Vorsichtig hebt Hobby-Imkerin Nicole Hennecke den Deckel einer Bienenbeute an - die Beute ist so etwas wie das Zuhause des Bienenvolkes. Dieses Volk heißt "Berta" und ist eines von aktuell 28 Bienenvölkern, die verteilt in der Stadt Trier leben.
Die Bienen von Nicole Hennecke sind echte Stadtbienen: Sie leben am Trierer Dom, neben dem Stadttheater, auf dem Gelände eines Trierer Krankenhauses oder in einem Gemeinschaftsgarten in der Luxemburger Straße.
"Berta ist immer sehr entspannt", sagt sie. Tatsächlich lassen die Bienen sich nicht stören und die Imkerin kann ohne gestochen zu werden prüfen, wie viel Honig die Bienen schon produziert haben und wie es den "Damen" so geht. Denn bald ist es Zeit, die Frühjahrstracht zu schleudern.
Ihr Urteil: "Die sind sehr munter und entwickeln sich gut." Dabei ist dies ein neuer Schwarm, der erst vor vier Wochen dazugestoßen ist. Nicole Hennecke hat den Schwarm in einer spektakulären Rettungsaktion in sieben Metern Höhe von der Fassade der Trierer Konstantinbasilika eingefangen.
Dieses Jahr hat sie besonders viele Schwärme im Frühjahr eingefangen. Denn die Bienen sind gut über den Winter gekommen. In der Region Trier haben laut Fachzentrum für Bienen und Imkerei in Mayen mehr als 90 Prozent der Bienen den Winter überlebt.
Guter Saisonstart für Imker: Mehr Bienen als vergangenes Jahr
Christoph Otten, Bienenkundler im Fachzentrum für Bienen, rechnet deshalb mit einer guten Honigernte in diesem Frühling. Wie viele Bienen den Winter überstehen, hat nicht unbedingt etwas mit dem Winter zu tun, erklärt Otten, sondern mehr mit der Witterung im Frühjahr und Sommer.
Im vergangenen Jahr gab es einen sonnigen Frühling, also gutes Flugwetter. Die Bienen konnten viel Nektar eintragen und sich verjüngen, sagt Bienen-Experte Otten.
Ganz anders letztes Jahr: Da sind ein Viertel der Bienen in der Region Trier im Winter gestorben. Der Sommer 2021 war sehr verregnet und bei Regen fliegen Bienen nicht. Wenn sie wenig Vorräte sammeln, sind die Honigbienen geschwächt und anfälliger für Schädlinge wie die Varroamilbe.
Honigbienen sind nicht vom Bienensterben bedroht
Bei Honigbienen gebe es immer Schwankungen, aber keinen Abwärtstrend wie bei den Wildbienen, erklärt Otten. "Um die Honigbienen bei uns müssen wir uns keine Sorgen machen, ihnen geht es gut", sagt er. Auch Hobby-Imkerin Nicole Hennecke betont: "Man muss unterscheiden zwischen Honigbienen und Wildbienen."
Seit acht Jahren imkert die Theologin, daneben bietet sie auch Bienen- und Wespenberatungen an. "Honigbienen haben einen eindeutigen Vorteil gegenüber Wildbienen", so Hennecke. "Sie haben einen Imker, der sich um sie kümmert."
"Wenn die Honigbienen krank sind, werden sie behandelt. Sind sie mal nicht so fit, werden sie geschont - und um den Winter gut zu überstehen, werden sie gefüttert. Wildbienen haben diese Vorteile nicht und haben außerdem teils viel anspruchsvollere Nist- und Nahrungsbedürfnisse", erklärt Imkerin Nicole Hennecke.
Außerdem liegt Imkern im Trend. Die Zahl der Menschen, die sich um Bienen kümmern, steigt vor allem in urbanen Gegenden - und Trier ist da keine Ausnahme. Hier können es sich Honigbienen also gut gehen lassen.
Für dieses Jahr könnte die Trockenheit ein Problem für die Honigbienen werden
Wie es den Bienen jetzt geht, beantworten Imkerin und Bienenkundler ähnlich: Das Frühjahr war sehr verregnet. "Die Bienen fliegen nicht aus, wenn es regnet oder zu kühl ist. Dann sitzen sie in ihrer Beute, langweilen sich und kommen auf 'dumme Ideen', wie zum Beispiel einen neuen Schwarm zu bilden", erzählt Hennecke ironisch.
Die Schwarmbildung ist ein natürlicher Prozess: Die alte Bienenkönigin fliegt mit einem großen Teil des Volkes aus. Ein kleiner Teil bleibt zurück in der Beute und wartet, bis ein paar Tage später eine neue Königin schlüpft. Für Imker ein Zeichen, dass ihre Völker gesund sind. Es bedeutet jedoch auch viel Arbeit: Schließlich muss der neue Schwarm so schnell wie möglich eingefangen werden und in eine neue Beute kommen.
Ab der Sommersonnenwende am 21. Juni beginnen die Honigbienen, sich auf den Winter vorzubereiten. "Dann gilt es, viele Vorräte einzusammeln und sich fit zu machen, um die kalte Jahreszeit zu meistern", erklärt Nicole Hennecke.
Das hat letztes Jahr richtig gut geklappt. Doch dieses Jahr bereitet der mangelnde Regen ihr Sorgen. "In den letzten fünf Wochen haben die Pflanzen kaum Wasser bekommen. Regnet es nicht bald, produzieren sie kaum bis keinen Nektar mehr", so Hennecke. Darunter leiden dann auch die Bienen.