Es sind vor allem drei Dinge, die den Eltern der Landauer Nordringschule, einer Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen, Sorgen machen. Kinder mit und ohne Lernschwierigkeiten sollen gemeinsam in die Grundschulzeit starten. Dafür plant das Bildungsministerium, dass alle Schulanfänger zunächst an der Grundschule ihres Wohnortes angemeldet werden müssen. Eine Festlegung auf eine Förderschule noch vor der ersten Klasse soll nur noch in wenigen Fällen möglich sein.
Land will Inklusion verbessern
Das Land Rheinland-Pfalz will damit die Inklusion verbessern. Was erst einmal gut klingt, kommt bei den Eltern der Landauer Nordringschule, einer Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen, gar nicht gut an. "Wir haben Angst, dass die Kinder auf einer normalen Regelschule untergehen", sagt Schulelternsprecherin Sandra Völker im Video:
Gewerkschaft GEW fordert deutlich mehr Geld und Personal
Die Bildungsgewerkschaft GEW unterstützt prinzipiell die Pläne des Bildungsministeriums. Aber: "Die Ressourcen in den Grundschulen reichen dafür bei Weitem nicht aus", sagt GEW-Landesvorsitzender Klaus-Peter Hammer. Er fordert einen Masterplan und mehr Personal.
Das Land hat bereits angekündigt, in den kommenden Jahren in Rheinland-Pfalz insgesamt mehr als 250 zusätzliche Planstellen für Lehrkräfte, pädagogische Fachkräfte und weiteres Personal einzurichten. "Diese Planstellen entstehen in verschiedenen Bereichen der inklusiven Bildung, zum Beispiel an Schwerpunktschulen und an den Förder- und Beratungszentren", schreibt das Bildungsministerium auf Anfrage.
Förderschule: Kein Abschluss mehr in der 10. Klasse?
Außerdem fordern die Eltern der Landauer Nordringschule, dass dort auch weiterhin Jugendliche in einer freiwilligen 10. Klasse ihre Berufsreife ablegen können. Auch das soll nach Plänen der Landesregierung nach dem Schuljahr 2027/28 wegfallen. Wer auf der Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen ist und diesen Abschluss haben will, müsste zum Beispiel auf eine Berufsbildende Schule oder eine Realschule plus wechseln.
Dieter Vonniedas Sohn geht aktuell in die 9. Klasse der Nordringschule Landau. Und Vonnieda sagt: "Wenn der Abschluss der Berufsreife hier nicht mehr möglich ist, dann werden viele der Jugendlichen durchs Raster fallen und überhaupt keinen Schulabschluss machen."
Kritik auch von der Gewerkschaft Gegen Zwangsversetzung von Lehrkräften: Demo der Schubert-Schule in Neustadt
In Neustadt an der Weinstraße haben am Freitag rund 80 Lehrkräfte, Eltern und Kind der Schubert-Schule demonstriert - gegen die Pläne der Landesregierung Förderschullehrer aus Personalmangel zu versetzen.
Das Bildungsministerium hält dagegen: nach einem Wechsel von der Förderschule an eine Regelschule würden die Jugendlichen "sonderpädagogische Unterstützung" erhalten. Die beteiligten Schulen würden dafür kooperieren und Konzepte erarbeiten. "Damit können die freiwilligen 10. Schuljahre an den Förderschulen perspektivisch auslaufen."
Auch dazu äußert sich die Bildungsgewerkschaft GEW. Landesvorsitzender Hammer sagt, sein persönlicher Vorschlag sei, die Eltern entscheiden zu lassen, ob ihr Kind die Berufsreife in einem freiwilligen 10. Jahr an der Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen ablegt oder dafür auf eine Regelschule wechselt.
Kritik auch an geplanten Versetzungen von Förderschul-Lehrkräften
Und auch die geplanten Versetzungen von Lehrkräften an Förderschulen, um den Lehrermangel an Förderschulen im Norden von Rheinland-Pfalz aufzufangen, waren Thema bei der Landauer Kundgebung am Freitag. Durch das Personalkarussell, dass das Land dafür in Gang setzt, fallen auch Förderstunden an sogenannten Schwerpunktschulen in Landau weg.
An der Demo auf dem Landauer Rathausplatz haben am Freitag etwa 250 Kinder, Jugendliche, Lehrkräfte und Eltern teilgenommen.