Otmar Paulus und seine Frau wohnen gemeinsam mit ihrem Sohn in einem Zweifamilienhaus in Irrel. Beim Aufräumen ringt er mit der Fassung. Das Fundament des Hauses wurde durch die Fluten der nahegelegenen Prüm unterspült. Noch ist unklar, ob das Haus noch bewohnt werden kann. Das muss ein Baustatiker prüfen. Otmar Paulus bangt um seine Existenz, fürchtet, dass das Haus abgerissen werden muss. Für einen Neubau werde das Geld wohl nicht reichen. Denn erst vor sieben Jahren hatte er das Haus neu gebaut. Seit dem Hochwasser ist an Schlaf nicht zu denken.
Otmar Paulus und seine Frau sind in einer Ferienwohnung untergekommen. Von dort pendelt er zu seinem Grundstück und versucht zu retten, was zu retten ist. Immer wieder helfen ihm dabei Menschen, die er manchmal gar nicht kennt. Die Hilfsbereitschaft ist groß.
Ein Bild der Verwüstung
Fast überall sieht es in Irrel schlimm aus. Jetzt, wo das Adrenalin und die erste Aufregung weg sind, erkennen viele erst, was passiert ist. Überall wird saubergemacht. Denn die braune Schlammschicht darf nicht trocknen. Sie wird sonst hart wie Beton. Und überall stapelt sich Sperrmüll: kaputte Waschmaschinen, zerborstene Möbel, aufgequollene Holzfußböden:
Die Menschen in Irrel sind geschockt. Dabei sind sie eigentlich ans Hochwasser gewöhnt. Fast jeden Winter tritt die Prüm über die Ufer. Aber so wie dieses mal war es noch nie.
Irreler Wasserfälle für immer verändert
Die überdachte Fußgängerbrücke aus Holz, die über die Irreler Wasserfälle am Ortsrand führt, ist einfach weg. Wo sie hingespült wurde, weiß derzeit niemand. Wenn man sie wieder aufbaut, müsste sie mindestens 200 Meter verlängert werden, sagt der Ortsbürgermeister. Denn auch ein Teil des Hanges ist weggebrochen.
Campingplatz gleicht einem Schlachtfeld
Der Campingplatz in Irrel, der eigentlich idyllisch an der Prüm liegt, wurde vergangene Woche vom Wasser völlig zerstört.
Wohnwägen hängen um Bäume gewickelt im Uferbereich, ganze Ferienhäuser aus Holz wurden von den Fluten mitgerissen. Bagger und Traktoren fahren über das weitläufige Gelände, um Ordnung zu schaffen.
Die Prüm sei eigentlich ganz harmlos, im Sommer könne man sich dort wunderbar abkühlen, erzählt eine Camperin, die gerade vor den Trümmern ihres Ferienhauses steht. Auch sie ist fassungslos, was das Wasser angerichtet hat. Doch für sie steht fest: Das Haus will sie mit ihrem Mann wieder aufbauen. Nächstes Mal aber etwas weiter oben, sagt sie.
"Es war ein einziges Schockerlebnis"
Werner Adam wohnt seit 73 Jahren an der Prüm. Der Irreler musste am Donnerstag über Stunden mit ansehen, wie das Wasser kam und auch einen Teil seines Lebens mitriss. Als er sein Haus wieder betreten durfte, herrschte ein völliges Durcheinander.
Welle der Hilfsbereitschaft
Das Erdgeschoss seines Hauses ist verwüstet. Schuhe und Kleidung unbrauchbar. Er sagt, das einzige, was nun hilft, ist eine intakte Familie sowie der Bekannten-und Freundeskreis.
"Jetzt in dieser Notsituation hat sich erst gezeigt was wahre Freunde sind. Alle haben geholfen und sich angeboten. Wir hatten ja nicht mal eine Tasse Kaffee oder einen Schluck Wasser."