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Paul Auster: Baumgartner

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Vor einem Jahr, im Dezember 2022, gab Paul Austers Ehefrau, die Schriftstellerin Siri Hustvedt bekannt, dass Paul Auster an Krebs erkrankt sei und sich zur Behandlung in eine Spezialklinik begeben habe. Es stand zu befürchten, dass Austers 2017 erschienener Roman „4 3 2 1“ auch sein letzter sein könnte. Umso schöner der Umstand, dass mit „Baumgartner“ nun doch ein neuer und, das kann man kaum anders sagen, ergreifender Roman erschienen ist. Ein Buch, das in der Anlage seiner Motive ein klassischer Auster-Roman ist und in dem künstlerische Selbstreferenzen, autobiografische Elemente und Fiktion ineinander verwoben sind.

Das Buch trägt den Titel seiner Hauptfigur: Seymour T. Baumgartner ist emeritierter Professor für Philosophie an der Universität in Princeton, und wir begleiten ihn auf den ersten Seiten durch eine Reihe von kleinen Unglücken, die ihm und anderen unterlaufen: Den Aluminiumtopf hat er auf dem Herd vergessen, Baumgartner verbrennt sich daran die Hand. Dann kommt ein Anruf der Tochter des Gärtners, die erzählt, ihr Vater habe sich soeben zwei Finger abgesägt. Und dann folgt auch noch ein Beinahe-Kellertreppensturz.

Mit dem Topf auf dem Herd hat es allerdings eine Bewandtnis: Vor 50 Jahren hat Baumgartner beim Kauf dieses Topfes (10 Cents!) in einem Secondhandladen seine spätere Frau Anna kennengelernt. Anna ist überraschend gestorben; ihr Tod hat ein riesiges Loch in Baumgartners Leben gerissen, das nun mit Erinnerungen gefüllt wird. Nicht nur an die gemeinsame Zeit, sondern auch an das Aufwachsen in ärmlichen Verhältnissen in Newark, New Jersey. Da schließt sich der Kreis zu Austers Biografie.

„Baumgartner“ ist ein Buch des Abschieds, ganz sicher, aber kein todtrauriges. Denn durch die Bilanz der Verluste schimmern auch immer wieder Hoffnung, Heiterkeit und Selbstironie. Ein schmales, funkelndes Alterswerk.

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