Eine Sommernacht in Wien. Die Ich-Erzählerin Maja und ihre Nichte Cordelia sind auf dem Weg nach Hause. Da haben die beiden eine Begegnung der ungewöhnlichen Art: „Cordelia sah das Pferd zuerst. Es stand an die Außenwand eines Gasthauses gelehnt, als hätte es gesoffen, und schaute leer in die von einer Unzahl Sterne perforierte Nacht.“
Man kennt das aus eigener Erfahrung: Katzen, die einem in warmen Nächten auf dem Weg nach Hause folgen, scheinbar ohne Motiv. Irgendwann sind sie dann verschwunden. Aber ein Pferd? Und das auch noch mitten in der Stadt? Maja und Cordelia wohnen in einem Randbezirk. Sie verzichten darauf, ein Taxi zu nehmen; das Pferd trabt ihnen hinterher. Bei Sonnenaufgang sind sie zu Hause, nun zu dritt.
Jana Volkmann, 1983 in Kassel geboren und in Wien lebend, entwickelt ihre Geschichte aus diesem Ereignis heraus auf mehreren Ebenen. Zum einen ändert sich die Perspektive der beiden Frauen auf die Welt, vor allem auf die Tierwelt – und umgekehrt. Das Pferd, das sie Isidora taufen, zieht in den Garten des kleinen Hauses ein, in dem Tante und Nichte leben.
Zugleich aber verändert sich etwas im großen Universum der Tiere in der Stadt: „Etwas stimmte nicht mit den Tieren. Überall verweigerten sie ihre Dienste, oft rissen sie aus. Sie flohen durch Abluftschächte, stürzten sich in die Kanalisation, nutzten jede offene Schleuse.“ Keine Sommerloch-Meldung, sondern eine Rebellion der Schwachen. Jana Volkmanns Roman ist ein Buch über Verantwortung gegenüber der kreatürlichen Welt und über die Solidarität unter den Lebewesen, und zwar unter allen.