Den Auftakt zu Sven Reckers Roman bilden mehrere Landkarten: Man sieht Karlsruhe, gelegen im Großherzogtum Baden, und darunter Pfaffenweiler, ein idyllisches Dorf südlich von Freiburg, im Markgräflerland. Irgendwo weiter südöstlich ist dann das Osmanische Reich. Mitte des 19. Jahrhunderts, das ist eine historische Begebenheit, brachten Hungerkrisen und Missernten den Weinort Badenweiler in Bedrängnis.
Die Stadtoberen beschlossen eine ungewöhnliche Maßnahme: Sie finanzierten den armen Menschen im Dorf die Reise nach Algerien und versprachen ihnen dort paradiesische Zustände. Rückkehr ausgeschlossen. Was sie dort erwartete, war schlimmer als alles, was sie in ihrer Heimat hätte treffen können.
Unter den 132 Menschen, die sich auf den schäbigen Handel einließen, waren auch Franz Xaver Luhr und seine Mutter. Luhr gab es tatsächlich, doch die Geschichte, die Recker aus den biografischen Eckdaten entwickelt, ist fiktiv. Luhr kehrt als einziger der unfreiwillig Ausgewanderten in seine Heimat zurück und schmiedet einen finsteren Plan, um das Schicksal seiner Mutter und das der anderen Getäuschten zu rächen.
Der Subtext des Romans trägt zeitgemäße Züge: Armutsmigration, Schlepperbanden, falsche Verheißungen – auch das ist unsere Gegenwart. Um das Geschäft zu finanzieren, wurde seinerzeit ein Wald abgeholzt und an Winzer verkauft. Der Weinberg existiert bis heute und trägt den Namen Afrika.