Im Mailfach der Schülerinnen und Schüler werden immer noch keine "Giftblätter mit Hexenschrift" landen, wenn im Juli in Rheinland-Pfalz die Zeugnisausgabe ansteht. Es bleibt bis auf Weiteres beim Papierzeugnis. Wie das rheinland-pfälzische Bildungsministerium auf Anfrage des SWR mitteilte, ist die Umsetzung der Digitalisierung noch nicht abgeschlossen: "Von daher ist die Einführung der digitalen Schulzeugnisse zum Schuljahresende 2022/2023 nicht möglich."
Rheinland-Pfalz verweist auf Federführung in Sachsen-Anhalt
Am Land Rheinland-Pfalz liegt die erneute Verzögerung demnach jedoch nicht. Federführend für alle Bundesländer sei Sachsen-Anhalt bei den digitalen Zeugnissen. Dort sei das Projekt "technisch neu aufgesetzt" worden, nachdem es beim ersten Anlauf Sicherheitsprobleme gegeben hatte. Die neue Version soll nach Angaben des Bildungsministeriums voraussichtlich im Herbst dieses Jahres zur Verfügung gestellt werden.
Pilotprojekt in RLP nun für nächstes Schuljahr geplant
Wann es dann tatsächlich zur Einführung der digitalen Schulzeugnisse kommt, steht aber noch in den Sternen. Denn zuvor wird die digitale Zeugnisvariante in einem Pilotprojekt getestet. "Eine Pilotierung auf Basis der neuen Technologie ist nun aktuell für das Schuljahr 2023/24 geplant", heißt es vom Ministerium. Daran sollen etwa zehn bis 20 Schulen aus Rheinland-Pfalz teilnehmen. Welche Schulen das sein werden, wird demnach noch ausgewählt.
Eine Prognose, wann es mit den digitalen Zeugnissen dann so richtig losgehen kann, möchte das Bildungsministerium nicht abgeben: "Das wird abhängig sein vom Verlauf und den Ergebnissen der Pilotierung, insofern kann hierzu derzeit noch genau konkrete Aussage getroffen werden."
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Erste digitale Abiturzeugnisse sollte es 2021/22 geben
Angekündigt hatte die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) die ersten digitalen Zeugnisse schon für das Schuljahr 2021/22. An zwölf Pilotschulen im Land sollten die Abiturientinnen und Abiturienten ihr Abschlusszeugnis in digitaler Form bekommen.
Damals hieß es, die Schulabgänger könnten sich mit den digitalen Zeugnissen gleich online an Hochschulen und bei Unternehmen bewerben. Die Zeugnisse könnten in Deutschland und Europa genutzt werden, sagte Hubig. Das Beglaubigen von Papierzeugnissen falle damit weg.
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Mindestens zwei Jahre Verzögerung bei Digi-Zeugnissen
"Das elektronische Abiturzeugnis ist ein weiterer logischer Schritt in der konsequenten Digitalisierung unseres Bildungswesens", so Hubig im Dezember 2021. Perspektivisch sollten auch weitere Zeugnisarten wie Abschluss- und Abgangszeugnisse digital ausgestellt werden. Wegen der technischen Probleme wurde das gesamte Zeugnisprojekt jedoch zunächst um ein Jahr verschoben. Nun wird sich die Einführung der Digi-Zeugnisse um mindestens ein weiteres Jahr verzögern.