Forscher überwachen einen Trierer Fels mit Lasertechnologie um vor Felsstürzen zu warnen

Neue Technik

Der Felsvermesser: Sein Laser sichert Trierer Steilwand

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Autor/in
Ludger Peters
Foto von Ludger Peters, Multimedia-Redakteur SWR Aktuell Rheinland-Pfalz

Der Trierer rote Fels auf der linken Moselseite wird jetzt mit Hilfe einer Lasertechnologie überwacht. So will ein Forscherteam jede noch so kleine Bewegung des Gesteins erkennen.

Daniel Czerwonka-Schröder steht auf der Terrasse des Trierer Nordbads und schaut auf den roten Felsen auf der anderen Moselseite. Noch immer liegen dort die Brocken vom Felssturz des 27. Januar 2023.

Ich denke, mit unseren Lasergeräten können wir so einen Felssturz ziemlich genau vorhersagen

Czerwonka-Schröder ist ein Weltvermesser. Geodäsie nennt man das, was er macht. Die Wissenschaft von der Vermessung und Aufteilung der Erde – in Flächen, Punkte, Markierungen. Und das wird er in den kommenden zwei Jahren mit dem Roten Fels in Trier machen.

Brocken vom "Roten Felsen" sind durch einen Weinberg der Lage "Trierer Augenscheiner" gerollt.
Im Januar 2023 lösten sich in Trier mehrere große Felsbrocken aus der roten Steilwand. Lasertechnik soll helfen, auf solche Ereignisse vorbereitet zu sein.

Czerwonka-Schröder leitet eine Gruppe von Wissenschaftlern, zu der auch Experten der TU München und der Universität Heidelberg gehören. Sie wollen am Trierer Fels zeigen, dass man mithilfe moderner Technologie Gefahren am Fels frühzeitig erkennen kann. Ähnliche Projekte betreut er in den Alpen und in Chile. "Ich denke, mit unseren Lasergeräten können wir so einen Felssturz ziemlich genau vorhersagen", sagt Czerwonka-Schröder.

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Jeder Zentimeter Fels wird überwacht

Auf einer Terrasse des Trierer Nordbads stehen die Lasergeräte. Etwa 300 Meter entfernt vom Felsen auf der anderen Moselseite.

So eine engmaschige Kontrolle ist mit herkömmlicher Technik nicht möglich

Alle 30 Minuten macht der Laser eine Aufnahme des Felsen - einen Scan. Dabei hält der Laser die Lage von Millionen kleiner Messpunkte fest. Die Daten können die Forscher direkt am Computer einsehen. Alle 30 Minuten kommt ein neues Bild und zeigt Veränderungen im Fels.

Forscher überwachen einen Trierer Fels mit Lasertechnologie um vor Felsstürzen zu warnen
Von der rechten Moselseite aus hat das Lasergerät den roten Felsen auf der anderen Seite gut im Visier. Im Moment scannt er das 600 Meter lange Felsmassiv alle halbe Stunde ab.

Die Wissenschaftler wissen somit frühzeitig, ob der Fels in Bewegung gerät. Die Daten können sie von überall einsehen. Sie müssen also auch nicht vor Ort sein, wie bei anderen Messtechniken. "So eine engmaschige Kontrolle ist mit herkömmlicher Technik bisher nicht möglich," sagt der Felsexperte.

Die Software könne auch automatisiert SMS oder E-mails an Polizei, Feuerwehr oder Behörden wie die Straßenverwaltung schicken, wenn die Daten zeigen, dass ein Felssturz bevorsteht. So könnten dann Straßen oder Bahnstrecken gesperrt werden. Auch Evakuierungen wie im Frühjahr im Schweizer Alpendorf Brienz können mit viel Vorlauf angekündigt werden.

Forscher überwachen einen Trierer Fels mit Lasertechnologie um vor Felsstürzen zu warnen
So sieht der Laser den roten Fels in Trier. Wenn alles grün eingefärbt ist, gibt es keine Gefahr. Rote Stellen weisen auf Bewegung im Fels hin.

Weingut profitiert von Daten

Die Trierer Stiftung Vereinigte Hospitien ist Kooperationspartner bei dem Projekt. Denn dem Weingut der Stiftung gehört die Weinlage "Augenscheiner" unterhalb des Felsen. Im Januar 2023 zerstörten abstürzenden Steinbrocken mehrere Rebzeilen.

Nach ersten Schätzungen seien etwa fünf Reihen des Weinberges durch den Felssturz betroffen.
Die Steinbrocken rollten quer durch den Weinberg und zerstörten fünf Rebzeilen. Die Bundestraße 53 wird durch hohe Fangzäune geschützt.

Der Fels ist ein Sicherheitsrisiko für die Arbeiten im Weinberg. "Wir wollen gerne wissen, wie man den Fels absichern kann und an welchen Stellen am besten", sagt der Kaufmännische Direktor der Hospitien, Tobias Reiland. Je mehr über den Fels bekannt ist, desto zielgerichteter könnten Sicherungssysteme eingebaut werden. Und das spare dann auch Geld.

Lasereinsatz für weitere Felsen

Felsrutsche haben in den vergangenen Jahren an der Mosel und ihren Seitentälern aber auch im Mittelrheintal für große Probleme gesorgt. Besonders der Felssturz von Kestert (Rhein-Lahn Kreis) im Jahr 2021 hat riesige Kosten verursacht.

Der Klimawandel könnte in den kommenden Jahren noch zu mehr Felsstürzen führen, sagen Experten. Frühwarnsysteme wie die Lasertechnik sind daher auch für das Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz interessant.

"Wir hatten die Idee zu dem Projekt in Trier, um zu sehen, ob wir das in Zukunft selber einsetzen", sagt Michael Rogall vom Landesamt. Das System könne den Landesgeologen helfen, noch besser auf Felsstürze vorbereitet zu sein.

Bis dahin wird Felsexperte Daniel Czerwonka-Schröder aber noch einige Male auf der Terasse des Trierer Nordbads vorbeischauen. In zwei Jahren wird das Forschungsprojekt am Trierer roten Felsen ausgewertet.

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