Verein "Eifelkreis Digital" gestartet

Künstliche Intelligenz made in Bitburg: Was Wissenschaftler in der Eifel entwickeln

Stand
Autor/in
Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier

Das Projekt ist landesweit einzigartig. Firmen und Wissenschaftler forschen in Bitburg gemeinsam an künstlicher Intelligenz. Ihr erster Erfolg: Ein smarter Chatbot.

Carsten Maletzki tippt auf seinem Laptop herum. Der Informatiker des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz schreibt mit einem gewissen "Fritz Mayer". Sein Portrait auf dem Bildschirm zeigt einen Mann mit breiter Nase, braunen Haaren un deinem blauen Polohemd.

Doch Fritz Mayer sitzt nicht in einem anderen Büro. Er sitzt überhaupt nirgendwo. Denn er ist gar kein echter Mensch, sondern ein Chatbot - ein intelligentes Programm, das selbstständig die Fragen des Wissenschaftlers beantworten kann. "Dieses System ist nicht dazu da, um den Mitarbeiter zu ersetzen. Es ist dazu da, dass Mensch und Maschine zusammenarbeiten", sagt Maletzki, der die KI zusammen mit seinem Team für den Verein "Eifelkreis Digital" entwickelt hat.

Bot soll gegen den Fachkräftemangel helfen

Rund 20 Firmen haben sich im vergangenen Jahr zu diesem Verein zusammengeschlossen. Was sich die Unternehmen von der landesweit einzigartigen Kooperation mit dem Kaiserslauterer Forschungszentrum versprechen: Die Künstliche Intelligenz aufs Land zu bringen und mit der Technologie auch Lösungen für alltägliche Probleme zu finden - zum Beispiel für den Fachkräftemangel.

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Und genau da kommt wieder Fritz Mayer ins Spiel. Das Vorbild für ihn war ein fiktiver älterer Mitarbeiter, der in Rente geht und sein Wissen an die jüngere Generation weitergeben will. Die Idee ist, seinen Erfahrungssatz sozusagen in der Maschine zu konservieren – damit es auch in einer Firma nicht verloren geht. Dazu wird er mit Dokumenten, E-Mails und Chatverläufen des Angestellten gefüttert.

"Wenn ein Mitarbeiter ein Unternehmen verlässt, hinterlässt er ja immer auch eine Lücke", erklärt Maletzki: "Wenn jemand neues eingestellt wird, kann er ja nicht immer diese großen Fußstapfen füllen, weil es ihm einfach an Erfahrung fehlt."

Arzfelder Firma plant smarte Kläranlage mit KI

Diesen echten Mitarbeiter aus Fleisch und Blut kann die KI natürlich nicht ersetzen. Aber Fritz Mayer könnte eine Unterstützung sein, findet auch Benedikt Ney vom Kläranlagenbauer Zahnen aus Arzfeld. Für seine Firma, die auch Mitglied im Verein "Eifelkreis Digital" ist, sieht er zum Beispiel die Möglichkeit, den Chatbot beim IT-Service einzusetzen: "Wenn ein Mitarbeiter ein Computerproblem hat, könnte er über den Chatbot leicht selbst herausfinden, woran es liegt." Dafür braucht es dann nicht zwingend einen Informatiker, der sich der Sache annimmt.

Von der Forschung in Bitburg verspricht sich Ney aber noch mehr für sein Unternehmen. Zusammen mit den Wissenschaftlern arbeitet seine Firma derzeit zum Beispiel am Design einer "smarten" Kläranlage, die sich selbst steuert.

Brauereichef: KI-Labor ist Standortvorteil für die ganze Region

Auch andere Unternehmen, die beim Verein aktiv sind, machen gerade ihre ersten Schritte mit der Künstlichen Intelligenz. Die Bitburger Brauerei, die ebenfalls Mitglied ist, sammelt hingegen schon seit Jahren eigene Erfahrungen mit der Technologie.

Geschäftsführer Jan Niewodniszanski glaubt trotzdem, dass die Arbeit mit den Wissenschaftlern seinen Konzern voranbringen könnte: "Es ist gut, dass wir die führenden Experten Deutschlands jetzt hier als Ansprechpartner haben. Nicht nur als Lieferanten für Ideen, sondern auch als Sparring-Partner - zum Diskutieren über die großen Chancen durch künstliche Intelligenz." Niewodniszanski vergleicht die Erfindung der KI mit der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts.

Doch nicht nur für den Bier-Konzern sei das KI-Labor in Bitburg ein Standortvorteil, sondern für die ganze Region, meint der Brauereichef: "Es gibt ja einen Konkurrenzkampf der Regionen um gute Mitarbeiter. Mit der KI-Forschung können wir neuen Fachkräften hier etwas bieten, was es sonstwo nicht gibt." Deshalb stelle die Brauerei auch die Büros für die Wissenschaftler zur Verfügung.

Labor im Brauereiturm wird wohl erst 2025 fertig

Eigentlich sollte das Labor im achten Stock des 45 Meter hohen Brauereiturms schon fertig sein. Die offizielle Eröffnung wird sich aber wohl bis zum Frühjahr 2025 hinziehen, schätzt Brauerei-Chef Niewodniszanski. Die Bauarbeiten hätten sich verzögert, eine Genehmigung stehe noch aus. Derzeit arbeiten die Wissenschaftler daher noch übergangsweise im ehemaligen Kontor der Firma.

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Eine Übergangslösung: das ist auch Fritz Mayer. Derzeit ist der Chatbot nur ein Prototyp, er wurde nur mit einer Handvoll Dokumente gefüttert, sagt Informatiker Carsten Maletzki. Das Team vom Forschungszentrum wird aber alles daran setzen, dass der digitale Kollege bei den Eifeler Firmen schon bald seinen ersten Arbeitstag antreten kann. 

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