Hochwasser in Trier-Zurlauben an der Mosel

Hochwasser und Starkregen in Rheinland-Pfalz

Mehr Wetterextreme, aber weniger Klimaproteste: Warum ist das so?

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Durch den Klimawandel werden Wetterextreme wie Starkregen und Hochwasser wahrscheinlicher. Gleichzeitig beteiligen sich weniger Menschen an Klimaprotesten. Wie passt das zusammen?

Pfingsten 2024: Hochwasser richten in Rheinland-Pfalz große Schäden an, zum Beispiel in Riveris (Kreis Trier-Saarburg) oder in Kirn-Sulzbach (Bad Kreuznach). September 2024: Hochwasserschäden in Schönecken im Kreis Bitburg-Prüm. Auch für den Ex-Hurrikan "Kirk" gab es in dieser Woche eine Unwetterwarnung für Rheinland-Pfalz. Er brachte viel Regen, aber zum Glück kaum Schäden.

Tiefdruckgebiete mit mehr Regen als früher

"Die Tiefdruckgebiete, die es heute gibt, bringen deutlich mehr Regen als noch vor 40, 50 Jahren", erklärt Karsten Schwanke aus dem ARD-Wetter-Kompetenzzentrum. "Je wärmer die Atmosphäre ist, desto mehr Wasser kann sie speichern. Desto mehr Regenwolken bilden sich, desto mehr Regen fällt. Pro Grad Erwärmung sind es etwa sieben Prozent mehr." Starkregen und Hochwasser werden wahrscheinlicher, heftiger und häufiger.

Teilnehmerzahlen bei Klimademos werden kleiner

Januar 2020: Viele Menschen bei der bundesweite Großdemo von Fridays For Future Deutschland in Mainz
Januar 2020: Bundesweite Großdemo von Fridays For Future Deutschland in Mainz.

Die Folgen des Klimawandels sind also sichtbar. Gleichzeitig sinken die Teilnehmerzahlen bei den Klimaprotesten auf der Straße deutlich. Das bestätigt auch Annika Rittmann, die Sprecherin von Fridays for Future Deutschland, im Gespräch mit dem SWR. Sie spricht von deutschlandweit rund 1,4 Millionen Menschen beim ersten globalen Klimastreik 2019 und rund 100.000 Menschen beim globalen Klimastreik in diesem Jahr.

"Aktuell erleben wir, dass Menschen viele Krisen auf einmal bewältigen müssen", sagt Rittmann. Als Beispiele nennt sie neben der Corona-Pandemie auch Kriege und Inflation.

Es sei enorm schwierig, Themen präsent zu halten. "Ganz viele Themen kämpfen konstant um Aufmerksamkeit in einer Gesellschaft, in der man sich vor Informationsflut kaum retten kann", sagt Rittmann. Klima sei immer noch präsent in den Köpfen der Menschen. "Aber es gibt eben auch akute Sorgen und Krisen, die die Menschen beschäftigen. Das bedeutet, wir müssen viel mehr Energie in die Mobilisation zu unseren Aktionen stecken."

Experte: "Aufmerksamkeitszyklen" für Umweltschutz

Für Michael Brüggemann ist das schwindende Interesse an den Klimaprotesten kein neues Phänomen. Er ist Professor für Klimakommunikation an der Uni Hamburg. "Es gibt schon eine ganz alte Theorie, die von Aufmerksamkeitszyklen bei Umweltschutz spricht", sagt Brüggemann im Interview mit dem SWR. Erst wachse die Aufmerksamkeit für ein Thema. "Und sie lässt dann nach, wenn man verstanden hat, das erhebliche Kosten damit verbunden sind. Dass man selber was tun muss, was unter Umständen unangenehm ist", sagt er.

Klima nicht als Problem des eigenen Lebens wahrgenommen

Im Gegensatz zur Corona-Pandemie oder anderen Krisen der vergangenen Jahre werde das Klima als etwas wahrgenommen, das weit weg vom eigenen Leben sei. "Natürlich kümmert sich jeder erst mal um die Sorgen, die einen selber angehen." Dabei seien die Folgen gerade in Rheinland-Pfalz bereits spürbar. Er nennt als Beispiel die Flutkatastrophe im Ahrtal 2021. "Das hat dort wahrscheinlich absolut jeder verstanden, dass das mein persönliches Leben berührt."

Um das Problem als das eigene zu erkennen, fordert er unter anderem mehr Berichterstattung darüber, wo bereits jetzt alle in ihrem Alltag von dem Thema betroffen seien. "Irgendwann sind wir alle mal alt und krank. Und dann kann uns extreme Hitze umbringen. Das heißt, mein Leben ist berührt, aber das verstehen viele Leute noch nicht", sagt Brüggemann. "Deshalb nehmen sie den Klimawandel als ein Problem wahr, das weit weg ist, das die Eisbären betrifft oder irgendwen in ferner Zukunft."

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