Klinik-Protest in Mainz

Hebammen: "Keine Geburtshilfe ist auch keine Alternative!"

Stand

Geburtshilfe gilt finanziell als nicht so attraktiv für Kliniken. Hebammen fürchten, dass noch mehr Stationen schließen. Sie beteiligten sich deshalb an Protesten in Mainz.

Etwa 1.000 Menschen kamen am Mittwoch zum Aktionstag der Krankenhäuser und Kliniken, die auf ihre schwierige wirtschaftliche Lage aufmerksam machten. Unter den Teilnehmenden waren auch viele Hebammen.

Das Motto der Proteste: "Alarmstufe Rot!" Bei dieser Alarmstufe sehen sich die Hebammen schon lange: Seit 2009 wurden in Rheinland-Pfalz bereits 33 Kreißsäle geschlossen. Aktuell versorgen gerade noch 29 Standorte die jährlich knapp 37.000 Schwangeren, Gebärenden, Wöchnerinnen und Kinder mit ambulanten und stationären Geburtshilfeleistungen im Land.

Werdende Eltern machen sich Sorgen

Schon jetzt sei die Versorgung in der Geburtshilfe längst nicht mehr so, wie werdende Eltern sich das wünschten. Maria und Marcel Peter aus der Region Koblenz zum Beispiel erwarten bald ihr drittes Kind. Sie freuen sich auf die Geburt, haben aber auch Ängste, zum Beispiel, ob es einen freien Kreißsaal gibt.

Mainz

Angespannte Lage in Rheinland-Pfalz Etwa 1.000 Menschen bei Klinik-Protest in Mainz

Bundesweit haben am Mittwoch Krankenhäuser auf ihre finanziell schwierige Lage aufmerksam gemacht. In Rheinland-Pfalz fand die zentrale Demo in Mainz statt.

Am Tag SWR4 Rheinland-Pfalz

Mareike Römer ist freiberufliche Hebamme in Montabaur. Sie kennt die Sorgen der Familien und sagt: "In den Kliniken hat es sich durch die vielen Schließung der letzten Jahre unheimlich - also noch viel stärker zugespitzt. Also, dass eine Hebamme viel, viel mehr Frauen gleichzeitig betreuen muss und dann natürlich irgendwann dazu übergeht, nur noch für Sicherheit zu sorgen. Also weit weg von ihrem Anspruch."

Hebammen bei Demo

Hebammenverband sieht Frauen nicht gut versorgt

Ingrid Mollnar, Erste Vorsitzende des Hebammenlandesverbands Rheinland-Pfalz sagt: Für die Hebammen bedeute die Krankenhausreform, "dass die normale Geburt weiterhin nicht finanziert werde, weiterhin nicht anerkannt wird, dass weiterhin Kreißsäle schließen, dass die Arbeitsbedingungen sich nicht ändern. Die Versorgung der Frauen ist alles andere als gut im Moment."

Verlässliche Geburtshilfe für Schwangere gefordert

Der Hebammenverband fordert unter anderem, dass alle Krankenhausstandorte und Geburtshilfeabteilungen gesichert werden, bis eine verlässliche Versorgungsplanung vorliegt. Die Geburtshilfe soll in die Grundversorgung aufgenommen werden, um die Bedürfnisse von Müttern und Kindern langfristig zu sichern. Und der Deutsche Hebammenverband will am Prozess der Krankenhausstrukturreform beteiligt werden.

Grafik zum Aktionstag

Die Hebammen setzen sich zudem dafür ein, dass die "Hebammengeleitete Geburtshilfe" geschaffen wird. Ein Modell, entwickelt vom Deutschen Hebammenverband. Dieses könne Geburtshilfe künftig sicherstellen - und zwar wohnortnah, rund um die Uhr und verbunden mit guten Notfall- und Versorgungskonzepten.

"Wenn die Krankenhäuser schließen, verschwinden auch die Kreißsäle."

Hebammen kämpfen für Erhalt der Kreißsäle

Mit jährlich mehr als 700.000 Fällen ist die Geburt einer der Hauptgründe, warum Menschen ein Krankenhaus aufsuchen. Doch die bisherigen Strukturen und die Finanzierung missachten nach Auffassung des Hebammenverbands das, was Familien brauchen sowie den Personal- und Zeitaufwand einer normalen Geburt.

"Solange die bestehenden Fehler in der Finanzierung der klinischen Geburtshilfe nicht beseitigt werden, können weder die Schließung von Krankenhäusern verhindert noch die Versorgung von Müttern und Kindern verbessert werden", so der Verband. Die wirtschaftliche Lage vieler Krankenhäuser sei besorgniserregend. "Wenn die Krankenhäuser schließen, verschwinden auch die Kreißsäle."

Rheinland-Pfalz

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SWR