Diskutiert auf Platz 2 der SWR Bestenliste März:
Die 1985 geborene Birgit Birnbacher gehört zu den herausragenden Stimmen der österreichischen Gegenwartsliteratur. Für ihr Debüt, den episodisch erzählten Roman „Wir ohne Wal“ wurde sie mit dem Preis der Ponto-Stiftung ausgezeichnet; im Jahr 2020 gewann sie in Klagenfurt den Ingeborg-Bachmann-Preis. Birnbacher hat einen sensiblen und präzisen Blick für Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen, für das Prekäre, Kippende. Das hat sie auch in ihrem zweiten Roman „Ich an meiner Seite“ unter Beweis gestellt, in dessen Mittelpunkt ein junger, frisch entlassener Häftling steht.
Birnbacher ist studierte Soziologin; das ist ihren Büchern deutlich anzumerken. Darin verbindet sich ein diagnostischer Blick mit großem literarischen Geschick. Das gilt auch für ihren neuen Roman, deren Protagonistin eine Krankenschwester ist, der nach einer dienstlichen Verfehlung gekündigt wurde. Der zentrale Begriff des Romans ist der der Arbeit. Um ihn dreht sich alles – die Gedanken, die Ängste, das körperliche Wohlbefinden. „Wenn Arbeit einfach Arbeit wäre, wäre Auszeit zum Beispiel Auszeit. Aber Auszeit zählt auch nur, wenn die Arbeit Arbeit bleibt.“
Dass sie ihren Job gerne gemacht hat, hat sich Julia stets eingeredet. Nun nach der Kündigung, geht sie zurück in ihren Herkunftsort im „Innergebirg“, wie es heißt. Dort trifft sie auf ihre zersprengte Familie und auf einen Mann, der sich gerade von einem Herzinfarkt erholt. Die Frage ist: Gibt es eine Zukunft? Hier oder überhaupt?