Eine geradezu klassische Eröffnung: Ein Mann kehrt zurück in das Dorf, in dem er aufgewachsen ist. Gemeinsam mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter hat der Ich-Erzähler ein Haus in einem Dorf im sächsischen Elbsandsteingebirge gekauft. Doch was immer der Mann sich von der Rückkehr verspricht – es wird nicht eingelöst. Erinnerungen steigen in ihm hoch, an seinen besten Freund Vito, der noch immer in der Gegend lebt und der bei einem Unfall während einer gemeinsamen Kletterpartie als Jugendlicher sein Bein verlor.
Vito ist noch immer in der Gegend, und irgendwann muss der Erzähler sich seiner Vergangenheit stellen. Doch ihn überfällt ein diffuses Gefühl der Weltentrücktheit, der Verlorenheit, der Entfremdung von seiner Umwelt. Statt sich um das zu kümmern, was wichtig wäre, sondert er sich ab, klettert im Gebirge herum und wird sich selbst zum immer größeren Rätsel. Das Vertraute, so merken wir, kann dennoch ein Mysterium sein.
Thilo Krause, 1977 in Dresden geboren, ist bislang ausschließlich als Lyriker in Erscheinung getreten. Seine sprachliche Versiertheit zeigt sich in den Beschreibungen einer Landschaft, deren Schönheit zugleich auch ihre Gefahr ist. Die latenten Bedrohungen der Gegenwart verschmelzen mit den Phantomen der Vergangenheit. Und am Ende kommt die Flut.