Beispiel Donnersberg

Wie sieht der rheinland-pfälzische Wald in Zukunft aus?

Stand
Autor/in
Annika Gillissen
Bild von Annika Gillissen

Immer mehr tote Bäume begegnen Waldbesuchern in Rheinland-Pfalz. Der Wald verändert sich. SWR-Reporterin Annika Kercher war mit Förster Martin Teuber am Donnersberg unterwegs.

Bäume ohne Blätter und ohne Rinde - viele davon sind tote Eichen. Der Boden staubt, als ich mit Förster Martin Teuber in den Wald beim Donnersberg fahre. Seit mehr als vier Wochen hat es nun nicht mehr richtig geregnet. "Das Frühjahr war toll", sagt Martin Teuber, "schön nass." Jetzt sieht es wieder anders aus - wie schon im Vorjahr.

Eichen kommen gut mit Trockenheit klar

Dass die Eichen der Reihe nach absterben, damit hat keiner wirklich gerechnet. Die Traubeneichen an den Sonnenhängen am Donnersberg stehen eigentlich an einem sehr passenden Standort. Sie kommen gut mit Sonne und Trockenheit zurecht. Eigentlich ein Hoffnungsträger in Sachen Klimawandel. Und dann kam der Eichenprachtkäfer.

Schädlinge machen den Bäumen zu schaffen

Das wärmere Klima hat dazu geführt, dass der Eichenprachtkäfer statt zwei Jahren nur noch ein Jahr zur Entwicklung braucht. Vorher war die Eiche eigentlich nie von Schädlingen gefährdet, erzählt mir Martin Teuber. Sie ist eine robuste Baumart, die sich wehren kann. Zum Beispiel sondert der Baum schwarze Gerbsäure ab, um die Käferlarven zu ertränken.

So sieht es aus, wenn die Eiche versucht, sich gegen den Eichenprachtkäfer zu wehren. Sie sondert schwarze Gerbsäure ab.
So sieht es aus, wenn die Eiche versucht, sich gegen den Eichenprachtkäfer zu wehren. Sie sondert schwarze Gerbsäure ab.

Weil die Bäume aber durch die letzten trockenen Sommer sowieso schon geschwächt sind, klappt das nicht mehr.  Die Käfer fressen sich in Schlangenlinien durch die Borke unter der Rinde und unterbrechen damit die Wasserversorgung des Baums. Schließlich stirbt der Baum ab.  

Und jetzt?

"Kann man was dagegen machen?", frage ich den Förster. Die Antwort ist einfach: "Nein, kann man nicht. Die Bäume sind nicht zu retten." Der Einsatz von Insektiziden wäre sinnlos und in Rheinland-Pfalz ohnehin nicht erlaubt. Ein Insektizid würde alle Insekten abtöten, nicht nur den Prachtkäfer. Was man aber machen kann: neue Waldstrukturen etablieren und für Naturverjüngung sorgen. Das heißt darauf achten, dass jüngere Bäume nachwachsen können. Hecken, wie die Brombeere, machen es neuen Pflänzchen aber sehr schwer. Sie können sich kaum gegen die Hecke durchsetzen und nach oben kämpfen. Da muss nachgeholfen werden.

Wir laufen an einem kleinen Eichenbaum vorbei – keine 30 Zentimeter hoch. "Die ist so circa zwei Jahre alt", sagt Teuber. Ich schaue ihn ungläubig an – niemals hätte ich gedacht, dass die Pflanzen so lange brauchen, um diese Höhe zu erreichen. Eichen wachsen am Anfang langsamer, aber ziehen dann kräftig nach.

So könnte der Wald in Zukunft aussehen

Martin Teuber meint, in Zukunft müssen wir uns womöglich an manchen Stellen im Wald von dem typischen Waldbild verabschieden. Keine meterhohen Bäume mit ausgeprägten Stämmen mehr - so wie die Eiche. Stattdessen könnte es dann Buschwald und Heckenstrukturen geben, mit Baumsorten die gut mit dem Klima klarkommen. Der Feldahorn ist einer von ihnen. Im jüngeren Stadium sieht er vielmehr nach einem Busch aus als nach einem Baum.

"Wir wissen nicht, was noch kommt"

Was die Förster aus der Entwicklung mit der Eiche gelernt haben: Man kann sich nie sicher sein. Obwohl die Baumart auf den ersten Blick gut mit dem Klimawandel klarkommen kann, fällt sie ihm nun doch zum Opfer. Deswegen versuchen die Förster eine größtmögliche Bandbreite von Baumarten in die Wälder von RLP zu holen: Kirsche, Mehlbeere oder Feldahorn. Zum Teil sind es Bäume, die nicht typischerweise im Wald vorkamen und auch keine Nutzbäume sind, deren Holz wirtschaftlich verwendet werden kann. "Es geht hier um Walderhaltung, nicht um Forstwirtschaft", stellt Martin Teuber nochmal klar.

Förster Martin Teuber in seinem Forstrevier am Donnersberg.
Förster Martin Teuber in seinem Forstrevier am Donnersberg.

Wichtige Aufgabe: Walderhaltung

Der Wald ist nicht nur ein schöner Erholungsort zum Wandern und Spazieren. Er ist ein massiver CO2-Speicher. Ein Ort, an dem der Boden besonders rein ist und sehr gutes Trinkwasser entstehen kann und natürlich die grüne Lunge, die Sauerstoff produziert. Teuber drückt es so aus: "Ohne Wald, kein menschliches Leben."

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