Die Maschinen in der Backstube von Franz Meier stehen still. Der Ofen, in dem tausende Brote, Brötchen und Teilchen gebacken wurden, ist kalt. Seit Ostersamstag hat die Traditionsbäckerei in Serrig geschlossen. Sein Vater hatte den Betrieb 1955 übernommen.
Franz Meier ist ein großer Mann mit weißem Haar. Fast 47 Jahre hat er in der Backstube gestanden. Dass es mit seiner Bäckerei nicht weitergeht, liegt nur zum Teil an den hohen Preisen für Energie. Natürlich seien die exorbitant gestiegen in den letzten Jahren, sagt Meier. "Das geht auf Dauer nicht gut", erklärt der Bäckermeister. Bei ihm seien die Energiekosten von 2.000 Euro auf 4.500 Euro im Monat angestiegen. "Der Betrieb war schuldenfrei, sonst hätten wir diese Zeit nicht überbrücken können."
Brot und Brötchen aus dem Discounter
Die Supermärkte mit ihren Backshops sind eine große Konkurrenz für traditionelle Backstuben. Sie sind oft günstiger und für die Verbraucher einfacher zu erreichen. Discounter würden zudem oft damit werben, dass in ihren Bäckereien frisch gebacken wird. "Das stimmt aber gar nicht", sagt Meier. Dort würden Brot und Co. höchstens erwärmt. Aber eben nicht gebacken. Das sei eine Täuschung der Verbraucher, klagt Meier. Aber die Politik und auch die Handwerksverbände würden nichts dagegen unternehmen. Den Bäckermeister regt das auf.
Bürokratie macht es Bäckereien schwer
Seinen Betrieb hätte Franz Meier gerne an einen Nachfolger übergeben. Doch trotz intensiver Suche hat der 62-Jährige niemanden gefunden. Das liege auch daran, dass der neue Eigentümer die neuen Verordnungen zum Beispiel für den Brandschutz in der alten Backstube hätte umsetzen müssen.
Meier hatte dafür noch einen sogenannten Bestandsschutz von den Behörden bekommen. Für einen Nachfolger würde diese aber nicht gelten. Die Backstube hätte erst für viel Geld modernisiert werden müssen. Das wollte keiner.
Bäckereien wie die von Franz Meier müssen viele Vorschriften und Hygienestandards einhalten. Das hat oft zusätzliche Kosten und einen höheren administrativen Aufwand zur Folge. Vor allem traditionelle Bäckereien bringt das schnell an ihre Grenzen.
Kaum einer will noch Bäcker werden
Der Hauptgrund für das Ende der Bäckerei Meier und vieler anderer Betriebe aber ist der fehlende Nachwuchs. Es gebe zu wenig Auszubildende, sagt Meier.
Von den wenigen, die eine Ausbildung beginnen, würden zudem nur etwa die Hälfte bis zum Meister durchhalten, sagt Meier. Das liege auch an den Arbeitszeiten. Nachtarbeit ist im Bäckerhandwerk Normalität. Viele junge Menschen möchten heute aber nicht mehr so arbeiten, weiß der Bäckermeister. "Ein Beruf, der nicht mehr erlernt wird, wird aussterben. Das Bäckerhandwerk wird nach und nach verschwinden. Wie die Schuster verschwunden sind."
Gute Chancen für traditionelle Bäckereien in Städten
In den Städten werden Bäckereien, die alles noch selber machen, weiter bestehen können. Dort gebe es einfach mehr Menschen, die bereit seien, auch mal acht Euro für ein Kilogramm Brot zu zahlen, sagt Meier. "Aber das Bäckerhandwerk wird keine Renaissance erleben. Es wird auch nicht mehr flächendeckend viele kleine Backstuben geben. Schon gar nicht auf dem Land." Diese Zeiten seien vorbei. Wer mit Brotbacken sein Geld verdienen will, brauche neue Konzepte.
Weniger als 100 Backstuben in der Region Trier
In der Region Trier gibt es nach Angaben der Handwerkskammer Trier noch 74 Bäckereien. Zwei Jahre zuvor waren es noch 78. Ist dieser Trend noch aufzuhalten?
In vielen Regionen geht die Bevölkerung zurück oder wandert in städtische Gebiete ab, sagen Experten. Das führt dazu, dass Bäckereien vor allem in ländlichen Gegenden weniger rentabel sind, sagte ein Sprecher der Handwerkskammer Trier auf SWR-Anfrage.
Weniger Bürokratie würde vielen Bäckereien schon helfen, so ein Sprecher der Trierer Handwerkskammer. Entscheidend wäre zudem, dass die Betriebe sich langfristig auf tragfähige Energiepreise verlassen könnten: "Aus unserer Sicht müssen die Rahmenbedingungen für kleine und mittlere Bäckereibetriebe verbessert werden."
Für Franz Meier spielt das keine Rolle mehr. Er schaut sich in seiner geschlossenen Backstube um. "Alles hat seine Zeit. Und die hier ist jetzt eben zu Ende."