mit „Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde“ den deutschen Sieg bei der Fußballweltmeisterschaft 1954 oder mit seiner „Deutscher Herbst“-Trilogie den RAF-Terrorismus.