Viele Bäume mussten gefällt werden

Kahlschlag im Hochwald: Borkenkäfer zerstört ganze Waldflächen

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Autor/in
Nicole Mertes
Nicole Mertes arbeitet als Redakteurin im SWR Studio Trier

Im Wald zwischen Zerf und Mandern gibt es viele kahle Flächen. Komplette Waldstücke mussten wegen Borkenkäferbefalls gefällt werden. Betroffen sind vor allem Fichten.

100 Jahre alter, dichter Fichtenwald mit mehr als 30 Meter hohen Bäumen. So sieht das Forstrevier Klink im Hochwald aus. In dem Revier, das zum Forstamt Saarburg gehört, gibt es besonders viel von diesem alten Fichtenwald.

Doch die heißen, trockenen Sommer der letzten Jahre haben den Bäumen zugesetzt. Borkenkäfer haben sich eingenistet, ganze Waldflächen mussten deshalb gefällt werden.

Auf Kahlflächen im Hochwald entwickelt sich langsam neuer Wald
Auf einer Kahlfläche im Forstrevier Klink sind in den vergangenen Jahren schon einige junge Bäume nachgewachsen. Junge Fichten haben sich aus Flugsamen entwickelt, dahinter junge Birken. Bild in Detailansicht öffnen
Auf Kahlflächen im Hochwald entsteht langsam neuer Wald
Auf Kahlflächen im Hochwald entsteht langsam ein neuer Mischwald. Verschiedene Bäume wie Buchen und Fichten oder Birken wachsen natürlich durch Flugsamen nach. Andere Baumarten, wie Weißtanne und Ahorn werden gepflanzt. Bild in Detailansicht öffnen
Wegen Trockenheit abgestorbene Buche im Forstrevier Klink
Auch Buchen leiden unter der Trockenheit. Wie hier im Forstrevier Klink im Hochwald sterben auch ältere Buchen ab. In den vergangenen Jahren gab es oft monatelang zwischen Mai und September zu wenig Regen. Bild in Detailansicht öffnen
Auf Kahlflächen im Hochwald wachsen neue Bäume wie junge Buchen
Auf dieser Kahlfläche im Wald wachsen junge Buchen nach. Sie sind etwa 20 Jahre alt und wurden schon gesetzt, als die alten Fichten noch standen. Bild in Detailansicht öffnen
Gesunder Fichtenwald im Hochwald
Hier ist der Fichtenwald noch gesund. Im Forstrevier Klink im Hochwald stehen diese etwa 100 Jahre alten Fichten. Die Förster wollen sie erhalten und gleichzeitig neue Bäume verschiedener Baumarten pflanzen. Im Schatten der hohen Fichten entsteht so ein Mischwald. Bild in Detailansicht öffnen
Kahlflächen im Hochwald
Auf einer Waldfläche, auf der die Fichten wegen Borkenkäferbefalls gefällt werden mussten, wachsen neue Bäume nach. Im Hintergrund junge Buchen, vorne - durch Röhren geschützt - junge Ahornbäume. Die zarten Pflanzen müssen vor Wildtieren geschützt werden, damit sie wachsen können. Bild in Detailansicht öffnen
Kahlflächen im Hochwald
Hier im Gemeindewald von Zerf musste ein ganzes Stück Wald gefällt werden. Die Bäume, vor allem Fichten, waren vom Borkenkäfer befallen. Bild in Detailansicht öffnen
Ältere Buchen leiden unter Trockenheit und sterben ab
Die Kronen einiger alter Buchen im Forstrevier Klink sind ausgetrocknet. Die älteren Bäume leiden unter den trockenen und heißen Sommern der vergangenen Jahre und einige sterben ab. Bild in Detailansicht öffnen
Kahlflächen im Hochwald
Werden die Bäume in einem Waldstück vom Borkenkäfer befallen, müssen sie so schnell wie möglich gefällt werden. Das Holz muss aus dem Wald raus, damit die Borkenkäfer nicht noch andere Bäume befallen. Wegen der großen Menge an Schadholz müssen die Baumstämme mit schwerem Gerät abtransportiert werden. Das hinterlässt Spuren. Bild in Detailansicht öffnen
Kahlflächen im Hochwald werden neu bepflanzt
Auf Kahlflächen entsteht neuer Wald. Einige Bäume wachsen von selbst nach, andere werden gezielt gepflanzt - wie diese junge Weißtanne. Der Zaun schützt die kleinen Bäume davor, von Wildtieren gefressen zu werden. Bild in Detailansicht öffnen
Neue Bäume werden im Wald auf Kahlflächen angepflanzt und durch Gitter vor Wildtieren geschützt
Neue Bäume werden im Wald auf Kahlflächen angepflanzt und durch Gitter vor Wildtieren geschützt. Hier wächst eine junge Weißtanne. Bild in Detailansicht öffnen

Kaum noch Regen im Sommer

Der Klimawandel und die Folgen für den Wald - damit ist Forstamtsleiter Lucas Landenberger die meiste Zeit beschäftigt. Früher gab es im Hochwald regelmäßig Niederschläge, auch im Sommer, sagt er. In den vergangenen Jahren kam es aber mehrmals vor, dass es zwischen Mai und September so gut wie gar nicht geregnet hat.

Das können viele ältere Bäume nicht mehr verkraften, sagt der Förster. Nicht nur Fichten, auch andere Baumarten wie Buchen trocken aus. Oft gibt es für ganze Waldstücke keine Rettung mehr, wenn der Borkenkäfer die Bäume befällt.

Junge Buchen wurden gepflanzt

Auf einer kahlen Fläche im Wald steht Joachim Haupert, der Revierleiter des Forstreviers Klink. So kahl, wie es auf den ersten Blick aussehe, sei es gar nicht, sagt er. Im Hintergrund sieht man eine Gruppe junger Buchen mit leuchtend grünen Blättern. Sie wurden schon gepflanzt, als die alten Fichten noch standen.

"Unser Bild vom Wald wird sich ändern."

Von einem feinen Zaun vor Wildtieren geschützt, wachsen kleine Weißtannen. Auch junge Birken, Heidelbeersträucher und ganz kleine Fichten wachsen nach. Es wird dauern, bis hier wieder ein richtiges Waldstück entsteht, sagt Forstamtsleiter Lucas Landenberger. "Unser Bild vom Wald wird sich ändern", sagt er.

Den Wildtieren schmecken die jungen Bäume

Im Hochwald gibt es noch viele Wildtiere, Rotwild, Rehe, auch Mufflons. Die fressen am liebsten dort, wo es zarte, junge Pflanzen gibt. Auf freien Flächen mit viel Licht würde relativ schnell ein neuer, vielfältiger Mischwald nachwachsen.

Doch wenn die Bäume noch klein sind, sind sie ein gefundenes Fressen für die Tiere. Sie fressen eigentlich alles gern außer Fichten, sagt Revierleiter Joachim Haupert. Damit ein vielfältiger Mischwald nachwachsen kann, ist es notwendig, die neuen kleinen Bäume zu schützen.

Förster Joachim Haupert schützt junge Bäume vor Wildtieren.
Förster Joachim Haupert ist Revierleiter im Forstrevier Klink. In seinem Revier schützt er nachwachsende Bäume mit verschiedenen Methoden vor Wildtieren. Hier wurde ein Drahtgeflecht um den Stamm des Baumes gelegt. So können Wildtiere nicht die Rinde des Baums anknabbern.

Natürlicher Mischwald ist das Ziel

Es gibt auch Waldstücke, in denen es gelungen ist, den größten Baumbestand an hohen Kiefern zu retten. Revierleiter Haupert steht in einem dieser Waldstücke. Diese Fichten sind keine 50 Jahre alt, sagt er. Sobald ein Baum durch Trockenheit oder Schneebruch stark geschädigt sei, fälle man hier einzelne Bäume.

Auf den freien Flächen pflanze man andere Bäume wie Weißtanne und Buche. Die seien hier ursprünglich heimisch gewesen, bevor die Preußen im 19. Jahrhundert die Fichtenmonokultur eingeführt hätten. So entstehe nach und nach ein vielfältiger Mischwald.

"Wir wollen retten, was zu retten ist."

Das Ziel sei eigentlich, den Wald zu erhalten und planvoll zu einem vielfältigen Mischwald umzugestalten, sagt Forstamtsleiter Lucas Landenberger. "Wir wollen retten, was zu retten ist". Doch nicht nur die Fichten litten unter der Trockenheit. Er zeigt auf die Kronen alter, hoher Buchen. Einige sind ganz kahl, die Bäume sind ausgetrocknet, haben keine Blätter mehr.

In einem hohen, dicken Ast einer abgestorbenen Buche ist eine kleine Höhle, in der sich ein Specht eingenistet hat. Solche Höhlenbäume lasse man bewusst stehen, sagt Revierleiter Joachim Haupert. Sie seien Lebensraum für Vögel und andere Tiere. In dem trockenen Totholz niste sich der Borkenkäfer auch nicht ein.

Ehrenamtliche Helfer im Wald

Um schwache, geschädigte Bäume so schnell wie möglich zu erkennen und aus dem Wald zu holen, haben sich die Förster Verstärkung geholt. Sobald der Schwärmflug des Borkenkäfers im Frühling losgeht, kontrollieren ehrenamtliche Helfer im Wald regelmäßig die Bäume und markieren die, die vom Borkenkäfer befallen sind.

Die Bäume werden auch digital erfasst, damit sie gut wiederzufinden sind, um schnell gefällt zu werden. Nur mit dem Personal des Forstamtes sei das gar nicht zu schaffen, sagt Revierleiter Joachim Haupert. Sein Revier ist 2.500 Hektar groß und besteht gut zur Hälfte aus Fichtenwald.

Forstamtsleiter Saarburg Lucas Landenberger und Revierleiter Forstrevier Klink Joachim Haupert
Forstamtsleiter Lucas Landenberger vom Forstamt Saarburg und Revierleiter des Forstreviers Klink, Joachim Haupert, sind damit beschäftigt, welche Folgen der Klimawandel im Hochwald hat.

Der Wald der Zukunft

Bis auf den Kahlflächen wieder Wald nachgewachsen ist, werden mehrere Jahrzehnte vergehen. Das Forstamt Saarburg besteht aus 22.000 Hektar Wald, etwa 5.000 Hektar sind Fichtenwald. Wie der Klimawandel sich weiter entwickelt, wie viele Hitzesommer es noch geben wird, ist nicht abzusehen.

Es könne sein, dass die alten Fichten nach und nach verloren gingen, sagt Forstamtsleiter Landenberger. Dadurch ändere sich im Hochwald auch das Landschaftsbild. Welche der nachwachsenden Baumarten mit dem Klimawandel und langen Trockenphasen zurechtkämen, das müsse sich noch zeigen. Er werde oft gefragt, welche Bäume für Klimawandel ideal seien, doch darauf gebe es noch keine Antwort.