Fahrgäste sind das denkbar größte Übel für Verkehrsminister, Verkehrsverbünde und die Bahn. Dieser Eindruck drängt sich in der Diskussion um das "Deutschlandticket" auf, gerade jetzt angesichts des Treffens der Verkehrsminister zum Thema. Nicht genug, dass die Passagiere im Sommer die Frechheit besaßen, das 9-Euro-Ticket in rauen Mengen zu kaufen, und damit so viel Druck erzeugten, dass eine Nachfolgelösung hermuss: Eben das "Deutschlandticket", mit dem sie wahrscheinlich ab April kommenden Jahres für 49 Euro bundesweit den Nahverkehr nutzen dürfen.
Das Deutschlandticket – ganz schlimm
Jetzt steht auch noch zu befürchten, dass sie ebendieses "Deutschlandticket" zu nutzen gedenken. Für die Bahn scheint diese Vorstellung ganz schlimm zu sein. Sie warnt schon mal, mehr Fahrgäste bedeuten mehr Probleme, also: Erwartet bloß nicht zu viel von uns! Auch der Verband der Verkehrsunternehmen warnt, allerdings vor dem Gegenteil – vor zu wenigen Fahrgästen. Das monatlich kündbare "Deutschlandticket" könne bisherige Inhaber von Jahrestickets dazu verführen, im Sommer das neue Ticket nicht zu kaufen und aufs Fahrrad umzusteigen. Schlimm, schlimm, schlimm!
Die rheinland-pfälzische Verkehrsministerin Katrin Eder (Grüne) warnt vor hohen Mehrkosten für das 49-Euro-Ticket
Dann fährt der Bus eben seltener
Und damit angesichts der Aussicht auf ein vergleichsweise attraktives Nahverkehrsticket niemand übermütig wird, treten Verkehrsverbünde schon mal präventiv auf die Bremse. Mehr Staatskohle solle her, ansonsten würden die Taktzeiten ausgedünnt und Verbindungen gestrichen. Die Verkehrsminister wiederum wollen bei diesem Wettbewerb des Zerredens, Verschleppens, Madigmachens nicht nachstehen. Erst zeigten sie nach dem Ende des 9-Euro-Tickets keinerlei Eile, ein Nachfolgeangebot zu finden. Dann können oder wollen sie sich nicht abschließend einigen, was das kostet und wer was zahlt.
Das Leben könnte so schön sein für Verkehrsminister, Verkehrsverbünde und die Bahn – gäbe es nur die Fahrgäste und ihre Erwartungen nicht.