Hochwasser an der Sauer

Kirche in Minden durch Hochwasser verwüstet

Stand
Autor/in
Jana Hausmann

Die Dorfkirche St.Silvester steht seit dem 12 Jahrhundert in der Sauergemeinde Minden. Doch nach dem Hochwasser Mitte Juli ist die Kirche nicht wiederzuerkennen.

In der Kirche St. Silvester in der Sauergemeinde Minden läuft das Trocknungsgerät auf Hochtouren. Es riecht muffig, der Steinboden ist feucht. Am grau-goldenen Altar und den weißen Wänden sieht man genau, wie hoch das Wasser stand, nämlich mehr als eineinhalb Meter hoch.

"Mit Wasser können wir umgehen"

An den Moment, als die Prüm vor etwa zwei Wochen in die Kirche floss, erinnert sich Ortsbürgermeister Franz-Josef Ferring noch ganz genau. Als die Unwetterwarnungen kamen, hatten er und die Leute in Minden noch gedacht: "Mit Wasser können wir umgehen". Auch in der Nacht zum 15. Juli hatten die Mindener noch gehofft, dass sie verschont bleiben vom Wasser. Doch es kam anders, erzählt er.

Die Straßen Mindens liefen voll. Das Wasser habe etwa 15 Häuser geflutet. Dann kam es über die Kirchenmauer.

"Wir standen um halb 8 vor der Kirche und mussten mit weinenden Augen zusehen, wie die Kirche geflutet wurde"

Auch Marianne Steinbach hat die Bilder noch ganz genau vor Augen. Sie kennt die Kirche von klein auf und kümmert sich seit etwa 40 Jahren um das Gebäude. "Wir haben noch versucht, mit Sandsäcken was zu retten, aber das hatte keinen Erfolg. Die Kirche lief voll wie eine Badewanne. Die Bänke sind direkt geschwommen, über den Altar rüber bis zu den Füßen der Heiligen am Altar war alles eine Wassermenge. Das war unvorstellbar."

"Ich habe gesagt, ich habe es mir schlimm vorgestellt, aber so schlimm nicht."

Kirche verwüstet

Die Wassermassen haben die massive braune Kirchentür aus Holz einfach aufgedrückt und alles umhergewirbelt, was im Weg stand, erzählt die Küsterin. Die Kirche wurde daraufhin völlig verwüstet. Durch das Wasser hat sich der Boden angehoben. Die Wände sind nass und beginnen zu schimmeln. Putz und Farbe blättern von der Wand.

Eine historische Katastrophe

Für die Menschen in Minden ist dieser Anblick nur schwer zu ertragen. So etwas gab es hier noch nicht. Nur 1918 sollen die Kirchenbänke einmal im Wasser gestanden haben, doch so schlimm wie jetzt sei es damals nicht gewesen. Die Kirche hier steht schon seit dem 12. Jahrhundert. Sie ist Zufluchts- und Begegnungsort, sagt der Bürgermeister.

"Die Kirche ist unser Schmuckstück!"

Kirche ist Teil des Jakobswegs

Erst im Jahr 2008 sei sie saniert worden und seitdem das Schmuckstück der Gemeinde. Zwischen Mai und Oktober kämen jeden Tag zwischen fünf und 15 Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela vorbei. Denn die Kirche St. Silvester ist Teil des Jakobswegs. Das Pilgerbuch, in dem die vorbeikommenden Pilger sich eintragen konnten, sei zwar gerettet worden, doch durch den Schlamm sei es mittlerweile hart wie Beton.

Trümmer wurden bereits geborgen

Und nicht nur das, sagt Bürgermeister Franz Josef Ferring: „Völlig kaputt gegangen ist unser Harmonium, das wird jetzt irgendwo auf der Mülldeponie liegen. Es sind einige Messgewänder stark in Mitleidenschaft gezogen worden, die Schränke in der Sakristei sind kaputt gegangen und auch die Elektrik hat sehr stark gelitten“

Strom gibt es mittlerweile zum Glück wieder. Mit viel Eigenleistung konnten auch die Kirchenbänke inzwischen gesäubert und ins Trockene geschafft werden, erzählt Ferring.

Die Kirche im Eifelort Minden wurde durch das Hochwasser völlig verwüstet
Die Kirche St. Silvester im Eifelort Minden wurde zu Beginn des 12. Jahrhunderts erbaut. Bild in Detailansicht öffnen
Die Kirche im Eifelort Minden wurde durch das Hochwasser völlig verwüstet
Beim Blick in die Kirche werden die Hochwasserschäden sichtbar. Bild in Detailansicht öffnen
Die Kirche im Eifelort Minden wurde durch das Hochwasser völlig verwüstet
Das Wasser stand etwa eineinhalb Meter hoch im Kirchengebäude. Bild in Detailansicht öffnen
Die Kirche im Eifelort Minden wurde durch das Hochwasser völlig verwüstet
Das Wasser hat selbst vor den Heiligenfiguren innerhalb der Kirche nicht Halt gemacht. Bild in Detailansicht öffnen
Die Kirche im Eifelort Minden wurde durch das Hochwasser völlig verwüstet
Auch an der Kanzel haben Wasser und Schlamm ihre Spuren hinterlassen. Bild in Detailansicht öffnen
Die Kirche im Eifelort Minden wurde durch das Hochwasser völlig verwüstet
Trotz des Trockungsgerätes bildet sich an den Wänden der Kirche bereits Schimmel. Bild in Detailansicht öffnen
Die Kirche im Eifelort Minden wurde durch das Hochwasser völlig verwüstet
Die Sakristei ist nicht wiederzuerkennen. Bild in Detailansicht öffnen
Die Kirche im Eifelort Minden wurde durch das Hochwasser völlig verwüstet
Wollen die Kirche wieder herrichten: Ortsbürgermeister Franz-Josef Ferring, das Ehepaar Steinbach und Pfarrer Michael Becker (v.l.n.r.) Bild in Detailansicht öffnen

Menschen brauchen zuerst Hilfe

Wie es nun weitergehen soll, ist unklar. Denn in Minden stünden einige Menschen wegen des Hochwassers vor den Trümmern ihrer Existenz. Einige der Häuser seien nicht mehr bewohnbar. Ihnen müsse zuerst geholfen werden. Und dann, so hoffen die Mindener, ist vielleicht auch ein bisschen Geld übrig, um die St. Silvester-Kirche wieder zu restaurieren.

2022 soll Kirche wieder in neuem Glanz erstrahlen

Für viele im Ort ist das eine Herzensangelegenheit. Und auch wenn vieles durch ehrenamtliches Engagement gestemmt werden könne, geht Ortsbürgermeister Ferring mittlerweile von einem sechsstelligen Betrag aus, der für die Sanierung der Kirche notwendig ist. Seine größte Hoffnung ist, dass 2022 dort wieder Messen abgehalten werden können und dann alles wieder so schön ist, wie es einmal war.

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Jana Hausmann