Am Morgen nach dem schweren Unwetter sieht es wüst aus in Glaadt. Der Schlamm steht noch Zentimeter hoch auf der Straße. Bürger und Feuerwehrleute schaufeln Geröll und Treibholz beiseite. Das Hochwasser hat die Gärten und Terrassen, Garagen und Wohnzimmer der Glaadter verwüstet, Autos wurden fortgerissen und mehr als 40 Häuser überflutet. Der Schaden, heißt es bei den Einsatzkräften, dürfte insgesamt in die Millionen Euro gehen, das Aufräumen noch Tage - wenn nicht Wochen - dauern.
"Es ist genau wie vor drei Jahren", sagen viele Anwohner hier. Das Hochwasser weckt schlimme Erinnerungen an die Flutkatastrophe, bei der Glaadt schon einmal überschwemmt wurde. "Ganz so groß sind die Schäden diesmal nicht", sagt Ortsbürgermeister Norbert Bischof. Trotzdem: die Flut steckt den Glaadtern noch in den Knochen. Viele haben nach der Katastrophe gerade erst ihre Wohnungen renoviert. Jetzt müssen sie wieder von vorne anfangen.
Das Haus gerade renoviert und nun wieder alles zerstört
Zum Beispiel Hartmut Netten. Er hat auf das Haus seines Sohnes aufgepasst, während dieser im USA-Urlaub war. Dass so eine Katastrophe über ihn hereinbricht, hat er nicht erwartet. Von den Bildern des gestrigen Abends ist er heute noch geschockt. "Ein Sturzbach! Das kam oben von dem Hang da runter, durch die Gärten und alles ins Haus."
Er habe noch versucht zu retten, was zu retten ist. Erst vor drei Jahren habe sein Sohn das Haus gekauft. Eineinhalb Jahre Arbeit hatten sie in die Renovierung gesteckt. Nun sei die untere Etage komplett zerstört. Etwa 40 Zentimeter hoch habe das Wasser im Haus gestanden. Hartmut Netten geht von rund 100.000 Euro Schaden aus. Seinen Sohn hat er bereits informiert. Der versuche, jetzt so schnell wie möglich nach Hause zu kommen.
Auch bei Marco Assenmacher sieht es nicht besser aus. Er war bereits von der Juli-Flut im Sommer 2021 betroffen. 180.000 Euro Schaden hatte er damals. Wie viel es jetzt wird, weiß er noch nicht. "Wir sind gerade fertig mit Renovieren. Der Schaden ist noch nicht ganz abgeschlossen, jetzt ist auch die Terrasse richtig kaputt, aber wir machen das Beste draus", sagt er.
Feuerwehr: Alle vollgelaufenen Häuser ausgepumpt
Nach Angaben der Feuerwehr sind mittlerweile alle vollgelaufenen Häuser ausgepumpt. Teilweise wurden Straßen beschädigt, sagt Ingo Klinkhammer, Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Gerolstein. Bei einer kleinen Brücke habe sich z.B. die Teerdecke angehoben. Bei einer größeren Brücke seien die Widerlager freigespült worden. Da müsse der Straßenbaulastträger prüfen, ob diese noch verkehrstüchtig ist.
Feuerwehr im Einsatz Eifel-Ort Glaadt wurde überschwemmt
In der Nacht zog ein schweres Gewitter über die Eifel. In Glaadt, einem Ortsteil von Jünkerath, wurden 40 Häuser überflutet. Einige Menschen mussten sich in Sicherheit bringen.
DRK Hochwasserhilfe kümmert sich um traumatisierte Menschen
Im Ort unterwegs ist auch Silke Meyer von der Hochwasserhilfe des Deutschen Roten Kreuzes. Sie redet mit den Menschen, die ihr Hab und Gut in den Fluten verloren haben, organisiert Gebäudetrockner und vermittelt Beratungsangebote. Die Glaadter, sagt sie, brauchen jetzt besondere Betreuung, weil sie die traumatische Erfahrung zum zweiten Mal durchmachen. "Damals bei der Flut hatten die Leute hier in der Eifel das Gefühl, dass sie gar nicht gesehen wurden", sagt die DRK-Mitarbeitern. Sie hofft, dass die Eifel nach dem Hochwasser nun endlich mehr Unterstützung bekommt.
Nach der Juli-Flut 2021 nur wenige Schutzmaßnahmen umgesetzt
Auch viele Anwohner wünschen sich, dass etwas passiert - vor allem beim Hochwasserschutz. Seit der Flut vor drei Jahren seien tatsächlich nur wenige Maßnahmen umgesetzt worden, so der Ortsbürgermeister Norbert Bischof. Zwar seien die Bachläufe freigeräumt worden, damit das Wasser besser abfließen kann. Es fehle aber an Konzepten, die auch außerhalb des Ortes ansetzten, und so das Wasser vom Ort fernhalten.
Neues Angebot des SWR Studios Trier Nachrichten aus der Region Trier jetzt auf WhatsApp lesen
Das SWR Studio Trier ist jetzt auch auf dem Messenger-Dienst WhatsApp aktiv. Dort finden Sie regionale Nachrichten von Mosel und Saar, aus der Eifel, Hunsrück und Hochwald.
Eine besondere Herausforderung für den Ort sei dabei seine Tallage. "Man muss sich hier Gedanken machen, inwieweit wir möglichst lange das Wasser irgendwo in den Höhenlagen halten. Jede Stunde, die das Wasser oben in den Höhenlagen verbleiben kann, hilft uns hier unten", so Bischof im Gespräch mit dem SWR.
Nun heißt es aber erstmal weiter aufräumen in Glaadt bei Jünkerath. Am Wochenende sollte hier eigentlich Kirmes gefeiert werden. Statt eines Festes müssen die Menschen aus Glaadt nun gemeinsam versuchen, die Ereignisse der vergangenen Nacht zu verarbeiten.