Am Montagnachmittag erfuhren die Beschäftigten der Galeria Karstadt Kaufhof-Filialen in Rheinland-Pfalz, dass sie nicht auf der Streichliste des Warenhauskonzerns stehen. Was viele Experten überrascht hat: Auch der Doppelstandort Trier bleibt erhalten.
Auch der Wirtschaftswissenschaftler Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein wundert sich über diese Entscheidung. Im SWR-Interview erzählt er, warum trotz der guten Nachrichten für die Beschäftigten schwere Zeiten auf die Filialen zukommen werden.
SWR Aktuell: Warum hat Galeria Karstadt Kaufhof in Rheinland-Pfalz keinen einzigen Standort geschlossen - auch nicht eine Filiale am Doppelstandort Trier?
Gerrit Heinemann: Welche Häuser auf die Schließungsliste bei Galeria gekommen sind und welche nicht, wundert eigentlich jeden Experten. Es ist nicht nachvollziehbar, dass vor allem größere Häuser schließen müssen. Von denen hieß es immer, dass sie besser laufen würden.
In Rheinland-Pfalz haben wir von der Durchschnittsgröße kleinere Häuser. Und bei kleineren Häusern ist es in der Regel für Städte und Kommunen einfacher, sich zu beteiligen, indem sie zum Beispiel Mieten subventionieren oder vielleicht sogar Immobilien übernehmen. Das war bei der letzten Insolvenz vor knapp drei Jahren schon der Fall.
Mehr als 50 Filialen schließen Großes Aufatmen in Trier: Galeria Karstadt Kaufhof bleibt
Die zwei Galeria-Filialen in Trier bleiben bestehen. Das hat das angeschlagene Unternehmen mitgeteilt. Die Warenhauskette wird deutschlandweit 52 Filialen schließen.
SWR Aktuell: Warum konnten in Trier sogar beide Filialen erhalten werden?
Heinemann: Trier hat ein großes Umland und obwohl die Stadt Trier selbst keine Metropolstadt ist, hat sie doch ein sehr großes Einzugsgebiet, wo eben Leute auf den Kauf in Trier angewiesen sind.
Experte: Vermieter haben großen Einfluss
SWR Aktuell: Warum werden Filialen in großen Städten wie Frankfurt oder Stuttgart geschlossen?
Heinemann: Es handelt sich da wahrscheinlich um Standorte, an denen die Immobilien nicht Herrn Benko (Besitzer der Warenhauskette, Anm.d.Red) gehören, sondern auch großen amerikanischen Konzernen, die nicht verhandlungsbereit sind und keine Zugeständnisse an die Mieter machen wollen.
Es lässt sich bei diesem Thema zusammenfassen, dass es von den Zugeständnissen der Vermieter abhängt, ob ein Standort geschlossen wird oder nicht.
SWR Aktuell: Was bedeutet die derzeitige Situation für die Zukunft der Filialen in Rheinland-Pfalz?
Heinemann: Ich warne davor, die aktuelle Schließungsliste als endgültig zu betrachten. Schon bei der Insolvenz vor knapp drei Jahren gab es ein ähnliches Gebaren bei Standortlisten und es war für die Städte völlig unberechenbar, was passieren wird.
Deshalb kann ich Städten wie Trier empfehlen, sich gedanklich darauf vorzubereiten, dass das hier keine endgültige Liste ist und vielleicht in absehbarer Zeit nochmal eine Insolvenz kommt, wo dann plötzlich die Häuser in Trier auf der Liste stehen. Da hat die Stadt jetzt den Vorteil, sich auf eine entsprechende Situation vorbereiten zu können.
SWR Aktuell: Galeria Karstadt Kaufhof hat angekündigt, dass die Filialen stärker auf lokale Bedürfnisse abgestimmt werden sollen. Was halten Sie davon?
Heinemann: Es gab ja unter Karstadt schon vor vielen Jahren ein Warenhaustyp, der hieß "Karstadt Kompakt". Dieser Typ war genau auf lokale Begebenheiten mit lokalen Sortimenten ausgerichtet. Das Thema hat aber nicht funktioniert und mich würde es extrem wundern, wenn es jetzt funktionieren würde.