Daniel Czerwonka-Schröder steht auf der Terrasse des Trierer Nordbads und schaut auf den roten Felsen auf der anderen Moselseite. Noch immer liegen dort die Brocken vom Felssturz des 27. Januar 2023.
Czerwonka-Schröder ist ein Weltvermesser. Geodäsie nennt man das, was er macht. Die Wissenschaft von der Vermessung und Aufteilung der Erde – in Flächen, Punkte, Markierungen. Und das wird er in den kommenden zwei Jahren mit dem Roten Fels in Trier machen.
Czerwonka-Schröder leitet eine Gruppe von Wissenschaftlern, zu der auch Experten der TU München und der Universität Heidelberg gehören. Sie wollen am Trierer Fels zeigen, dass man mithilfe moderner Technologie Gefahren am Fels frühzeitig erkennen kann. Ähnliche Projekte betreut er in den Alpen und in Chile. "Ich denke, mit unseren Lasergeräten können wir so einen Felssturz ziemlich genau vorhersagen", sagt Czerwonka-Schröder.
Trierer Geograph erklärt Darum kann es an der Mosel immer wieder zu einem Felssturz kommen
Am Donnerstagvormittag löste sich ein Brocken aus der Felswand am linken Trierer Moselufer und rollte auf die Straße zu. Ein Experte erklärt, wie es dazu kommen konnte.
Jeder Zentimeter Fels wird überwacht
Auf einer Terrasse des Trierer Nordbads stehen die Lasergeräte. Etwa 300 Meter entfernt vom Felsen auf der anderen Moselseite.
Alle 30 Minuten macht der Laser eine Aufnahme des Felsen - einen Scan. Dabei hält der Laser die Lage von Millionen kleiner Messpunkte fest. Die Daten können die Forscher direkt am Computer einsehen. Alle 30 Minuten kommt ein neues Bild und zeigt Veränderungen im Fels.
Die Wissenschaftler wissen somit frühzeitig, ob der Fels in Bewegung gerät. Die Daten können sie von überall einsehen. Sie müssen also auch nicht vor Ort sein, wie bei anderen Messtechniken. "So eine engmaschige Kontrolle ist mit herkömmlicher Technik bisher nicht möglich," sagt der Felsexperte.
Die Software könne auch automatisiert SMS oder E-mails an Polizei, Feuerwehr oder Behörden wie die Straßenverwaltung schicken, wenn die Daten zeigen, dass ein Felssturz bevorsteht. So könnten dann Straßen oder Bahnstrecken gesperrt werden. Auch Evakuierungen wie im Frühjahr im Schweizer Alpendorf Brienz können mit viel Vorlauf angekündigt werden.
Weingut profitiert von Daten
Die Trierer Stiftung Vereinigte Hospitien ist Kooperationspartner bei dem Projekt. Denn dem Weingut der Stiftung gehört die Weinlage "Augenscheiner" unterhalb des Felsen. Im Januar 2023 zerstörten abstürzenden Steinbrocken mehrere Rebzeilen.
Der Fels ist ein Sicherheitsrisiko für die Arbeiten im Weinberg. "Wir wollen gerne wissen, wie man den Fels absichern kann und an welchen Stellen am besten", sagt der Kaufmännische Direktor der Hospitien, Tobias Reiland. Je mehr über den Fels bekannt ist, desto zielgerichteter könnten Sicherungssysteme eingebaut werden. Und das spare dann auch Geld.
Lasereinsatz für weitere Felsen
Felsrutsche haben in den vergangenen Jahren an der Mosel und ihren Seitentälern aber auch im Mittelrheintal für große Probleme gesorgt. Besonders der Felssturz von Kestert (Rhein-Lahn Kreis) im Jahr 2021 hat riesige Kosten verursacht.
Der Klimawandel könnte in den kommenden Jahren noch zu mehr Felsstürzen führen, sagen Experten. Frühwarnsysteme wie die Lasertechnik sind daher auch für das Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz interessant.
"Wir hatten die Idee zu dem Projekt in Trier, um zu sehen, ob wir das in Zukunft selber einsetzen", sagt Michael Rogall vom Landesamt. Das System könne den Landesgeologen helfen, noch besser auf Felsstürze vorbereitet zu sein.
Bis dahin wird Felsexperte Daniel Czerwonka-Schröder aber noch einige Male auf der Terasse des Trierer Nordbads vorbeischauen. In zwei Jahren wird das Forschungsprojekt am Trierer roten Felsen ausgewertet.