Chance für Beeinträchtigte und für Betriebe

So funktioniert Inklusion in der Eifel: Marcel hat einen "richtigen" Job

Stand
Autor/in
Lara Dudek

Im Eifelkreis bekommen Jugendliche mit Beeinträchtigung die Chance, nach ihrem Schulabschluss direkt in den allgemeinen Arbeitsmarkt einzusteigen. Marcel ist diesen Weg gegangen.

Mit ruhiger, aber kräftiger Stimme erklärt Manfred Krämer seinem Mitarbeiter Marcel Heinz, wie er den Feuerlöscher öffnet, um ihn zu warten. Fokussiert setzt Marcel die Erklärungen seines Chefs um. Wahrscheinlich wird er sie aber bei der übernächsten Wartung wieder vergessen haben.

Marcel fällt es aufgrund seiner Beeinträchtigung schwer, sich an Arbeitsabläufe zu erinnern und sich zu konzentrieren. Aber wenn das passiert, wird sein Chef Manfred Krämer da sein, um ihm unter die Arme zu greifen. So oft wie nötig. Das funktioniert gut, wie Krämer findet - und das schon seit mehreren Monaten.

Manfred Krämer, Marcel und seine Kollegen vor dem Anhänger des Betriebs.
Bei Aufträgen ist Marcel nicht alleine unterwegs. Mit seinen Teamkollegen versteht er sich gut.

Vor rund einem Jahr haben sich die beiden kennengelernt. Damals war Marcel auf der Suche nach einer neuen Beschäftigung und bewarb sich bei Manfred Krämer. Seit 20 Jahren bietet Krämer handwerkliche Dienstleistungen im Bereich Trockenbau, Renovierung und Brandschutz rund um Hersdorf (Eifelkreis Bitburg-Prüm) an.

Bei seiner Jobsuche bekam Marcel Unterstützung von Gerd Allgayer vom Bürgerservice Bitburg-Prüm, vom Amt für Soziales im Eifelkreis Bitburg-Prüm und von der Agentur für Arbeit - denn Marcels Ausbildungsweg unterscheidet sich von dem vieler anderer.

Marcel nahm an Förderprogramm teil

Nach seinem Abschluss von einer Förderschule bekam er die Möglichkeit, sich für eine Anstellung in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung oder eine Fördermaßnahme der Agentur für Arbeit zu entscheiden. Ziel der zweijährigen Fördermaßnahme ist es, junge Menschen den Weg auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu ermöglichen, so Gerd Allgayer vom Bürgerservice. In den letzten sechs Jahren habe man mit dem Programm 25 junge Menschen betreut, von denen 24 weiterhin auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt beschäftigt sind. Einer von ihnen ist Marcel.

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"Ich arbeite gerne in der Natur. Da kann ich dann am Ende des Tages sehen, was ich geschafft habe."

Die Entscheidung, in den Betrieb von Manfred Krämer zu wechseln, hat Marcel keinen Tag bereut. Hier fühlt er sich geschätzt. Während seiner Zeit in dem neunköpfigen Team habe er schon vieles dazulernen können. Auf dem Rasenmähtraktor ist der 26-Jährige voll in seinem Element. "Ich arbeite gerne in der Natur. Da kann ich dann am Ende des Tages sehen, was ich geschafft habe." Was Marcel allerdings am meisten mag, ist der Umgang mit dem Team und die Betreuung durch seinen Chef.

Marcel auf den Rasentraktor des Betriebs.
Jedes Gerät mit einem Motor bereitet Marcel Freude. Aber auf dem Rasenmähtraktor ist Marcel mit am Liebsten unterwegs.

"Man muss seine Art zu Arbeiten verstehen oder man versteht es eben nicht."

Marcel erledigt kleinere Aufgaben und arbeitet anderen zu

In den vergangenen letzten Monaten habe Marcel schon viele Arbeitsbereiche kennengelernt und man merke, dass ihm die Arbeit Spaß mache, sagt sein Chef. Abklebearbeiten oder die Pflege von Außenanlagen fallen in seinen Aufgabenbereich. Auch bei der Wartung von Feuerlöschern packt er mit an oder übernimmt mal eine Fahrt mit dem kleinen Bus des Betriebs.

Dabei sei es wichtig, dass die Arbeiten vor allem abwechslungsreich sind. Mit der Zeit und Erfahrung wachse nun auch die Verantwortung. Trotzdem hat Unternehmer Krämer ständig ein Auge auf ihn.

Marcel bei Maelerarbeiten an einem kleinen Haus.
Marcel macht die Arbeit mit Manfred Spaß und er weiß, dass er jede Frage so oft stellen kann wie nötig.

Denn ohne die Betreuung würde es nicht funktionieren. "Man muss seine Art zu Arbeiten verstehen oder man versteht es eben nicht. Daran kann das ganze Projekt scheitern und das merkt man recht schnell." Allen Beteiligten sei zu Beginn klar gewesen, dass man die Zusammenarbeit erst einmal austesten müsse. Wobei er hier auch von mehreren Stellen wie dem Bürgerservice und dem Eifelkreis Bitburg-Prüm im Rahmen des Projekts "Budget für Arbeit" unterstützt werde. Für die Anstellung von Marcel erhält Manfred Krämer einen finanziellen Zuschuss, mit der er ein Teil des Gehalts von Marcel abdecken kann.

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Zusammenarbeit nicht immer einfach

So stellte Manfred Krämer auch recht schnell fest, dass Marcel im Verhältnis zu seinen Kollegen ein Viertel der Arbeit ordentlich erledigt bekommt. Er könne nun mal keine 100 Prozent Leistung erbringen. Das klappe nicht. Hinzu komme auch die tägliche Betreuung durch Manfred Krämer. Anderenfalls bekomme Marcel seine Aufgaben nicht erledigt. Aber das wisse man und könne damit umgehen und es einplanen.

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Er könne schon nachvollziehen, dass vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels Betriebe es zeitlich nicht auch noch stemmen können, einem beeinträchtigten Kollegen eine dauerhafte Betreuung an die Seite zu stellen. Ähnlich sieht das auch Gerd Allgayer.

Manfred Krämer würde es wieder tun

Nichtsdestotrotz sieht Kämer das inklusive Konzept als Chance, Mitarbeitende zu finden, die mit ihrer Arbeit aktiv zuarbeiten können und auch Arbeiten übernehmen, die andere nicht machen möchten. Seine tägliche Arbeit zeige, dass Menschen mit Beeinträchtigung wie Marcel für kleinere Aufgaben dankbar seien.

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Lara Dudek