Förster Alois Meyer steht auf einer großen kahlen Fläche mitten im Eichenwald in Klausen (Landkreis Bernkastel-Wittlich). Hier standen bis vor kurzem noch Eichen. An den Rändern der Lichtung sind etliche Bäume mit Farbe markiert. Sie müssen ebenfalls gefällt werden. Schuld ist ein einheimischer Käfer, der sich rasant ausbreitet. Es ist der Eichenprachtkäfer. Er schädigt die Eichen so stark, dass sie absterben.
Prachtkäfer schädigt Wasserversorgung der Eichen
Während andere Baumarten seit Jahren unter der Klimaerwärmung leiden, trotzte die Eiche bisher den veränderten Wetterbedingungen. Doch Trockenheit und Hitze haben die Eichen geschwächt. Durch den fehlenden Frost und die warmen Winter konnte sich der Eichenprachtkäfer massenhaft vermehren. Förster Alois Meyer beobachtet den Schädling mit Sorge: "Dieser Prachtkäfer bohrt sich ein und bewegt sich unter der Rinde, schädigt da die Wasserversorgung. Und bringt den Baum letztendlich zum Absterben."
Schäden durch den Eichenprachtkäfer gab es schon früher. Aber die waren überschaubar. Inzwischen sind ganze Wälder betroffen. "Man muss ähnliche Bilder erwarten, wie es bei der Fichte der Fall ist", befürchtet Förster Meyer. Die Schäden sind groß, viele Eichen mussten bereits gefällt werden. Die Anzahl der geschädigten Bäume hat sich in diesem Jahr verzehnfacht.
Andere Käferarten schwächen den Wald zusätzlich
Der Eichenprachtkäfer ist nur ein Schädling, der den Bäumen zu schaffen macht. Seinetwegen sterben die Eichen ab und bieten damit anderen Käferarten ein Zuhause. Wie dem Kernkäfer. Der benötigt eine bestimmte Feuchtigkeit im Holz, um sich darin einzunisten. Ein gesunder Baum bietet keine Lebensbedingungen für diese Käfer, kranke oder tote Bäume schon.
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"Diese Käfer bohren sich dann in das Kernholz ein. Und dann haben wir natürlich nachher am Sägewerk Bretter mit lauter Löchern drin", erklärt Förster Meyer. Neben den Löchern verfärbt sich zudem das Holz. Eichenholz wird als Bau- oder Möbelholz geschätzt. Für Fußböden oder Möbel sei das befallene und beschädigte Holz aber ungeeignet.
Der Gemeinde entsteht dadurch ein großer finanzieller Schaden. Ein unbeschädigter Eichenstamm ist schon mal mehrere tausend Euro wert. Sind die Schäden durch die Kernkäfer zu groß, reduziert sich dieser Wert auf einen Brennholzpreis von knapp 80 Euro pro Festmeter.
Ob und wie viel ein Baum geschädigt ist, zeigt sich erst in der Verarbeitung. Das mache den Verkauf derzeit schwierig. Alois Meyer verhandelt da mit den Sägewerken. Das wird immer komplizierter. "Wir können keinen richtigen Preis für dieses Holz festlegen, weil wir nicht wissen, ob es verwertbar ist oder nicht."
Wettlauf gegen den Klimawandel
Früher wurde das Holz im Winter geschlagen und nach Bedarf im Laufe des Jahres in die Sägewerke abtransportiert. Heutzutage muss das Holz so schnell wie möglich aus dem Wald, um Schäden durch die Kernkäfer zu vermeiden. Wegen der steigenden Temperaturen fliegen die Käfer immer früher im Jahr und befallen die Stämme.
Für die Menschen, die mit dem Holz ihr Geld verdienen, sind das schwierige Bedingungen. Wie für das Sägewerk Enders in St. Thomas. Weil inzwischen hauptsächlich geschädigte Bäume gefällt werden, gibt es immer weniger gesundes Holz für das Sägewerk. Auch deshalb begutachtet Geschäftsführer Alois Enders die Stämme beim Einkauf sehr genau.
Obwohl die Stämme von außen gesund aussehen, sind sie es nicht. Die Kernkäfer bohren sich tief ins Kernholz ein. Diese Ungewissheit ist ein unternehmerisches Risiko. Zudem hat die Flaute in der Baubranche die Nachfrage nach Holz massiv verringert. Das verschärft die wirtschaftliche Situation für Enders.
Für die geschädigten Hölzer hat Enders noch keine Abnehmer gefunden. Sein Lager an unverkauften Eichenbrettern quillt über. Die Lage sei angespannt, sagt der Geschäftsführer. Zur Zeit hat das Sägewerk Kurzarbeit angemeldet. Alois Enders hofft, dass sich die Lage auf dem Bau bald wieder ändert. Und dass seine Kunden demnächst Verwendung für die geschädigten Hölzer finden.
Der Wald im Wandel
Förster Alois Meyer in Klausen hat andere Sorgen. Er muss entscheiden, ob die leeren Flächen in seinem Wald wieder mit Eichen bepflanzt werden sollen. Eine Alternative wären mediterrane Baumarten. Alois Meyer ist da skeptisch. "Die Bäume sind sehr mit den Bodenlebewesen, insbesondere den Pilzen, verbunden. Es dauert Jahrzehnte bis Jahrhunderte, bis sich der Lebensraum an die neuen Baumarten anpasst."
Er hofft, dass sich heimische Baumarten zumindest in einigen Regionen halten können - trotz Klimawandel. Fest steht für Alois Meyer aber schon jetzt: "Wir werden in Zukunft wohl andere Wälder haben als wie wir sie bisher hatten."