Morgens, viertel vor sechs in Trier. Während die Stadt allmählich zum Leben erwacht, ist auf dem Gelände des Zweckverbandes Abfallwirtschaft der Region Trier schon allerhand los. Gleich starten die Teams der Stadtreinigung Trier in ihren Arbeitstag. Kehrmaschine, Besen und Schaufeln stehen schon bereit. Wer auch schon bereit ist loszulegen, ist Patrick. Der 33-Jährige ist hellwach und freut sich auf den anstehenden Arbeitstag.
Mit den frühen Arbeitszeiten hat der gebürtige Trierer kein Problem. "Es macht einfach Spaß morgens, wenn die Sonne aufgeht, raus zu gehen und hast schon ein bisschen was gemacht, wenn Trier erstmal aufsteht", sagt er. Für ihn geht es heute nach Trier-Nord, wo die Straßen und Bürgersteige gepflegt werden müssen.
Patrick bringt Berufserfahrung mit
Soweit er denken kann, hat Patrick Straßenarbeit Spaß gemacht. Nach der Schule entschied er sich für eine Ausbildung im Straßenbau. Bis zur Abschlussprüfung lernt Patrick jeden Tag etwas dazu. Stück für Stück. Denn Patrick braucht zum Beispiel fürs Schreiben und Lesen etwas länger als andere. Die Prüfung hat er, aufgrund seiner Beeinträchtigung, nicht geschafft. Das hielt ihn aber nicht davon ab, immer weiter zu machen und so kam er über mehrere Praktika zu den Lebenshilfe-Werken Trier.
Patrick suchte nach einer neuen Herausforderung
Auch wenn die Hausmeister-Tätigkeiten genau sein Ding waren und er sich im Team der Lebenshilfe-Werke gut aufgehoben fühlte, merkte Patrick, dass es das für ihn noch nicht gewesen sein kann. "Am liebsten bin ich die Kehrmaschine gefahren. Ich bin über den Hof gefahren und habe alles sauber gemacht." Er wollte mehr und sich in einem Praktikum in einem anderen Betrieb versuchen.
Mit seinem Wunsch im Kopf ging er auf Sabine Benz zu. Sie ist Jobcoach im Bereich Inklusion bei den Lebenshilfe-Werken und betreute Patrick auf dem Weg auf den allgemeinen Arbeitsplatz. Dabei hilft sie nicht nur bei der Suche nach einem geeigneten Unternehmen, der Bewerbung und der Eingewöhnung. Sie unterstützt auch die Unternehmen.
Herausforderungen für die Unternehmen
Nach Angaben der Agentur für Arbeit Trier beschäftigten im vergangenen Jahr etwa 900 Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitenden mehr als 5.700 schwerbehinderte Arbeitnehmer auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt.
Gesetzlich seien Unternehmen ab 20 Mitarbeitenden dazu verpflichtet, mindestens fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Menschen zu besetzen. Damit liegen die Unternehmen in der Region, wie bereits im Jahr davor, bei einer Quote von 3,9 Prozent. Wird diese Quote nicht erfüllt, müssen sie eine Ausgleichszahlung leisten.
Als Jobcoach arbeitet Sabine Benz mit den Unternehmen zusammen und weiß um ihre Situation. Trotz ihrer Unterstützung sei die Beschäftigung eines Menschen mit einer Beeinträchtigung immer eine "Begleitleistung".
"Es ist immer so, dass die Beeinträchtigten Unterstützung brauchen. Es gibt glaube ich niemanden, der komplett selbstständig arbeiten kann wie eine Fachkraft." Dabei spiele auch der soziale Aspekt und das Wohlbefinden im Team eine wichtige Rolle. Ein Arbeitsaufwand, den nicht alle Unternehmen zeitlich und personell leisten können.
Einschätzungen, die auch Marc-Oliver Soler, Geschäftsführer der Caritas-Werkstätten teilt. Neben dem zeitlichen Aspekt spiele auch die Art der Beeinträchtigung eine Rolle. "Die persönliche Leistungsfähigkeit bei jeder Einschränkung und das, was die Arbeitswelt verlangt, geht immer weiter auseinander."
Patrick möchte Mut machen
Bei Patrick hat der Wechsel auf den allgemeinen Arbeitsmarkt geklappt. 2020 schaffte er den Schritt, nach mehreren vorbereitenden Praktika, auf einen ausgelagerten Arbeitsplatz zur Stadt Trier, wo er seit Anfang Februar nun einen Vertrag hat. Den regelmäßigen Austausch mit Sabine Benz gibt es auch weiterhin. Schließlich sei die Begleitung das A und O.
Zwar sei es ein langer Weg, aber Patrick wäre das beste Beispiel, worauf man auch sehr stolz sei. Außerdem spüre man bei vielen Unternehmen ein Umdenken und auch den Willen zu mehr Zusammenarbeit. "Ich glaube, dass die Inklusion eine große Chance ist auch für den Fachkräftemangel." Ihr würde es gefallen, wenn sich mehr Betriebe dazu entscheiden würden den Menschen eine Chance zu geben.
Nach Einschätzungen von Marc-Oliver Soler sei das Interesse der Betriebe an der Mitarbeit von Menschen mit Beeinträchtigung gestiegen. Vor allem in Bereichen, in denen der Fachkräftemangel herrsche, seien die Betriebe offen, Menschen mit Einschränkungen eine Chance zu geben.
Mit seiner Geschichte möchte Patrick Mut machen. Denn er ist stolz, dass er es geschafft hat. Sein nächstes Ziel ist nun die Verlängerung seines Arbeitsvertrags. Und auf die Kehrmaschine der Stadtreinigung hat er auch ein Auge geworfen. Vielleicht wird er die Maschine irgendwann auch mal fahren dürfen. Denn mit der Kehrmaschine bei den Lebenshilfe-Werken hat alles angefangen.