Allein in Rheinland-Pfalz haben im Bäckerhandwerk im vergangenen Jahr 42 von 581 Betrieben schließen müssen - ein Rückgang von mehr als sieben Prozent.
Ein Grund dafür: Es fehlen immer mehr Nachwuchskräfte. Wie der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks am Freitag mitteilte, ist die Zahl der Bäckerinnen und Bäcker in Ausbildung erneut deutlich gesunken, genau wie die Zahl der Azubis, die zu Bäckereifachverkäufern ausgebildet werden.
Demnach haben sich letztes Jahr bundesweit rund 10.700 junge Menschen zum Bäcker oder Bäckereifachverkäufer ausbilden lassen, ein Rückgang um mehr als elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der bestandenen Meisterprüfungen sei um fast zwölf Prozent gesunken.
Handwerkskammer: In Zukunft auch weniger Meister
Ähnliche Erfahrungen hat auch die Handwerkskammer in Kaiserslautern gemacht. Der fehlende Nachwuchs sei das größte Problem für die Bäcker-Innung: "Die Auszubildenden im Bäckerhandwerk haben sich in den letzten Jahren halbiert. Das führt dazu, dass wir in den nächsten Jahren weniger Meister bekommen", sagt Jan Leyser, Leiter der Betriebsberatung bei der Handwerkskammer der Pfalz.
Verband: Zu wenig Wohnraum, zu wenig Werbung fürs Handwerk
Ein Problem für die Azubi-Misere aus Sicht des Zentralverbands des Bäckerhandwerks: zu wenig bezahlbare Wohnungen. Dies führe dazu, dass Ausbildungsverträge nicht zustande kommen, klagt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Friedemann Berg. Der Verband fordert deshalb mehr Angebote für Auszubildende, etwa Azubi-Wohnheime.
Außerdem verlangt der Verband, den Trend zum Studium zu stoppen und die Berufsorientierung insbesondere an Gymnasien zu verbessern und auszubauen. Der Bäckerverband selbst hat nach eigenen Angaben die Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung verstärkt. So solle das Ausbildungspersonal in den Bäckereien besser unterstützt werden.
Gegen den Trend: Bäckermeister Anstett aus Ludwigshafen
In der derzeitigen Lage wagen daher nur wenige Bäcker eine Neugründung oder eine Geschäftsübernahme. So wie Bäckermeister Werner Anstett. Gegen den Trend hat er sich in Ludwigshafen gerade selbstständig gemacht.
Vor etwa 20 Jahren hat er eine Ausbildung zum Bäcker gemacht, vor kurzem erst seinen Meister. Im Januar hat er dann das Geschäft seines ehemaligen Chefs übernommen - geplant war das seit 2019. Unterstützt und beraten wurde er von der Handwerkskammer in Kaiserslautern.
Große Bedenken hatte er zunächst wegen der Corona-Pandemie, dann kamen die allgemeinen Preissteigerungen. Doch Anstett hatte Glück, seine Anbieter hätten die Preise nur moderat angezogen. Mit Preis-Explosionen habe er nicht zu kämpfen gehabt.
Auch mit den Azubis sieht es gut aus: Zurzeit hat er einen Praktikanten, der sogar im Sommer eine Ausbildung bei ihm machen will. Auch das wäre gegen den aktuellen Trend.