Noch ein Jahr im Amt

Ludwigshafen: Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck zwischen Sorgen und Hoffnung

Stand
Autor/in
Irmgard Reißinger

Turbulente sieben Jahre hat Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos) seit ihrem Amtsantritt erlebt - mit zwei maroden Hochstraßen, Corona-Pandemie und einem Rathaus-Abriss. Wie schaut sie auf ihr letztes Jahr im Chefsessel?

Gutgelaunt macht es sich Jutta Steinruck (parteilos) in ihrem Bürosessel bequem. Die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin hat zwar Urlaub, ließ es sich an diesem Tag aber trotzdem nicht nehmen, ein Hochzeitspaar zu trauen. Und sie ist danach bereit, sich von einer Journalistin Fragen stellen zu lassen. Wie fühlt sich die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin sieben Jahre nach ihrem Amtsantritt in der zweitgrößten rheinland-pfälzischen Stadt und ein Jahr vor ihrem Ruhestand?

Enorme Herausforderung: Die Jahrhundertprojekte für Ludwigshafen

Jutta Steinruck sieht täglich die großen Veränderungen in der Stadt: Aus ihren Bürofenstern blickt die Oberbürgermeisterin auf eine riesige Baustelle. Täglich kann sie so die Abrissarbeiten am ehemaligen Rathaus-Center beobachten. Schockiert habe sie der Unfall vor ein paar Wochen, erzählt sie, mit einer Gondel, die plötzlich mit vier Arbeitern in die Tiefe stürzte.

"Wir hatten erst große Befürchtungen wegen der schweren Verletzungen." Aber der Arbeiter, der am schwersten verletzt wurde, sei inzwischen wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden. Zuhause gehe es ihm inzwischen besser, so Steinruck.

Abriss Rathaus-Center
Wird bald Geschichte sein: Das Rathauscenter in Ludwigshafen

Auch freut sie sich, dass die riesige Baugrube in der Innenstadt am Berliner Platz bald sichtbar geschlossen werde. "Wir haben einen Investor gefunden, auf den Verlass ist." Dort, wo Investmentfirmen über rund 20 Jahre daran scheiterten, ein Hochhaus zu bauen, will der neue Bauträger ab 2026 ein Büro- und Geschäftsgebäude errichten - für 70 Millionen Euro.

Entwurf für Büro- und Geschäftshaus am Berliner Platz in Ludwigshafen.
Der Entwurf für Büro- und Geschäftshaus am Berliner Platz in Ludwigshafen.

Viel Arbeit auch für ihre Nachfolger

"Die zurückliegenden sieben Jahre waren wirklich sehr schwere Jahre für die Stadt, die Stadtgesellschaft und die Oberbürgermeisterin. Wir hatten die Corona-Pandemie, die Auswirkungen der Kriege bis hier in die Stadt. Wir wussten ja zum Beispiel gar nicht mehr - können wir die Stromversorgung für die Menschen aufrecht erhalten?" Außerdem stehe ihre Amtszeit unter mehreren Jahrhundertprojekten wie dem Abriss der Hochstraße Nord und des maroden Teils der Hochstraße Süd und des neuen Stadtquartiers City West.

Letzteres entsteht entlang der geplanten Helmut-Kohl-Allee. Dort werde nach dem Abriss der betonierten Hochstraße Nord ein viel angenehmeres Leben in Ludwigshafen möglich sein. Das gestartete Projekt habe das Ziel, ein grünes, nachhaltiges Quartier vom Ludwigshafener Hauptbahnhof bis zum Rhein zu entwickeln. Diese Aufgabe werde noch viel Arbeit auch für ihren Nachfolger oder ihre Nachfolgerin im Amt hinterlassen.

Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck, Ludwigshafen, in ihrem Büro
Noch ein Jahr lang ist dieser Schreibtisch der Arbeitsplatz von Jutta Steinruck

Die Stadt kommt nicht raus aus der Schuldenspirale

Im September hatte Jutta Steinruck angekündigt, bei der OB-Wahl 2025 in Ludwigshafen nicht für eine weitere Amtszeit zu kandidieren. Gründe seien unter anderem eine lähmende Bürokratie und die unzureichende Finanzausstattung durch Bund und Land in der hochverschuldeten Stadt. Das Land und die Aufsichtsbehörde verlangten von Stadtspitze und Stadtrat so massive Einsparungen und Einschnitte, dass soziale Verwerfungen die Folge sein werden, erklärte die Oberbürgermeisterin damals.

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Steinruck kämpft um Finanzierung

Besorgte Bürgerinnen und Bürger hätten sie deshalb angesprochen, sagt Jutta Steinruck. Denn es stehe sei einfach nicht genug Geld für die freiwilligen Aufgaben zur Verfügung wie Sportvereine und soziale und kulturelle Einrichtungen. Dabei seien die so wichtig für eine Stadt.

"Ich werde für die ausreichende Finanzierung der Stadt Ludwigshafen bis zum letzten Tag meiner Amtszeit kämpfen", kündigt Steinruck an. "Es muss ein Einsehen geben, damit die Lebensqualität in der Stadt nicht ganz vor die Hunde geht."

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