Torfabbau für Heilbäder

Bürgerinitiative will Torfabbau in Moor bei Ravensburg stoppen

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Martina Meisenberg
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Miriam Plappert

Eine Initiative fordert, dass im Moorgebiet "Reicher Moos" bei Vogt kein Torf mehr abgebaut wird. Der Moor-Schlamm wird aber von den Heilbädern in der Umgebung gebraucht.

Der Torfabbau im "Reicher Moos", einem Moor zwischen Waldburg und Vogt (Kreis Ravensburg), soll dem neuen Regionalplan zufolge auch nach 2030 weiter möglich sein. Dagegen hat sich jetzt die Bürgerinitiative "Rettet das Reicher Moos" formiert. Sie fordert, dass der Torfabbau angesichts der großen Bedeutung der Moore fürs Klima und für seltene Arten bis spätestens 2030 aufhört und das Moor wiedervernässt wird. Außerdem soll das "Reicher Moos", wenn es nach der Initiative geht, ins Moorschutzprogramm des Landes aufgenommen werden.

Initiative wirft Politik Scheinheiligkeit vor

Manfred Scheurenbrand, Sprecher der Bürgerinitiative, wirft den Entscheidungsträgern Scheinheiligkeit vor. Einerseits propagiere die Politik den Moorschutz - finanziere etwa das Naturschutzzentrum in Bad Wurzach und plane ein neues Biosphärengebiet Allgäu-Oberschwaben, in dem Moore besonders geschützt werden sollen. Andererseits werde beschlossen, weiter Torf im "Reicher Moos" abzubauen. Das passe nicht zusammen.

Zweckverband "Moorgewinnung Reicher Moos" verteidigt Torfabbau

Der Zweckverband "Moorgewinnung Reicher Moos" verteidigt den Torfabbau. Über das Abbaugebiet werde in der Öffentlichkeit oft ein falsches Bild vermittelt, so der Verband. Lediglich acht Prozent des rund 120 Hektar großen "Reicher Moos", werde zur Torf-Gewinnung genutzt. Die Fläche sei durch den Torfabbau des Vorbesitzers ohnehin schon geschädigt, die torfbildenden Moor-Pflanzen nicht mehr vorhanden, eine Wiedervernässung des Moors nicht sinnvoll.

Die Bürgerinitiative sieht das anders: Das Moor sei nicht tot, sondern Lebensgrundlage für viele Tiere und Pflanzen. Hier stünden wohl wirtschaftliche Interessen im Vordergrund, so die Initiative.

"Mir blutet das Herz, wenn ich sehe, dass hier weiterhin Torf abgebaut wird und rigoros Wirtschaftsinteressen verfolgt werden."

Moor-Heilbäder fürchten um ihre Existenz

Der Torf wird für die Moor-Heilbäder in Bad Waldsee, Bad Buchau und Bad Wurzach gewonnen. Die Bäder bieten Moor-Anwendungen an, die Schmerzen und Stresssymptome lindern und gegen Krankheiten wie Arthrosen helfen sollen. Der Zweckverband "Moorgewinnung Reicher Moos" argumentiert, dass die Heilbäder ohne die Anwendungen in ihrer Existenz bedroht seien und mit ihnen hunderte Arbeitsplätze.


Die Bürgerinitiative "Rettet die Moore" hält dagegen: Man könne den Badetorf auch recyceln oder Alternativen verwenden. Gegen die Bäder an sich habe man nichts einzuwenden.

Auch bundesweit wird aktuell über den Schutz von Mooren, Wäldern und Gewässern diskutiert. Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat dazu das "Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz" vorgestellt:

Regionalverband spricht von Kompromiss

Der neue Regionalplan für die Region Bodensee-Oberschwaben soll unter anderem als Grundlage für Entscheidungen bei Projekten wie Gewerbegebieten, Wohngebieten, oder Rohstatoffabbaugebieten dienen. Doch der Plan ist umstritten und noch nicht genehmigt.

Wolfgang Heine, Direktor des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben, sagt, der neue Regionalplan sei ein Kompromiss. Man habe den Torfabbau nicht ganz ausschließen wollen, um die Kurbäder zu erhalten. Andererseits habe man aus Klimaschutzgründen nur eine kleine Fläche eingeplant, auf der Torfabbau weiter möglich sein soll.

"Wenn man den Bädern die Möglichkeit nimmt, Torf abzubauen, besorgen sie ihn sich aus Osteuropa."

Den Torfabbau ganz zu verbieten, sei auch nicht klimafreundlich, sonst bestünde die Gefahr, dass das Material aus dem Ausland mit langen Fahrtwegen besorgt werde. Der neue Regionalplan ist noch nicht vom Land genehmigt.

Mehr zum Thema Moor

Forum Mythos Moore – Vom Unheilsort zum Klimaretter

Norbert Lang diskutiert mit
Uta Ruge, Autorin
Dr. Franziska Tanneberger, Leiterin des Greifswald Moor Centrum
Dr. Joana van de Löcht, Germanistin, Universität Münster

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