Neue Energiequelle für das Ahrtal

Nahwärmenetz in Marienthal geht an den Start

Stand
Autor/in
Maike König
Onlinefassung
Christian Papadopoulos

Ein neues Nahwärmenetz sorgt seit Sonntag in Marienthal für heißes Wasser und warme Heizungen. Für die von der Flutkatastrophe betroffene Gemeinde im Ahrtal ein Meilenstein.

Heißes Wasser aus dem Hahn oder einfach gemütlich im Warmen einen Kaffee trinken - für Katharina und Werner Ertel aus Marienthal ist das jetzt endlich wieder möglich.

"Sehr schön, wieder zu Hause zu sein, Heizung zu haben, nicht frieren müssen, sich keine Sorgen machen müssen um Heizungsanlage, Provisorien, Heizölfirma oder sonstige Sachen. Wir haben warmes Wasser, das ist schon klasse," sagt Werner Ertel. Wie noch 32 weitere Anwohner im Dorf sind die Ertels über einen Anschluss im Keller mit dem neuen Nahwärmenetz verbunden.

Wärme aus Holzpellets und Solarthermie

Und so funktioniert es: Im Heizkraftwerk werden Holzpellets verbrannt und so Wärme gewonnen, die umgewandelt wird. Zusätzlich liefert Solarthermie auf dem Dorfgemeinschaftshaus und dem Kraftwerk Wärme. Diese wird in Form von Warmwasser über das Leitungsnetz in die Häuser verteilt.

CO2-Ausstoß wird drastisch gesenkt

Durch das zentrale Heizkraftwerk sind die Marienthaler jetzt unabhängig vom Heizöl, das in der Flutnacht so viele Häuser stark beschädigt hatte. Und das Nahwärmenetz hat noch weitere Vorteile. Rolf Schmitt, Dorfkümmerer in Marienthal, sagt: "Neben dem Effekt, dass wir relativ günstig heizen können mit der Dorfwärme, haben wir nebenbei noch den CO2-Ausstoß von 238 Tonnen auf 18 Tonnen reduzieren können für dieses kleine Dorf." Das macht das Nahwärmenetz von Marienthal auch zum Vorzeigeprojekt für den nachhaltigen Wiederaufbau im Ahrtal.

Dreyer spricht von "Meilenstein für klimaneutrale Wärmeversorgung"

"Der heutige Tag ist nicht nur für die klimaneutrale, nachhaltige und sichere Wärmeversorgung ein Meilenstein, sondern auch für die Dorfgemeinschaft Marienthals, die nach der Flutkatastrophe noch enger zusammengerückt ist und sich für ihr Nahwärmenetz eingesetzt hat", sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) einer Mitteilung zufolge bei der Inbetriebnahme am Sonntag. Nach dem Willen der Landesregierung von Rheinland-Pfalz sollen noch viele Gemeinden diesem Beispiel folgen. Tatsächlich planen auch andere Gemeinden an der Ahr Nahwärmenetze, es fehlt ihnen allerdings noch an Fördergeldern. Dreyer ist optimistisch, dass das Land sie unterstützen kann.

Bis zur Flut mit mindestens 134 Toten und tausenden verwüsteten Häusern im Juli 2021 hatte es im Ahrtal viele weniger klimafreundliche Öl-Heizungen gegeben. "Dort, wo früher in den Häusern vor allem mit Öl geheizt wurde, ist nun der erste Ort im Ahrtal mit einer klimaneutralen Wärmeversorgung entstanden", bilanzierte Energie- und Klimaschutzministerin Katrin Eder (Grüne) mit Blick auf Marienthal. Die Kosten für das Projekt wurden auf zirka 2,1 Millionen Euro beziffert.

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