Mehrere Hände werfen Konfetti in die Höhe

Neues Jahr, neues Ich?

Neujahrsvorsätze aus aller Welt: Warum sie so oft scheitern und was hinter der Tradition steckt

Stand
Autor/in
Aurelia Hesse

Fast jeder hat sie sich schon einmal vorgenommen: gute Vorsätze für das neue Jahr. Umgesetzt haben sie dagegen die wenigsten, denn eins ist sicher: Spätestens Ende Januar sind Neujahrsvorsätze nur noch Schall und Rauch. 

Radikale Veränderungen klappen selten

Einer der Hauptgründe, warum Neujahrsvorsätze oft scheitern, ist der, dass wir uns meistens viel zu viel vornehmen. Viele Menschen wollen ab dem 1. Januar ihr Leben radikal ändern: morgens um 5 Uhr aufstehen, täglich zwei Stunden Sport treiben oder nur noch Obst und Gemüse essen. Hier kann es hilfreich sein, sich weniger vorzunehmen und sich zum Beispiel auf nur eine Sache zu konzentrieren.  

Ein weiterer Grund, warum Vorsätze scheitern, ist, dass Vorsätze keine Ziele sind und deshalb meist zu unkonkret formuliert werden. Hinter dem Satz „Ich möchte mich gesünder ernähren“ steckt wenig Inhalt. Für die einen fängt gesunde Ernährung beim Weglassen der Süßigkeiten an, für andere beim Tracken von Kalorien und Makronährstoffen.

Psychologie Gewohnheiten ändern – Wie wir den inneren Schweinehund überwinden

Jetzt wird alles anders! Mehr Sport, gesundes Essen, weniger am Handy hängen – insbesondere zu Silvester haben Neujahrsvorsätze Hochkonjunktur.

SWR2 Wissen SWR2

Sich ein konkretes, aber nicht zu utopisches Ziel zu setzen, hilft meistens schon, um motivierter zu bleiben. Dieses ist je nach Person individuell. Studien zeigen, dass kleinere Schritte eher zum Erfolg führen, da diese leichter umzusetzen sind und man so eher am Ball bleibt. 

Prinzipiell gilt: Wer wirklich etwas an seinen Gewohnheiten ändern möchte, muss dafür nicht auf den 1. Januar warten. Das Wichtigste beim Etablieren von neuen Gewohnheiten ist das Erarbeiten einer Routine und dafür braucht man vor allem eins: Ausdauer.  

Warum nehmen wir uns Vorsätze für das kommende Jahr vor?

Zur Entstehung der Neujahrsvorsätze gibt es mehrere Theorien. So sollen bereits die Babylonier während eines zwölftägigen Festes ihren Göttern Versprechungen für das kommende Jahr gemacht haben.  

Eine andere Theorie besagt, dass der Brauch seinen Ursprung im alten Rom hat, unter anderem weil der Monat Januar nach dem römischen Gott Janus benannt wurde. Dieser hat zwei Gesichter: eines, das in die Vergangenheit blickt und eines, das in die Zukunft schaut. Die Römer versprachen Janus deshalb, sie würden sich im kommenden Jahr gut benehmen.   

Skulptur "Blik Van Licht" von Charles Delporte, die Skulptur stellt einen Kopf mit zwei Gesichtern dar
Ein Blick zurück, einer in die Zukunft gerichtet: Der römische Gott Janus hat zwei Köpfe und könnte der Ursprung der heutigen Neujahrsvorsätze sein. Das Bild zeigt eine Skulptur des belgischen Künstlers Charles Delporte, die das Janus-Motiv aufgreift.

Religion spielt auch eine Rolle, wenn es um Vorsätze geht, denn gute Gewohnheiten und angemessenes Verhalten waren gesellschaftlich schon immer angesehen.

Gute Vorsätze waren lange auch eine Möglichkeit, einem religiösen Idealbild näherzukommen und ein gottgefälligeres Leben zu führen, wie das Magazin National Geographic 2023 herausfand. Mittlerweile werden auch bei den Neujahrsvorsätzen viele religiöse Vorstellungen durch gesellschaftliche Ideale ersetzt. 

Vorsätze und Neujahrsbräuche in anderen Ländern

Auch in anderen Ländern sind Bräuche rund um das neue Jahr beliebt. Die US-Amerikaner nehmen sich gern besonders viel vor, verwerfen ihre Vorsätze aber auch am meisten.  

In Spanien und Kolumbien sprechen die Menschen keine Vorsätze, sondern Wünsche für das neue Jahr aus. Dabei essen sie um Mitternacht bei jedem Glockenschlag eine Weintraube und wünschen sich für jede der zwölf Weintrauben etwas, beispielsweise Glück, Gesundheit oder Reichtum.  

Eine Wunderkerze brennt ab
Nicht überall ist die Selbstoptimierung Brauch. In Spanien etwa nehmen sich die Menschen um Mitternachts nichts vor, sondern wünschen sich beispielsweise Glück, Gesundheit oder Reichtum.

In Italien fasst man, ähnlich wie in Deutschland, gute Vorsätze für das neue Jahr. Gleichzeitig soll dort auch das Essen von fettem Schweinefleisch für Reichtum sorgen oder das Tragen von roter Unterwäsche in der Silvesternacht Glück bringen. 

Der Neujahrsbrauch der Niederländer ist dagegen nichts für Warmduscher. Dort ist es nämlich Tradition, am Morgen des 1. Januars in die Nordsee zu springen. Den Vorsatz des gesünderen Lebensstils erfüllen sich die Niederländer somit direkt.

Irrationale Vorstellungen als Knackpunkt

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Vorsätze vor allem aufgrund von irrationalen Vorstellungen scheitern. Wer sich mehr auf seine bisherigen Gewohnheiten fokussiert und diese in kleinen Schritten ändert, sieht schlussendlich mehr Erfolge als jemand, der nur aufgrund des Jahreswechsels sein ganzes Leben umkrempeln möchte.

Ob man Änderungen im neuen Jahr ernsthaft anstrebt oder die Vorsätze mit einem Augenzwinkern angeht, wie es in vielen Ländern Usus ist, bleibt am Ende jedem selbst überlassen.

Mehr Silvestertraditionen

Von Schornsteinfeger bis Marzipanschwein Glücksbringer-Wissen, mit dem Sie auf der Silvesterparty punkten können

Ob vierblättriger Klee, Schornsteinfeger oder Marienkäfer: Die Vielzahl der Glückssymbole wird selten so deutlich wie an Silvester. Doch warum bringen Schweine und Marienkäfer Glück? Und was hat der Schornsteinfeger damit zu schaffen?

Tradition zum Jahresende „Dinner for One“ an Silvester: Pflichtprogramm oder längst überholt?

„Same procedure as every year“ heißt es am Silvesterabend in vielen deutschen Haushalten: Aber ist der Deutschen liebster Sketch, „Dinner for One“, überhaupt noch zeitgemäß? Ein augenzwinkerndes Pro und Contra rund um den Silvesterklassiker.

Stand
Autor/in
Aurelia Hesse