Das Abitur in Deutschland soll einheitlicher werden. Dazu haben sich die Kultusministerinnen und -minister offenbar auf ein paar grundsätzliche Vorgaben geeinigt. Diese Regelungen sollen Mitte März, spätestens aber im Sommer von den Kultusministerinnen und -ministern verabschiedet werden und ab 2025 dann bundesweit für alle Abiturjahrgänge gelten.
Mit ihren Plänen kommen sie der Forderung des Bundesverfassungsgerichts nach, das Abitur in Deutschland vergleichbarer zu machen. Schon 2017 hatte das oberste Gericht gefordert, mehr Chancengleichheit bei der Verteilung der knappen Medizin-Studienplätze zu schaffen.
Nur noch drei Leistungskurse wählbar
Ein paar Details zum einheitlicheren Zuschnitt der Abiturprüfungen sind bereits bekannt: So sollen künftig in der Oberstufe maximal drei Leistungskurse wählbar sein. Dafür wird die Zahl der Halbjahreskurse, die verpflichtend zu belegen sind, auf bundesweit mindestens 40 erhöht.
Das Abitur gewinnt so wieder mehr an Breite. Das bedeutet, die Möglichkeit der Spezialisierung in der Oberstufe wird ein Stück weit zurück genommen – zugunsten einer breiteren Ausrichtung, was der Allgemeinbildung zugute kommen dürfte.
Früher im Schulsystem ansetzen für mehr Chancengleichheit
Durch diese Vorgaben gewinnt die Kultusministerkonferenz eine einheitlichere Abitur-Schablone, die sie über Schülerinnen und Schüler in Deutschland legen kann. Damit dreht sie an einer Schraube, die sich verhältnismäßig leicht drehen lässt. Denn Chancengleichheit ist ein großes Wort und umfasst deutlich mehr als die Vereinheitlichung von Prüfungsstandards zum Abschluss des Gymnasiums.
Wir müssten viel früher und umfassender in unserem Schulsystem ansetzen, um auch nur annähernd eine Chancengleichheit zu erreichen. So früh, dass Herkunftsbedingungen der Schülerinnen und Schüler nicht mehr so stark ins Gewicht fallen und auch die sehr unterschiedliche Qualität des Unterrichts und der Lehrkräfte aufgefangen wird. Doch an diesen Stellschrauben zu drehen ist ziemlich schwierig.
So wird gerade über das Bund-Länder-Programm „Startchancen“ gestritten, das eigentlich zum Ziel hat, bessere Bedingungen für Schulen in sozial schwierigen Lagen zu schaffen. Und zwar unabhängig von dem Bundesland, in dem sie liegen.
Raul Krauthausen: wie Inklusion an Schulen funktionieren kann
Da es aber zum Beispiel in Bremen deutlich mehr solcher Schulen in prekärer Lage gibt, als in Bayern, ist der Ärger schon programmiert. Da war es sicherlich das kleinere Übel, sich auf den Versuch zu einigen, ganz oben am Flaschenhals der Schulbildungskarriere die Bedingungen zu vereinheitlichen.
Ob das viel ausmachen wird, sei dahingestellt. Die Universitäten und Hochschulen haben sich längst auf die eher schwache Aussagekraft von Abiturnoten eingestellt und suchen sich ihre Studierenden in beliebten Fächern sowieso durch zusätzliche Eignungstests und Vorprüfungen aus.