Weil es zwischen Dörfern auf dem Land verhältnismäßig wenige ÖPNV-Fahrgäste gebe, liege dort vermutlich das größte Einsparbedürfnis und -potenzial, sagte die Geschäftsführende Direktorin des rheinland-pfälzischen Städtetags, Lisa Diener, der dpa. Im städtischen Raum nutzten mehr Menschen den öffentlichen Nahverkehr. "Und die Fahrgastzahlen werden das Kriterium sein, egal, ob auf dem Land oder in der Stadt."
Diener betonte, es gehe nicht um das pauschale Streichen ganzer Linien, sondern um eine Anpassung der Taktung in weniger frequentierten Zeiten - beispielsweise nur noch jeder zweite Bus auf der jeweiligen Verbindung. Ähnlich hatte sich zuletzt auch die rheinland-pfälzische Mobilitätsministerin Katrin Eder (Grüne) geäußert. Sie hatte klargestellt, dass nicht pauschal zehn Prozent der Buslinien im Land wegfallen werden.
Gemeinde- und Städtebund: Nötig ist Busverkehr mit guter Taktung
Ähnlich sieht das auch der Gemeinde- und Städtebund in Rheinland-Pfalz. Der ÖPNV müsse gezielter am Bedarf angepasst oder flexibler werden - etwa durch Sammel-Taxen oder "Busfahrten on demand", sagt Moritz Petry, geschäftsführendes Vorstandsmitglied.
Gleichzeitig warnt er davor, die Mobilitätsmöglichkeiten für Menschen auf dem Land auszudünnen: "Man kann nicht auf der einen Seite die Menschen auffordern, in Stadt und Land möglichst auf den eigenen Pkw zu verzichten und mehr mit dem Bus zu fahren, dann aber die Busfrequenzen reduzieren."
Gestiegene ÖPNV-Kosten bei Personal und Energie
Laut Städtetags-Chefin Diener sind die Kosten für den ÖPNV in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Vor allem Energie sei viel teurer geworden, ebenso das Personal. Durch einen sogenannten ÖPNV-Index für RLP, der zum Januar 2025 kommen soll, würden die Personalkosten künftig weiter nach oben getrieben. Der Index soll dafür sorgen, dass die öffentliche Hand Kostensteigerungen für die Branche ein Stück weit abfedert - dazu zählen etwa auch Energiepreise und die Kosten für die Instandhaltung von Fahrzeugen.
Ministerium in Gesprächen mit Kreisen Krise im ÖPNV - Dörfer fürchten um ihren Busverkehr
Zehn Prozent aller Linienbusse in Rheinland-Pfalz sollen ab nächstem Jahr wegfallen. Die Landesregierung hat schon angefangen, die Busse in Kreisen und Städten unter die Lupe zu nehmen.
Kostentreiber E-Busse und Betriebshöfe
Auch die Umstellung auf emissionsarme Fahrzeuge wie elektrisch betriebene Busse sei eine finanzielle Herausforderung, so Diener. Seit 2021 gibt es das "Gesetz über die Beschaffung sauberer Straßenfahrzeuge", das eine EU-Richtlinie umsetzt und Quoten an Fahrzeugen mit alternativen Antrieben verlangt. Das Gesetz betrifft auch den ÖPNV.
Ein Elektrobus sei etwa dreimal so teuer wie einer mit Dieselantrieb, sagte Diener. Hinzu kämen Folgekosten wie die Anpassung der Betriebshöfe für den Betrieb mit E-Bussen, etwa beim Brandschutz. Ein Oberzentrum im Land habe ihr vorgerechnet, dass die Anpassung des Betriebshofes dort alleine 50 Millionen Euro koste, so Diener. "Und wir haben in Rheinland-Pfalz als eines der wenigen Bundesländer überhaupt kein Förderprogramm hierfür."