Kinderbuch

Eric Carle – der Vater der Raupe Nimmersatt mit 91 Jahren verstorben

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Die Raupe Nimmersatt, der Käfer Immerfrech: Die Illustrationen und Bilder des US-Amerikaners Eric Carle haben die Kindheit vieler Menschen auf der ganzen Welt geprägt. Wie nun bekannt wurde, ist Carle, der einen Teil seiner Kindheit in Stuttgart-Feuerbach verbrachte, am 21. Mai 2021 mit 91 Jahren in den USA verstorben.

Das Buch als Spielzeug

Für den 1929 geborenen Eric Carle sollten seine Kinderbücher kein moralisch-pädagogischer Fingerzeig werden, wie etwa die Märchen der Gebrüder Grimm. „Der erste Gang zur Schule ist eine traumatische Sache“, sagte Eric Carle einmal in einem Interview. „Um den Schulgang leichter zu machen, mache ich Bücher, wo das Buch halb Spielzeug ist zum Anfassen und halb Buch zum Lernen.“

Carle hasste die Schule

Der Künstler erinnerte sich dabei an seine eigene Schulzeit: Als seine 1929 in die USA ausgewanderte Familie sechs Jahre später nach Stuttgart zurückkehrt, wird der „Ami“, wie ihn seine Spielkameraden nennen, eingeschult und leidet unter der körperlichen Züchtigung der Lehrer — Eric hasst die Schule.

Im Alter von 17 Jahren nimmt er ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste auf und arbeitet später als Grafiker. Anfang der 1950er kehrt er zurück in die USA und illustriert unter anderem für die New York Times.

Doch nicht alles läuft so friedlich und beschaulich ab: Noch zum Ende des Zweiten Weltkrieges wird Carle mit 15 Jahren als Hitlerjunge an den Westwall abkommandiert und später, nach seiner Rückkehr in die USA, muss er dort ebenfalls Wehrdienst ableisten — stationiert in Deutschland.

Northampton im Bundesstaat Massachusetts

Leben | Zum Tod von Eric Carle In meiner Kindheit gab es keine Farben – Kinderbuchautor Eric Carle

Das Markenzeichen seiner Kinderbücher sind die leuchtenden Farben. Die Sehnsucht danach weckte eine Kindheit im Krieg, als alles grau, grün und braun getarnt war.

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„The very hungry Caterpillar“

Carle entwickelt sein Markenzeichen: collagiertes dünnes Seidenpapier, bemalt mit bunten Acrylfarben, auf das Wesentliche reduziert.

Als Kinderbuchautor gelingt ihm der Durchbruch mit der Raupe Nimmersatt, die in den USA unter dem Titel „The very hungry Caterpillar“ erscheint. Für den deutschen Markt wird Carle vom späteren Leiter des Hildesheimer Gerstenberg-Verlages, Viktor Christen, entdeckt.

Cover des Buches Die kleine Raupe Nimmersatt

Bestseller im Buchhandel

Die Bildergeschichte ist der Gegenentwurf zu den klassischen Kinderbüchern dieser Zeit: In den dicken Pappkartonseiten waren Löcher eingestanzt, um haptisch nachvollziehbar zu machen, wie sich die Raupe durch die Leckereien frisst.

„Als die Raupe publiziert wurde, nahm der Buchhandel sie auf wie jedes andere Buch“, erinnert sich Christen. „Sie haben nicht mehr bestellt, nur weil da etwa Löcher drin gewesen sind.“

Die Kinder jedoch griffen in den Buchhandlungen nach der Bildergeschichte und belehrten den Handel eines Besseren. Rund 50 Millionen Exemplare sind bis heute über den Ladentisch gegangen.

Was Kinder wollen

Am Sonnabend fraß sie sich durch ein Stück Schokoladenkuchen, eine Eiswaffel, eine saure Gurke und eine Stück Melone. An diesem Abend hatte sie Bauchschmerzen.

Beatrix Sureanu vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels glaubt, dass der anarchische Grundgedanke der Fressgeschichte bei Kindern besonders gut ankommt: „Die Raupe frisst jeden Tag ein Stück Obst mehr, was Kinder natürlich auch großartig finden: Einfach alles Mögliche durcheinander zu essen, bis man Bauchschmerzen hat. Auch die zeitlosen Illustrationen sprächen Kinder an: „Knallige Farben, einfache Struktur, sowohl in der Bildsprache als auch textlich.“

Idyllische Kindheit in Stuttgart-Feuerbach

Insekten und Spinnen sind die Stars in vielen Bildergeschichten Eric Carles. Die Kindheit in Stuttgart hat ihn geprägt. „Mein Vater und ich gingen jedes Wochenende spazieren“, erinnert sich der Schriftsteller.

„Meistens gingen wir in Feuerbach den Bach entlang, durch den Wald zum Muckenstüble und dann zur Solitude. Unterwegs fanden wir Eidechsen, Käfer, Ameisen, Bienen. Hätten wir in Afrika gelebt, dann wären wahrscheinlich Giraffen und Elefanten in meinen Geschichten, aber so sind es kleine Tiere geworden.“

Echo in den Sozialen Medien

Als am 26.5.2021 bekannt wird, dass Carle wenige Tage zuvor in den USA verstorben ist, reagieren viele (ehemalige) Leser*innen mit Trauer und posten kurze Hommagen an den Künstler und Autor in den Sozialen Medien.

Ein Gedanke ist besonders präsent — das Ende der Raupe Nimmersatt, die sich nach ihrer Fressorgie verpuppt und als wunderschöner Schmetterling aufsteigt.

Er schrieb "Die kleine Raupe Nimmersatt": Eric Carle. Nun ist der Kinderbuchautor im Alter von 91 Jahre gestorben.Posted by SWR2 on Thursday, May 27, 2021

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