Die Mannheimer Familienbäckerei Döringer´s backt seit 65 Jahren. Seit drei Jahren versuchen sie, der angespannten Personallage mit internationalen Arbeitskräften entgegenzuwirken. Knapp 40 Prozent der Beschäftigten hätten mittlerweile Migrationshintergrund, einige davon seien aber auch hier aufgewachsen. Die Hälfte der Auszubildenden komme aber aktuell mithilfe des beschleunigten Fachkräfteverfahrens, sagt Geschäftsführerin Nicole Döringer-Kypke. Die Erfahrungen mit den Mitarbeitenden seien positiv, auch Deutschkenntnisse seien oft bereits vorhanden, der bürokratische Aufwand verlangsame den Prozess allerdings erheblich.
Der Fach- und generelle Arbeitskräftemangel sei aufgrund mehrerer Faktoren sehr komplex und unter den aktuellen Gegebenheiten durch Zuwanderung allein auch kaum zu bewältigen, sagt Wirtschaftswissenschaftler Christoph Sajons von der Universität Mannheim. Die bürokratischen Hürden und aktuellen Verwaltungsstrukturen trügen auch einen Teil dazu bei.
Aktiv gegen Fachkräftemangel: Mehrere Behörden involviert
Das beschleunigte Fachkräfteverfahren läuft über die Ausländerbehörde, Qualifikationen und Kompetenzen werden über die Industrie und Handelskammern (IHK) geprüft.
Zusätzlich müssen fremdsprachige Unterlagen übersetzt und geprüft werden. Darüber hinaus kommen, je nach Antrag, auch die Arbeitsagentur und die Botschaft dazu. Das braucht einiges an Bearbeitungszeit. Zudem gibt es je nach Bundesland auch unterschiedliche Verfahrensweisen.
Bereits 2019 wurden bei der Mannheimer Ausländerbehörde aufgrund der gestiegenen Fallzahlen und Aufgaben zusätzliche Stellen geschaffen. Aufgrund des Fachkräftemangels seien aktuell allerdings 20 bis 25 Prozent unbesetzt, teilt die Ausländerbehörde auf SWR-Anfrage mit. Das beschleunigte Fachkräfteverfahren sei sehr beratungsintensiv und es wurde daher extra ein Team mit drei Mitarbeitenden eingerichtet.
Fachkräftemangel bedingt Fachkräftemangel
Geplante Gesetzesänderungen sollen die Einreise von ausländischen Fachkräften zukünftig erleichtern. Die Anzahl an Arbeitskräften, die auf dem deutschen Arbeitsmarkt allerdings gebraucht werden, ließe sich aber nicht nur durch Zuwanderung gewinnen. Die Behörden seien jetzt schon am Rande ihrer Kapazitäten angekommen, und weder der Wohnungsmarkt noch die verfügbaren Betreuungs- und Bildungsplätze könnten das aktuell leisten, so Sajons weiter.
Das Problem: In all diesen Bereichen herrscht ebenfalls massiver Fachkräftemangel. Und wer sich Fachkräfte aus dem Ausland holt, wird schnell mit dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum konfrontiert.
Die Familienbäckerei Döringer´s hat aus der Not heraus WG-Zimmer für die Auszubildenden angemietet. Nicht alle Betriebe hätten dafür die notwendigen Ressourcen, sagt Rainer Kettner. Vor allem kleinere Handwerksbetriebe seien überfordert: Mitarbeitersuche im Ausland, digitale Vorstellungsgespräche, Behördenkontakt, fremdsprachige Dokumente und darüber hinaus seien manche auch schlichtweg überfordert mit der alleinigen Verantwortung.