Sieben Flaschen Bier schon am Morgen, danach noch Whisky, Cognac und Jägermeister: so fasst einer der jungen Angeklagten zusammen, was er am 17. Februar getrunken hatte. Zuerst bei der Weiberfastnacht am Hauptmarkt, dann in Kneipen und später in einer Diskothek in Trier-West.
"Wie ich in den Club gekommen bin, weiß ich gar nicht mehr so genau", sagte der Mann am Mittwoch vor dem Landgericht Trier aus. Er sei zu betrunken gewesen. Dass er später mit Glasflaschen geworfen habe, tue ihm leid. Er habe niemanden verletzen wollen. Warum es überhaupt dazu kam, kann er heute nicht mehr sagen.
Der junge Mann ist einer von sechs Angeklagten, die am vierten Prozesstag ihre Versionen der Tatnacht erzählen. Und ihre Erlebnisse sind alle geprägt von Alkoholkonsum und Erinnerungslücken. Bislang hatten die Beschuldigten zu den Vorwürfen geschwiegen. Jetzt ließen sie ihre Anwälte Stellungnahmen verlesen, die der Vorsitzende Richter Günther Köhler als "Teilgeständnisse" bezeichnete.
Sechs von elf Angeklagten räumen Taten teilweise ein
Denn manche der sechs Männer haben zumindest einen Teil der angeklagten Taten eingeräumt. Und das erstmals, seit im November der Prozess gegen eine Frau und zehn Männer begonnen hat, denen die Staatsanwaltschaft Landfriedensbruch, Körperverletzung und Angriffe auf Vollstreckungsbeamte vorwirft.
40 Menschen sollen damals Polizisten mit Glasflaschen, Besen und Schaufeln angegriffen haben. Vier Beamte wurden bei dem Einsatz verletzt, zwei von ihnen durch Pfefferspray, das die Polizisten eingesetzt hatten. Der Vorfall hatte deutschlandweit Schlagzeilen gemacht.
Angeklagte: "Wir wollten niemanden verletzen"
Gestanden haben die Männer aber nur, was auf den Überwachungsvideos des Clubs ohnehin zu sehen war. Also beispielsweise, dass sie mit Glasflaschen aus einem Container geworfen hatten oder mit einer Holzpalette. Weitere Nachfragen zu ihren Aussagen lehnten einige der Angeklagten ab, andere wollten nur Fragen zu ihrem Trinkverhalten beantworten.
Klar wurde: Nüchtern war an diesem Abend offenbar keiner der sechs. Manche gaben sogar an, dass sie so betrunken waren, dass sie sich gar nicht zu Details äußern könnten. Was aber alle noch zu wissen glaubten: Verletzen wollten sie niemanden. Und die Flaschen hätten sie auch nicht gezielt nach den Beamten geworfen.
Polizisten sprechen von "Hass und Wut" der Angreifer
Vielmehr seien sie von der Situation verängstigt gewesen, von dem Polizeieinsatz und dem Pfefferspray. "Mein ganzes Gesicht hat gebrannt", sagte einer der Angeklagten: "Ich hatte da einfach nur Panik." Gegen die Polizei hege er "keinen Groll".
Das widerspricht den Aussagen der Polizisten, die in jener Nacht im Einsatz waren. Die hatten unter anderem am dritten Verhandlungstag von einem Gefühl der Machtlosigkeit gesprochen und von Wut und Hass, die ihnen damals entgegen schlugen. Der Trierer Polizeidirektor Christian Hamm erklärte damals: "Einen solchen Gewaltausbruch gegen Einsatzkräfte habe ich in meiner Zeit als Leiter der Polizeiinspektion Trier noch nicht erlebt."
Urteil erst im Januar erwartet
Um die Situation unter Kontrolle zu bringen, habe einer der Beamten sogar zwei Warnschüsse abgeben müssen. Erst danach hätten die Angreifer aufgehört, mit Flaschen nach ihnen zu werfen. Anfangs hieß es in einer Pressemitteilung noch, dass Beamte auch mit "Eisenstangen" angegriffen worden seien. In der Anklageschrift ist davon allerdings nicht mehr die Rede.
Was fünf Angeklagte von diesen Vorwürfen halten, haben die Zuhörer jedenfalls auch am vierten Prozesstagen nicht erfahren. Sie schwiegen weiter. Im Prozess sollen weitere Zeugen aussagen, darunter auch Mitarbeiter der Diskothek. Ein Urteil wird erst im Januar erwartet.