In der Kirche St. Silvester in der Sauergemeinde Minden läuft das Trocknungsgerät auf Hochtouren. Es riecht muffig, der Steinboden ist feucht. Am grau-goldenen Altar und den weißen Wänden sieht man genau, wie hoch das Wasser stand, nämlich mehr als eineinhalb Meter hoch.
"Mit Wasser können wir umgehen"
An den Moment, als die Prüm vor etwa zwei Wochen in die Kirche floss, erinnert sich Ortsbürgermeister Franz-Josef Ferring noch ganz genau. Als die Unwetterwarnungen kamen, hatten er und die Leute in Minden noch gedacht: "Mit Wasser können wir umgehen". Auch in der Nacht zum 15. Juli hatten die Mindener noch gehofft, dass sie verschont bleiben vom Wasser. Doch es kam anders, erzählt er.
Die Straßen Mindens liefen voll. Das Wasser habe etwa 15 Häuser geflutet. Dann kam es über die Kirchenmauer.
Auch Marianne Steinbach hat die Bilder noch ganz genau vor Augen. Sie kennt die Kirche von klein auf und kümmert sich seit etwa 40 Jahren um das Gebäude. "Wir haben noch versucht, mit Sandsäcken was zu retten, aber das hatte keinen Erfolg. Die Kirche lief voll wie eine Badewanne. Die Bänke sind direkt geschwommen, über den Altar rüber bis zu den Füßen der Heiligen am Altar war alles eine Wassermenge. Das war unvorstellbar."
Kirche verwüstet
Die Wassermassen haben die massive braune Kirchentür aus Holz einfach aufgedrückt und alles umhergewirbelt, was im Weg stand, erzählt die Küsterin. Die Kirche wurde daraufhin völlig verwüstet. Durch das Wasser hat sich der Boden angehoben. Die Wände sind nass und beginnen zu schimmeln. Putz und Farbe blättern von der Wand.
Eine historische Katastrophe
Für die Menschen in Minden ist dieser Anblick nur schwer zu ertragen. So etwas gab es hier noch nicht. Nur 1918 sollen die Kirchenbänke einmal im Wasser gestanden haben, doch so schlimm wie jetzt sei es damals nicht gewesen. Die Kirche hier steht schon seit dem 12. Jahrhundert. Sie ist Zufluchts- und Begegnungsort, sagt der Bürgermeister.
Kirche ist Teil des Jakobswegs
Erst im Jahr 2008 sei sie saniert worden und seitdem das Schmuckstück der Gemeinde. Zwischen Mai und Oktober kämen jeden Tag zwischen fünf und 15 Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela vorbei. Denn die Kirche St. Silvester ist Teil des Jakobswegs. Das Pilgerbuch, in dem die vorbeikommenden Pilger sich eintragen konnten, sei zwar gerettet worden, doch durch den Schlamm sei es mittlerweile hart wie Beton.
Trümmer wurden bereits geborgen
Und nicht nur das, sagt Bürgermeister Franz Josef Ferring: „Völlig kaputt gegangen ist unser Harmonium, das wird jetzt irgendwo auf der Mülldeponie liegen. Es sind einige Messgewänder stark in Mitleidenschaft gezogen worden, die Schränke in der Sakristei sind kaputt gegangen und auch die Elektrik hat sehr stark gelitten“
Strom gibt es mittlerweile zum Glück wieder. Mit viel Eigenleistung konnten auch die Kirchenbänke inzwischen gesäubert und ins Trockene geschafft werden, erzählt Ferring.
Menschen brauchen zuerst Hilfe
Wie es nun weitergehen soll, ist unklar. Denn in Minden stünden einige Menschen wegen des Hochwassers vor den Trümmern ihrer Existenz. Einige der Häuser seien nicht mehr bewohnbar. Ihnen müsse zuerst geholfen werden. Und dann, so hoffen die Mindener, ist vielleicht auch ein bisschen Geld übrig, um die St. Silvester-Kirche wieder zu restaurieren.
2022 soll Kirche wieder in neuem Glanz erstrahlen
Für viele im Ort ist das eine Herzensangelegenheit. Und auch wenn vieles durch ehrenamtliches Engagement gestemmt werden könne, geht Ortsbürgermeister Ferring mittlerweile von einem sechsstelligen Betrag aus, der für die Sanierung der Kirche notwendig ist. Seine größte Hoffnung ist, dass 2022 dort wieder Messen abgehalten werden können und dann alles wieder so schön ist, wie es einmal war.