Der Amerikaner William Finley Semple hat ein ganz spezielles Motiv im Sinn, als er am 28. Dezember 1869 – heute vor 152 Jahren - das erste Patent auf die Herstellung von Kaugummi erhält. Semple ist Zahnarzt und hat eine neuartige Kaumasse entwickelt, „so dass das Kaugummi aufgrund seiner reinigenden Eigenschaften auch als Zahnputzmittel dienen kann.“
Schon seit Urzeiten kauen Menschen
Schon immer verspürten die Menschen das Bedürfnis, auf irgendetwas herumzukauen. Egal ob Nüsse oder Tabak, Körner oder Harze – jede Kultur hatte andere Vorlieben. Der älteste Vorläufer des Kaugummis, den man bei Ausgrabungen in Südschweden gefunden hat, ist rund 9.000 Jahre alt: Eine Masse aus Birkenpech mit entsprechenden Zahnabdrücken.
Die Geschichte der modernen Kaumasse beginnt bei den Mayas in Mexiko. Die zapften den Breiapfelbaum an. Und gewannen aus dessen milchigem Saft eine gummiartige Substanz namens Chicle. Mitte des 19. Jahrhunderts brachte ein mexikanischer General eine größere Menge davon nach New York, wo dann mit dem Chicle herumexperimentiert wurde.
Kaugummi muss gegen Zahncreme bestehen
Für seinen medizinischen Kaugummi verwendet William Finley Semple 1869 unter anderem Veilchenwurzel, Myrrhe und Süßholz. Doch als reines Zahnputzmittel kann sich sein Patent nicht durchsetzen. Denn etwa zur gleichen Zeit wurde damals auch die erste Zahncreme entwickelt.
Ende des 19. Jahrhunderts brachte der Unternehmer William Wrigley mit den Sorten Spearmint und Juicy Fruit Kauprodukte mit Geschmack auf den Markt, die wie CocaCola und Jeans schon bald zum Symbol amerikanischer Kultur wurden. Und im Zweiten Weltkrieg mit den Soldaten auch nach Europa gelangten. Die besiegten Deutschen waren froh darüber, etwas zum Kauen zu haben, mit dem sie das häufige Hungergefühl betäuben konnten.
Heute besteht Kaugummi aus Kunststoff
Heute besteht die klebrige Kaumasse vorwiegend aus Kunststoff. Neben der Zahnhygiene, einem frischen Atem und dem Entspannungsmoment soll Kaugummi kauen aber noch viel mehr bringen. Angeblich wirkt sich die klebrige Masse positiv auf das Denkvermögen aus, macht also schlauer und auch leistungsfähiger.
Die Psychologin Linda Wirthwein wollte es genau wissen und hat an einer Studie mit zwei Experimenten mit jeweils über 500 Schülerinnen und Schülern mitgearbeitet: „Beim ersten Experiment — da ging es um die kognitive Leistungsfähigkeit — kam gar nichts dabei raus, also keine Unterschiede zwischen Kauern und Nicht-Kauern.“
Keine Hilfe — aber „schädlich kann es nicht sein“
Bei der Konzentrationsfähigkeit schnitten die Schüler*innen ohne Kaugummi sogar ein bisschen besser ab, allerdings rät Wirthwein eifrigen Kauer*innen trotzdem: „Wenn jemand gerne kaut und das als wohltuend empfindet oder sogar vielleicht als Stress reduzierend, dann würde ich da in jedem Fall die Empfehlung geben: Kauen Sie unbedingt weiter, weil schädlich sein kann es nicht.“