Frauen, die auf der Straße leben, sind vielen Gefahren ausgesetzt. Vor einigen Jahren seien zwei wohnungslose Frauen in Mainz vergewaltigt worden, berichtet der Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert. Und immer wieder stellen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Vereins fest, wie schwierig es ist, Unterkünfte für obdachlose Frauen zu finden.
Lücke im Versorgungssystem
Die Frauen wollen nicht in Gemeinschaftsunterkünften mit Männern schlafen. Die einzige Anlaufstelle allein für Frauen in Mainz, der Wendepunkt von Mission Leben, ist eigentlich immer voll belegt.
Der Verein Armut und Gesundheit will mit seinem neuen Angebot daher einen ersten Schritt gehen, um diese Lücke zu schließen. Im Mainzer Stadtteil Laubenheim hat der Verein ein Haus gekauft, in das seit dem 1. Februar 2024 insgesamt drei Frauen einziehen können - auch für einen längeren Zeitraum. Drei Schlafzimmer gibt es in dem Haus, außerdem eine Notschlafstelle, falls mal ganz schnell jemand untergebracht werden muss. Des Weiteren gibt es einen Gemeinschaftsraum, eine Küche und ein Badezimmer. Diese Räume werden von allen gemeinsam genutzt.
Haus für obdachlose Frauen soll nicht "nur" Schlafplatz sein
Die Frauen sollen in dem Haus wie in einer Wohngemeinschaft zusammen leben, erzählt Sozialarbeiterin Jenny Heinz. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Marie Geske ist sie verantwortlich für das neue Wohnprojekt "Haus Bahar". In einem Büroraum im Haus bieten die beiden regelmäßige Sprechstunden an. Denn den Frauen soll nicht nur kurzfristig geholfen werden.
Es geht darum, ihnen eine Perspektive aufzuzeigen. Sie sollen Hilfe bei Anträgen bekommen, aber auch Unterstützung, wenn sie gesundheitliche oder psychische Probleme haben. Das Angebot richtet sich auch nicht ausschließlich an Frauen ohne festen Wohnsitz, betont Marie Geske. Betroffene von Gewalterlebnissen können ebenso im "Haus Bahar" unterkommen - so wurde die Einrichtung benannt.
Rückzugsort und Schutzraum für einen Neuanfang
Bahar ist ein weiblicher Vorname persischer Herkunft und bedeutet "Frühling, Neuanfang". Das soll den Bewohnerinnen Hoffnung geben und sie ermutigen, einen Neustart zu wagen. Gleichzeitig wurde der Name auch als ein Zeichen der Solidarität gewählt, mit allen Frauen, die für Freiheit und Gerechtigkeit kämpfen, betont Trabert.
Finanziert wird die Unterkunft vor allem über Spenden des Vereins Armut und Gesundheit, sowie durch Zuschüsse einer Stiftung.
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