Landwirte haben in Mainz-Finthen tote Krähen in Kirschplantagen gehängt - sie sollen andere Krähen davon abhalten, Kirschen zu fressen.

Behörden sehen kein Problem

Tote Krähen hängen zur Abschreckung in Kirschplantage in Mainz-Finthen

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Corinna Lutz
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Jürgen Wolff

Um andere Krähen davon abzuhalten, Kirschen zu fressen, baumeln auf einem Feld in Mainz tote Vögel an Stangen. Die Tierrechtsorganisation PETA hat das Veterinäramt eingeschaltet.

Das sei eine grausame Abschreckungsmaßnahme, schreibt PETA in einer Pressemitteilung. Ein Spaziergänger habe sich mit Fotos an die Tierrechtsorganisation gewandt.

Um andere Krähen davon abzuhalten, Obst in einer Plantage in Mainz zu fressen, wurde eine tote Krähe an einer Stange aufgehängt. (Foto: PETA)
Die Tierrechtsorganisation PETA vermutet, dass die toten Krähen "strategisch" zur Abschreckung ihrer lebenden Artgenossen platziert wurden.

Man habe Anzeige wegen möglicher Verstöße gegen seuchenschutzrechtliche Vorschriften sowie Belästigung der Allgemeinheit beim Veterinäramt erstattet. Gemäß Landesjagdverordnung Rheinland-Pfalz hätten Krähen bis Ende Juli Schonzeit und dürften daher aktuell nicht bejagt werden.

Der Anblick dieser Krähen schockiert jeden Menschen, dem Tiere am Herzen liegen.

Inzwischen hat das zuständige Veterinäramt mitgeteilt, dass weder Tierschutz- noch Seuchenschutzbestimmungen verletzt worden seien. Nach Angaben des Landesamtes für Umwelt und des Kreisjagdmeisters ist der Abschuss der Krähen zudem aktuell unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Nach SWR-Informationen gab es im Vorfeld zudem Gespräche zwischen Landwirten und der Stadt Mainz. Es soll auch Ausnahmegenehmigungen für den Abschuss in Mainz-Finthen gegeben haben.

Mainzer Landwirt sagt, Methode schrecke die Tiere ab

Der Vorsitzende des Bauernvereins Finthen, Sven Schmitt, sagte dem SWR, dass das Ganze der Vergrämung der Tiere diene. Die Krähen würden ansonsten in Schwärmen über die Kirschbäume herfallen. Man dürfe sie in Finthen mit anderen Methoden wie Schüssen nicht vertreiben. In der Nähe befinde sich ein Vogelschutzgebiet und im Umkreis von drei Kilometern seien deshalb solche Methoden nicht erlaubt.

Krähen fressen nicht nur Kirschen

Im Jahr 2023 schätzten Mainzer Obstbauern die Schäden, die durch Krähen angerichtet wurden, auf mehrere 100.000 Euro. In der Region rund um Alzey waren auch Zuckerrüben- und Maisfelder betroffen. Der Bauern- und Winzerverband forderte deswegen für die betroffenen Landwirte eine Entschädigung vom Land. Das habe man auch schon im vergangenen Jahr getan, sagte der Sprecher damals. Passiert sei aber nichts. Es müsse endlich auch möglich gemacht werden, Krähen zu bejagen.

Die noch unreifen Kirschen sind von Krähen angepickt (Foto: Archiv, Sven Schmitt)
Krähen fressen nach Angaben der Landwirte auch Süßkirschen, die noch nicht reif sind.

Schäden können gemeldet werden

Landwirte, die auf ihren Feldern, in den Weinbergen und Plantagen Schäden feststellen können das per Smartphone melden. Das teilte Landwirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) Anfang des Jahres mit. Die digitalen Daten werden dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) gemeldet.

Im Extremfall drohe der Totalverlust

Im Schadensfall könne so schneller gehandelt werden, hieß es. Wenn die Krähen erst einmal in einer Plantage angekommen seien, müsse extrem schnell gehandelt werden, betonte Schmitt. "Sonst drohen große Schäden bis hin zum Totalverlust."

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