Gamerin am Computer

„Global Game Jam“

Wie die Computerspiel-Branche im Südwesten mit dem Ausland mithalten kann

Stand
Autor/in
Martina Gonser

Die Computerspiele-Branche boomt. Während der Corona-Jahre haben sich neue Startups gegründet und Softwarefirmen mehr Mitarbeitende eingestellt. Jetzt ist die Welle wieder abgeflaut und ein grundsätzliches Problem tritt in den Vordergrund: In Deutschland fehlt der Branche das Geld, um mit dem Ausland konkurrieren zu können.

Kreative Köpfe gehen ins Ausland

Aus dem Ausland kommt die Masse an Computerspielen. Die Entwicklung eines Spieles kann Jahre dauern und ist damit extrem teuer. Die Produktionskosten sind im europäischen Ausland um 30 Prozent günstiger.

Bilder vom "Global Game Jam"
Weltweit trafen sich Entwickler von Video- und Computerspielen am Wochenende vom 26. bis 28. Januar zu einem „Global Game Jam“. Auch in Koblenz haben Gamer*innen zusammengefunden, so etwa Programmierer und Softwareentwickler Maximilian Herz.

So kommen dann auch nur fünf Prozent der Spiele, die in unseren Wohnzimmern landen, aus Deutschland. Das hat zur Folge, dass junge Fachkräfte ins Ausland gehen, um Karriere zum machen. Ein herber Verlust für die hiesige Branche, sagt Jens Wiechering vom game Verband Rheinland-Pfalz. 

Computerspiele fördern Kreativität und Wissen

Im Jahre 2022 wurden in Deutschland Computerspiele im Wert von zehn Milliarden Euro umgesetzt. Das sei doppelt soviel wie mit Musik und Film eingenommen wurde, sagt Jens Wiechering. Das Durchschnittsalter derer, die in ihrer Freizeit am Computer oder an der Konsole spielen, liegt bei 38 Jahren. Männer spielen nur unwesentlich mehr als Frauen.

Die Variationsbreite der Spiele ist riesig: das geht von Lernspielen, Geschicklichkeitsspielen über Actionspiele bis zu Wirtschaftsspielen.

So etwa entwickelt „Ubisoft“ in Mainz die Computerspiel-Serie „Anno“ aus dem Bereich der Wirtschaftssimulation. Solche so genannten Aufbauspiele, bei denen Städte errichtet und organisiert werden müssen, sind nach Ansicht von Jens Wiechering ausgesprochen anspruchsvoll und lehrreich. Sie vermittelten wichtige Fähigkeiten und Kenntnisse. Computerspiele seien viel mehr als Ballerspiele.

Ein Besucher testet am 05.08.2015 in Koeln (Nordrhein-Westfalen) auf der Spielemesse Gamescom das Spiel Anno 2205. Foto: Caroline Seidel
Die Games aus der „Anno“-Reihe sind sogenannte Aufbauspiele, bei denen Städte errichtet und organisiert werden müssen.

Nach Ansicht von Jens Wiechering sind sie ein Medium, das mit Theater, Büchern und Filmen gleichzusetzen ist: „Jedes Spiel hat ja andere Mechanismen wie es funktioniert. Spiele ich also viele Spiele und auch viele verschiedene Spiele, trainiere ich mein Gehirn darauf, Problemlösungen zu betreiben, weil ich mich halt immer wieder mit neuen Dingen auseinandersetze. Aufbausimulationen haben wir hier ein berühmtes in Rheinland-Pfalz mit ,Anno‘, wo halt auch ein geschichtlicher Aspekt drin ist. Und das vermittelt auch noch passiv Wissen geschichtlicher Natur.“

Wie geht es mit der finanziellen Förderung der Computerspiele-Branche weiter?

Das Wirtschaftsministerium hat die Bedeutung der Spielebranche als einträglichen und kulturell wichtigen Wirtschaftszweig anerkannt. Deshalb gibt es seit einigen Jahren Fördergelder vom Staat, um für die Unternehmen die Rahmenbedingungen zu verbessern und die Entwicklung neuer Spiele zu fördern. Allerdings sind die ersten Fördergelder von 50 Millionen Euro schon aufgebraucht.

Wir vom game Verband fordern deshalb 125 Millionen. Das würde den Bedarf decken und eine Stetigkeit in die Förderung reinbringen, die Planungssicherheit für die Unternehmen bringt.

Bilder vom "Global Game Jam"
Die Vernetzung auf dem „Global Game Jam“ sei wichtig, so die Games-Entwickler, weil die deutsche Spiele-Industrie vor Herausforderungen steht.

In Baden-Württemberg hat die Branche mit denselben Problemen zu kämpfen. So die Vertreterin des game Verbandes Baden-Württemberg Kathrin Radtke.

Selbst große Software-Firmen wie „Black Forest Games“ in Offenburg hätten unbestätigten Angaben zufolge ihr Personal um die Hälfte reduzieren müssen. Das Unternehmen ist seit 2012 am Markt. Vor allem kleinere Startups, so Radtke, seien die Verlierer nach dem Spieleboom der Corona-Zeit gewesen.

Neugründungen sei sehr schnell das Geld ausgegangen. Um so wichtiger sei es, dass Bund und Länder erkennen, wie wichtig die Branche für Deutschland ist und dass sie sie weiterhin und in größerem Umfang unterstützten. Im Gegensatz zum Geld gingen den Programmierern und Softwareentwicklern die Ideen so schnell nicht aus.

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Martina Gonser