Vor etwa eintausend Jahren schwammen noch Fische durch den Mosbrucher Weiher. Man hatte das Moor damals zu Teichen angestaut - für die Bischöfe in Trier und die Mönche im Kloster Himmerod: "Dann hat man extra Ungarn angestellt, die die Fische abgefischt und nach Trier und Himmerod gekarrt haben. Als Fastenspeise", erzählt Josef Wagner vom Nabu Daun.
Vor 200 Jahren dann wurden die Staudämme abgebaut, jeder Bewohner bekam ein kleines Stück Land, in dem er Torf stechen konnte - ein guter Brennstoff. Damit der Torf nicht zu feucht war und man durch das Moor gehen konnte, wurden Entwässerungsgräben gebaut. Das Moor trocknete aus. Die Gräben gibt es noch, obwohl seit den 1950er Jahren kein Torf mehr gestochen wird.
Und das hat fatale Folgen. Mit den Pflanzen, die über hunderte von Jahren im Moor zersetzt und eingeschlossen wurden, wurde nämlich auch das CO2 darin gebunden, sagt Leonie Hebermehl von der rheinland-pfälzischen Stiftung Natur und Umwelt: "15 Zentimeter Torfschicht können so viel CO2 speichern wie ein 100 Jahre alter Wald." Trocknet das Moor aus, wird das klimaschädliche CO2 aber wieder freigesetzt.
Hämmern und Stampfen für das Moor
Leonie Hebermehl, Josef Wagner, die Bürger aus Mosbruch in der Vulkaneifel und 60 Freiwillige aus ganz Deutschland sind deshalb gerade auf einer besonderen Mission: Sie vernässen den Mosbrucher Weiher. Sie sorgen also dafür, dass das Wasser nicht mehr über die Gräben abfließt, sondern im Moor gehalten wird.
Dafür stehen sie mit Anglerhosen knietief in Wasser und Schlamm, treiben Holzteile mit schweren Hämmern in den Boden, fahren mit Schubkarren voller Sägespäne und Hackschnitzel über Holzbohlen und trampeln mit ihren Gummistiefeln rum: "Die alten Gräben werden mit diesem Gemisch aus Spänen und Schnitzeln verfüllt, das dann richtig festgestampft werden muss", erklärt Wagner.
Das Gemisch wirke wie ein Schwamm. Damit es nicht wieder fortschwimmen kann, werden vier bis fünf Zentimeter dicke Spundwände aus Douglasien in die Wassergräben getrieben. Und das ist ein Knochenjob, sagt Tobias König, der eigens aus Berlin-Spandau in die Eifel gereist ist: "Es ist wie eine Woche Aktivurlaub. Abends fallen wir alle früh ins Bett und schlafen wie die Steine."
Gutes für die Natur tun
Deshalb wird König nach einer Woche die Eifel auch wieder verlassen. Länger könne man die Arbeit nicht machen, wenn man sie nicht gewohnt ist, sagt Josef Wagner vom Nabu: "Es ist unheimlich warm und schwül und drückend hier. Und das ist schon eine große Herausforderung für Leute, die eigentlich nicht ständig draußen arbeiten. Aber das Engagement ist ganz toll und die Stimmung auch."
Die Freiwilligen wurden von einem Verein, dem Bergwaldprojekt, in die Eifel geholt. Ziel ist es nicht nur, dass die Arbeit am Moor erledigt wird. Es geht auch um Umweltbildung: Wer knietief in einem jahrtausendealten Moor gestanden habe, werde auch motiviert, seinen eigenen Alltag naturverträglicher zu gestalten.
Das ist auch Tobias König aus Berlin-Spandau wichtig: "Es ist mir wichtig, etwas Gutes für die Natur zu machen. Für die Gemeinschaft. Was wir auf wenigen Quadratmetern machen, hat eine große Wirkung. Es macht Spaß."
Obwohl oder gerade weil der eine oder andere auch schon mal im Moor gelandet ist, erzählt König: "Den ersten Platscher hatten wir schon in der ersten Viertelstunde. Es ist doch immer gut, wenn man sich in die Arbeit reinkniet." Die Moorpackung gehöre bei der Arbeit einfach dazu, lacht Wagner.
Reiche Pflanzenwelt wird geschützt
Autos könnten im Moor versinken - obwohl es ausgetrocknet ist - und sind nicht zu gebrauchen. Deshalb werden die Freiwilligen dringend gebraucht, sagt Hebermehl, die das Projekt leitet: "Da kommen wir ohne helfende Hände von ganz vielen Ehrenamtlichen und ohne Handarbeit gar nicht weiter." Denn an den Ufern der Entwässerungsgräben gibt es auch eine reiche und seltene Pflanzenwelt.
Bevor die Gräben verfüllt werden, wird jede Pflanze dort also einzeln ausgegraben und an anderer Stelle wieder eingesetzt. Nichts soll zerstört werden. Für das ganze Projekt brauchte es auch eine Sondergenehmigung der Naturschutzbehörde, damit überhaupt während der Vegetationszeit im Naturschutzgebiet gearbeitet werden darf.
Denn der Mosbrucher Weiher ist ein europaweit einzigartiges Moor. Er ist ein Kesselmoor, also ein seltener Moortyp, sagt Hebermehl: "Und diese Moore zeichnen sich unter anderem durch eine sehr, sehr hohe Torfmächtigkeit aus." Das heißt, die Moorschicht ist teilweise sechs Meter dick. Das Moor selbst liegt in einem etwa 12.000 Jahre alten Maarvulkan.
Gerade in Mittelgebirgen, sagt Hebermehl, sind intakte Moore nicht nur wichtig für das örtliche Klima und sorgen dafür, dass sich neues Grundwasser bildet. Sie sind auch bedeutsam für die Hochwasservorsorge: "Bei Starkregen können die Moore das Wasser bremsen." Dass das Moor wieder Moor sein kann, ist daher auch den Mosbruchern wichtig, berichtet Ortsbürgermeister Jürgen Gitzen.
Bewohner haben Verbindung zum Moor
Die Holzbohlen, die Sägespäne und Hackschnitzel wurden aus der Gegend angeliefert. Zum Moor haben alle hier eine Verbindung, sagt Gitzen: "Früher in der Volksschule gab es zwei Schulklassen. Der Lehrer ist mit den Kindern mindestens einmal im Monat durch den Weiher gelaufen. Das Moor wurde nachher teilweise zum Spielplatz, der nicht ungefährlich war. Aber der Reiz war da."
Heute sollen die Kinder nicht mehr einfach so ins Moor gehen. Gitzen hofft aber, dass bald Schulklassen das wieder vernässte Moor besuchen können, um etwas darüber zu lernen. Er ist deshalb froh, dass die Freiwilligen für insgesamt drei Wochen noch bis Anfang August arbeiten. Finanziert wird das Ganze aus Geldern des Landes, unter anderem aus dem Moorschutzprogramm.
"Wir werden nach diesen drei Wochen sicherlich nicht fertig sein", sagt Wagner. Das Moor misst schließlich 20 Hektar. Er und seine Nabu-Gruppe Daun überlegen daher, ob sie die Maßnahmen ehrenamtlich fortsetzen können. Das Drei- bis Vierfache an Arbeit warte dann noch auf sie.
Noch viel Arbeit nötig
"Das Schöne an solchen Maßnahmen ist, dass man die ersten Effekte relativ schnell sieht. Man sieht dann, dass so langsam das Wasser wieder zurückkehrt", sagt Hebermehl. Das bestätigt auch Wagner: "Der Boden schwingt jetzt unter mir. Das ist ein völlig neues Erlebnis."
Aber bis es dann wirklich auch Auswirkungen auf den Torfkörper hat, das dauert eine Weile, erklärt Leonie Hebermehl: "Wie bei einem Schwamm muss das Moor sich langsam wieder mit Wasser vollsaugen."
Im kommenden Jahr soll das Projekt auf jeden Fall fortgeführt werden. Auch dann, schätzt Wagner, wird es aber noch weiter dauern, bis der Mosbrucher Weiher wieder vollkommen vernässt ist und wieder ordentlich CO2 einspeichern kann.