Esther Jakobi wirkt gefasst. Doch wenn sie anfängt von ihrem Mann zu erzählen, von dem Krebs, der schweren Zeit bis zu seinem Tod, wird ihre Stimme brüchig. Vor einem Jahr war die Beerdigung, erzählt die 38-Jährige. Dass sie das alles durchgehalten hat, verdankt Esther Jakobi auch den Mitarbeitenden der Krebsgesellschaft in Trier. Sie trifft dort Menschen, die sie verstehen. Die das gleiche Schicksal teilen. "Der Krebs hat unsere Familie zerstört. Unser Leben kaputt gemacht."
Im Februar 2022 bekommt ihr Mann die Diagnose Krebs. Schnell wird klar, dass der Familie nur noch wenige Monate zusammen bleiben. Esther Jakobi holt sich Hilfe bei der Krebsgesellschaft in Trier. Für sich selbst und ihre damals sechsjährige Tochter Emilia. Vor etwa zehn Jahren ist das Programm "Mama/Papa hat Krebs" für Kinder wie Emilia entstanden. "Eltern lernen ja nicht unbedingt, wie schwierige Themen einem Kind kommuniziert werden können", erklärt Carlita Metzdorf-Klos. Sie ist die Leiterin des Beratungszentrums der Krebsgesellschaft in Trier
Im Schatten der Krebserkrankung
Metzdorf-Klos weiß, dass es oft viele Tabus rund um das Thema Krebs in der Familie gibt. Häufig besteht der Wunsch, die Kinder zu schützen. Es nicht noch schlimmer machen zu wollen, als es schon ist, erklärt Metzdorf-Klos. "Kinder und Jugendliche als Angehörige laufen oft im Schatten der Erkrankung mit. In erster Linie hat ja die medizinische Versorgung des kranken Elternteils Priorität. Das gesamte Familienleben muss sich dem zwangsläufig unterordnen", so Metzdorf-Klos. Deshalb sollten auch betroffene Kinder in solchen Situationen Hilfe bekommen.
Auszeit vom schweren Alltag mit Krebs
Zum Programm der Krebsgesellschaft gehören Gespräche mit den Kindern, alleine oder gemeinsam mit den Eltern. Das passiert bei den Kleineren spielerisch oder mit dem Vorlesen von Geschichten, sagt Metzdorf-Klos. Es wird herausgearbeitet, welche Fragen und Ängste die Kinder und Jugendlichen haben. "Das spiegeln wir an die Eltern zurück. Wir arbeiten dann mit allen Familienmitgliedern an diesen Themen und führen das zusammen", erklärt Metzdorf-Klos.
Organisiert werden in dem Programm zudem mehrtägige Freizeitprogramme. Hier können betroffene Familien Zeit miteinander verbringen. Auch Esther Jakobi hat mit ihrer Tochter mitgemacht. Es sei wichtig, dass ihre Tochter weiß, dass sie nicht allein ist. "Es tut ihr gut, andere Kinder mit dem gleichen Schicksal um sich zu haben und gleichzeitig auch schöne Dinge erleben zu können in dieser schwierigen Zeit. Es ist eine Auszeit von zu Hause, aus dem schweren Alltag."
Wunsch nach einem glücklichen Leben
Esther Jakobi erinnert sich, wie sie ihrer Tochter sagen musste, dass die Medizin ihrem Vater nicht mehr helfen könne. Dass ihr Papa sterben wird. Während sie davon erzählt, weint die junge Frau. Ohne den Beistand und die Beratungen der Krebsgesellschaft hätte sie das nicht geschafft, sagt die 38-Jährige.
Auch heute, ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes, besucht sie die Trauergruppe regelmäßig. Es sei immer ein gutes Gefühl, wenn sie mit Menschen spricht, die das auch erleben oder erlebt haben. Das Verständnis für ihren Verlust und ihre Situation sei da ein anderes. "Man wird so überrannt von der Trauer. Manchmal weiß ich gar nicht: Ist das noch normal? Bin ich jetzt völlig in meinem Loch?"
Diagnose Krebs
Der Film begleitet Helena, die mit 29 an Brustkrebs erkrankt ist: die erste Chemotherapie, der Verlust der Haare und die Besuche beim Arzt. Sie kämpft und bleibt tapfer.
Heute gehe es ihr soweit ganz gut, sagt Esther Jakobi. Dank der Unterstützung durch die Trierer Krebshilfe. Ihrer kleinen Tochter auch. Natürlich vermisst das Kind seinen Vater, sagt sie. Da sei eine große Lücke. Was sie sich wünscht? "Irgendwann wieder glücklich sein zu können", sagt die junge Witwe. "Trotz allem mit meiner Tochter ein glückliches Leben zu haben."